News 08.12.2010, 14:48 Uhr

Verbotene Früchte schmecken am besten

Eine neue Studie aus Deutschland zeigt: Altersbeschränkungen bei Killerspielen verfehlen ihre Wirkung.
Killerspiele beziehungsweise deren Abgabebeschränkungen an Jugendliche sind in Deutschland ein politisches Dauerthema. Nach den schlimmen Amokläufen von Erfurt und Winnenden forderten nicht wenige deutsche Politiker ein Verbot von «Ego-Shootern». Dies, weil bei den Tätern solche Spiele gefunden wurden. Jedoch konnte bis heute keine wissenschaftliche Studie einen direkten Einfluss von Ego-Shootern oder ähnlichen gewaltverherrlichenden Games auf die Gewaltbereitschaft der Spieler nachweisen. Viel mehr ist die Gewaltbereitschaft von anderen Faktoren bestimmt wie zum Beispiel das soziale Umfeld. Killerspiele können die Gewaltbereitschaft in bestimmten Fällen jedoch verstärken.
Die in der Schweiz verbreiteten PEGI-Logos mit Hinweisen auf den Inhalt des Spiels
In der Schweiz verkaufte Spiele werden von der Pan European Game Information (PEGI) gekennzeichnet. Die PEGI-Labels beinhalten neben der Altersfreigabe auch noch zusätzliche Hinweise zum Inhalt im Spiel, zum Beispiel vulgäre Sprache oder Gewalt- oder Erotikszenen. In Deutschland ist die USK - die «Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle» für die Kennzeichnung zuständig. Im Gegensatz zur PEGI-Kennzeichnung wird bei der USK nur eine Altersfreigabe angegeben, zusätzliche Hinweise auf kritischen Inhalt fehlen.
Die von der USK vertriebenen Logos mit einer reinen Altersbeschränkung
Ab dem 1. Juni 2009 wurden die Verpackungen mit noch grösseren Alterskennzeichnungen versehen. Dies nahm die Universität Erfurt als Anlass, in Deutschland eine Studie über die Wirksamkeit dieser Warnhinhweise zu verfassen.
Die Studie kommt zu einem ernüchternden Ergebnis. Die Massnahme war nur teilweise erfolgreich, wie die Experten nachweisen. Zwar nehmen die Konsumenten die Hinweise beim Kauf schneller und intensiver wahr als bisher. Gleichzeitig verspüren die 12- bis 13-jährigen Interessenten aber auch einen höheren Reiz, die Beschränkung zu missachten.
Bei den Jugendlichen ist der Drang gestiegen, «eben gerade solche Titel zu nutzen», wie die Wissenschafter schreiben. Der «Forbidden-Fruit»-Effekt sei nachweisbar und steigere die Attraktivität bestimmter Inhalte. Zudem erfassen die Altersbeschränkungen den tatsächlichen Entwicklungsstand von Kindern nicht, der sich häufig deutlich unterscheidet. Auch bemängeln die Experten, dass beim USK-Label eine inhaltliche Begründung für die Altersbeschränkung fehlt.

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
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Smeagollum
08.12.2010
Forbidden-Fruit-Effekt Vielleicht wählen die Jugendlichen diese Spiele ja deshalb, weil sie eben besser sind, als die jugendfreien. Ob ein Jugendlicher ins Feuer greift, obwohl oder gerade weil man es ihm verbietet? Die wissen eben, dass hinter dem Verbot etwas steckt. Zu Orthografie möchte ich mich erst gar nicht äußern, da krieg ich bei euch regelmäßg Anfälle.

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crimle
08.12.2010
Dass es einen «Forbidden-Fruit»-Effekt gibt, glaube ich schon. Aber soll man denn einfach nichts tun und mit den Schultern zucken? Gewaltspiele in einer eher harmlosen Ausprägung habe ich schon gesehen (als Zuschauer). Ich fand sie einfach nur widerlich und abartig. Gewaltspiele der härteren und härtesten Sorte will ich weder sehen geschweige mir vorstellen, was da abgeht. Solcher Schund gehört verboten, auch wenn ein Verbot umgangen werden kann. Schliesslich werden sind Einbrüche, Raubüberfälle usw. ja auch verboten, obwohl dieses Verbot täglich missachtet wird.

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thom45
09.12.2010
Zum Kotzen! Solcher Schund gehört verboten, auch wenn ein Verbot umgangen werden kann. Schliesslich werden sind Einbrüche, Raubüberfälle usw. ja auch verboten, obwohl dieses Verbot täglich missachtet wird. Diese Auffassung teile ich ohne Wenn und Aber! Solche Produkte aus dem moralischen Scheisshaus braucht es definitiv nicht. Pasta! Es ist nicht nur widerlich. Es ist zum Kotzen! Ich wäre dafür, dass man diese Produkte vollständig kompromisslos kriminalisiert. Und man komme mir jetzt nicht mit dem doofen Argument der persönlichen Freiheit, denn wenn man dieses Argument anführen muss, dann ist der Begriff der Freiheit an sich schon moralisch auf den Nullpunkt entwertet. Auf Grund meines Realitätsverständnisses und der totalen Abgeklärtheit gegenüber dem Establishment und der Politik, glaube ich selbstverständlich nicht, dass es je zu so einem Verbot kommen wird. Und zum Schluss: Dummheit ist beschlussfähig. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

