News
04.10.2000, 13:30 Uhr
Gratis Windows Me für Bastler
Alle reden von Windows Me und meinen wohl einen Windows 9x-Aufguss - denn viel Innovation hat Microsoft wahrlich nicht in die neue Version gepackt. Windows Me bekommen Sie billiger im Eigenbau - wir zeigen wie.
Nachdem der Windows Me-Hype schon wieder abflaut, reibt sich die Computer-Gemeinde einmal mehr erstaunt die Augen: Fast nichts ist wirklich neu in diesem grösseren "Windows 98-Update". Was sich änderte, ist letztlich nichts anderes, als dass Microsoft den Betriebssystem-Dinosaurier MS-DOS noch besser vor dem Anwender zu verstecken weiss. MS-DOS "bereichert" schon seit 1980 die PC-Welt und ist entgegen allen Beteuerungen immer noch die Grundlage der Windows9x/Me-Generation. In Windows Me wurden viele ärgerliche Bugs des Vorgängers 98 (SE) behoben. Doch mit den entsprechenden Patches [1] ist man auch mit Windows 9x auf der sicheren Seite.
Einige Features aus Me sind sicher erwähnenswert... doch lohnt sich für ein "Mega-Update" der Griff ins Portemonnaie? Ich meine Nein! Darum werde ich mir mein eigenes Windows Me zusammenschustern, kostenfrei.
Erinnern wir uns ein wenig ans Release [2] von Windows 98 zurück: Unter dem Druck vom damaligen Browser-Dominator Netscape war Microsoft gezwungen, den Internet Explorer 4.x viel früher als geplant und kostenfrei ins Internet zu stellen. Microsoft verschlief den Start ins Internet am Anfang sträflich; der Internet Explorer 2.0 - damals von Microsoft nur mit dem kostenpflichtigen (sic!) Plus!-Pack vertrieben - war schlicht eine Katastrophe. Eigentlich wollte man den Browser in der Version 4.0 erst mit Windows 98 anbieten - und natürlich nicht gratis. Dem Druck von Netscape verdanken die User zu einem grossen Teil, dass für IE nicht abkassiert wird. IE 5.5 wird mit Windows Me ausgeliefert. Der PCtip hat ihn zum Download bereitgestellt - mit einer nützlichen Anleitung, wie Sie das Programm auch nach erfolgter Installation auf der Festplatte archivieren können [3] . Doch IE ist beileibe nicht der einzig brauchbare Browser. Sowohl Opera [4] als auch Netscape [5] schlafen nicht und bieten ebenbürtige Alternativen an.
Der Multimedia-Player "Windows Media Player 7" von Microsoft wird ebenfalls mit Windows Me ausgeliefert. Auch dieses Tool ist gratis und franko zu haben. Der Windows Media Player beherrscht x-beliebige Multimedia-Formate. Beim PCtip finden Sie dieses Programm [6] . Wer nun meint, Microsoft hätte der User-Gemeinde den Media Player in einem Anflug von Barmherzigkeit geschenkt, darf sich beruhigen: Auch hier geht es um die Vorherrschaft in einem zukunftsträchtigen Softwarezweig, dem Multimedia-Streaming. In Zukunft werden immer mehr Computer-Benutzer einen Breitbandanschluss (also mindestens Kabel) besitzen. Um Filme übers Netz zu schauen oder Musik vor dem Kauf gleich online anzuhören, braucht es dazu fähige Programme. RealMedia Networks ist der wahre Pionier in diesem Geschäft. Schon als der Netscape Navigator 3 das Licht der Welt erblickte, steuerte RealMedia das PlugIn "Real Audio" bei - kostenlos. Unterdessen ist auch dieses Tool beträchtlich gewachsen und kann in der deutschen Version als RealPlayer 8 beim PCtip "gesaugt" werden [7] . In der Welt der komprimierten Audio-Files im MP3-Format war Winamp von allem Anfang an dabei. [8] Auch heute noch ist dieses Programm bei den Usern mit Abstand am beliebtesten - nicht zuletzt deshalb, weil es sehr einfach und übersichtlich zu handhaben ist. Auch Skins unterstützt Winamp schon seit langem - beim WMA ist dieses Feature erst ab der Version 7 dabei.
In Windows Me befindet sich neu das Chat-Programm MSN Messenger in der Version 3. Es ist zwar durchaus erfreulich, dass Microsoft an die Chat-Gemeinde dachte. Doch leider müssen Sie, um dieses Tool einsetzen zu können, gleich noch einen Email-Account beim Microsoft-eigenen Service "Hotmail" eröffnen... Da bleibe ich doch lieber gleich beim Original ICQ [8] mit seiner grossen Fangemeinde.
Seit die Regierung der USA ihre restriktiven Exportbestimmungen für die 128-Bit-Verschlüsselung unter den Tisch fallen liess, bietet auch Microsoft für europäische Kunden den sicheren Schlüssel an. Beim PCtip kann man schon seit längerem dieses File für verschiedene Windows-Versionen herunterladen [9] .
Wer ACDSee [10] oder IrfanView [11] kennt, für den ist die in Windows Me neu beigefügte Bildvorschau ziemlich bekannt. Und gerade darum kann er sich auch das Update sparen; IrfanView ist zudem ebenfalls kostenlos als Freeware erhältlich. Wer dem "Original" möglichst nahe kommen will, der lade sich Shell Picture herunter [12] , damit lassen sich Bilder bereits im Kontextmenü betrachten.
Was Microsoft als Neuerung verkauft - die verbesserte DVD-Unterstützung und das Videoschnitt-Programm "Movie Maker" - können Freeware-Programme besser. Wer sich einmal mit MPEG Scissors [13] beschäftigte, wird Movie Maker keines Blickes mehr würdigen. Auch im DVD-Sektor beherrschen die zwei Shareware-Programme PowerDVD [14] und WinDVD [15] den Markt, denen der Windows DVD-Player nicht annähernd das Wasser reichen kann.
Schon im kostenpflichtigen Plus!-Pack von Windows 98 war ein Feature enthalten, mit dem sich Dateien und Ordner auch ohne spezielles Programm komprimieren liessen. Doch warum extra das Plus!-Pack erstehen, wenn es leistungsfähigere Freeware-Programme gibt? PowerArchiver versteht nicht nur das Zip-Format, sondern kann noch viel mehr [16] - unter anderem erlaubt es, Files in die Linux-Formate TAR und GZ zu zippen. Wer ein wenig Geld ausgeben will, der beschaffe sich zusätzlich Winrar [17] . Winzip brauchen Sie nicht mehr, PowerArchiver ist definitiv die bessere Alternative.
Nun zum letzten und in meiner Sicht nützlichsten neuen Feature von Windows Me: die Rede ist von "PC Health", also dem Konzept der sicheren System-Wiederherstellung im "Katastrophenfall". In Me wurden einige Anstrengungen unternommen, dem bekannten BSOD (Blue Screen of Death) Herr zu werden. Dazu werden die Systemdateien nun vor voreiligem Überschreiben verschont und die Konfiguration besser geschützt. Doch auch hier gilt: Shareware-Entwickler haben sich in dieser Software-Lücke der alten Windows-Versionen längstens eingenistet. Das Programm ERU war auf der Windows 95-CD gratis dabei, verschwand dann aber wieder in den späteren Ausgaben [18] . Für Windows 98 (SE) verrichtet es seinen Dienst jedoch tadellos. Der Registry Optimizer ist ein Freeware-Tool aus Deutschen Landen und erstellt neben einer Kompression der Registry gleich noch ein Backup derselben [19] . Das kostenpflichtige EasyClean ist in der Shareware-Szene hinlänglich für seine Einfachheit und Effizienz bekannt [20] . Mit diesen Tools gewappnet, können Sie guten Gewissens auf die PC Health-Features von Windows Me verzichten. Wollen Sie sich die Systemsicherheit doch etwas kosten lassen, dann schauen Sie sich SecondChance von Powerquest einmal genauer an [21] . SecondChance bietet deutlich mehr Optionen als die Sicherheitstools von Windwos Me.
Sie fragen sich nun sicher: "Ja, was ist denn eigentlich für den User bahnbrechend neu an Windows Me?" Die Antwort ist meiner Ansicht nach einfach: Nichts.
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.