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Chruz
09.12.2010
Also der von exro verlinkte Test ist ja auch nicht ernst zu nehmen.. Damit möchte ich dich nicht angreifen oder so, ich finde nur den Test ziemlich lächerlich. Dass die Verkäufer einem 14-Jährigen, welcher wie ein Drittklässler aussieht, keine Spiele ab 16/18 verkaufen, wundert mich nicht. Das Problem liegt eher weiter "oben", bei den 16/17-Jährigen.. Dort wird eher nicht kontrolliert, würde ich behaupten. Aber die Alterseinstufungen sind zum Teil eh nicht ernst zu nehmen und wenn man das Game nicht kriegt, findet man immer einen Weg.. Kollegen die so alt sind, Internet (ist zwar nun auch verschärft worden),..Aber das wissen ja alle und wurde schon x-mal geschrieben:D

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skyzem
10.12.2010
Solcher Schund gehört verboten, auch wenn ein Verbot umgangen werden kann. Schliesslich werden sind Einbrüche, Raubüberfälle usw. ja auch verboten, obwohl dieses Verbot täglich missachtet wird. Nur weil du der Meinung bist, dass solche Games Schund sind müssen diese noch lange nicht verboten werden. Du hast bestimmt ein Auto, so wie ich auch. Ich könnte jetzt auch ein paar Gründe nennen warum man Autos verbieten soll. Diejenigen, die solche Games spielen, tun dir bestimmt nichts zuleide, wenn sie ihre Freizeit mit doofen Games vertrödeln. Und man komme mir jetzt nicht mit dem doofen Argument der persönlichen Freiheit, denn wenn man dieses Argument anführen muss, dann ist der Begriff der Freiheit an sich schon moralisch auf den Nullpunkt entwertet. Das hat natürlich nichts mit Freiheit zu tun, denn ein Verbot schränkt ja keine Freiheiten ein. facepalm.jpg

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thom45
10.12.2010
Philosophie der Freiheit... Das hat natürlich nichts mit Freiheit zu tun, denn ein Verbot schränkt ja keine Freiheiten ein. facepalm.jpg Es kommt ganz drauf an, was jemand unter Freiheit versteht. Auch das ist natürlich relativ. So gibt es ganz bestimmt Leute die sagen, wenn Killergames verboten werden, dann habe ich selbst nicht mehr die Freiheit zu wählen, ob ich ein Killergame kaufen und spielen will oder nicht, weil die Wahl habe ich nicht, es ist ja verboten. Natürlich kann man so jemanden dann darüber aufklären, was denn im tieferen philosophischen Freiheit bedeuten und sein kann, nur bezweifle ich bei so jemandem, dass dieser oder diese sich überhaupt einmal ernsthaft mit dem Freiheitsbegriff oder sogar mit der Philosophie der Freiheit auseinandergesetzt hat, geschweige noch bereit ist, das gelegentlich einmal zu tun...

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Wichtelzwerg
14.12.2010
Solcher Schund gehört verboten, auch wenn ein Verbot umgangen werden kann. Schliesslich werden sind Einbrüche, Raubüberfälle usw. ja auch verboten, obwohl dieses Verbot täglich missachtet wird. Entschuldige aber eine solche Aussage ist schlicht dumm. Bei Raubüberfälle, Einbrüche usw. kommen Personen oder Sachen zu schaden. Wenn ich Gewaltspiele spiele kommt niemand zu schaden, schliesslich geschieht das in meinen eignen 4-Wände. Dazu ist der Durchschnittsspieler solche Siele um die 30 Jahre alt. Also erwachsen und zurechnungsfähig selber zu entscheiden was für ihn gut tut und was nicht. Ich bin 37j. und spiele seit über 20 Jahre Gewaltspiele. Ich habe noch keiner Fliege etwas zu leide getan geschweige meiner Nachbars-Katze und ein Amoklauf habe ich auch nicht durchgeführt. Da müsstet ihr erst beginnen die Schützenvereine zu verbieten, schliesslich lernt man dort gezielt das töten an der Waffe. Und nicht in Computerspielen! Und dann am besten gleich auch das Knabenschiessen verbieten weil dort Kinder an Gewehre das töten lernen. Ja ich weiss ist extra leicht überspitzt geschrieben, schliesslich müssen wir Computerspieler uns das dumme Gerede über unser Hobby und die vielen bei den Haaren herbeigezogene Behauptungen schon länger anhören. Und die sind die meisten vor allem aus dem Kreis von Rolad Naef (SP-BERN) unter Gürtellinie (Computerspieler sind Kinderschänder, potentielle Mörder, Vergewaltigter usw.). Nur bei Computerspielen kann er sich diese Frechheiten raus nehmen, würde er gegen die Waffenlobby mit den selben Argumenten vorgehen hätte er wohl schon lange eine Anzeige am Hals. Die Eltern werden bei einer solchen Diskussion natürlich einfach ausgeklammert. Welche Mutter geht den mit ihrem 12 Jährigen Kind im Kino "SAW" Filme anschauen? Wohl die wenigsten. Oder welche Eltern trauen ihrem Kind Nachrichten Bilder aus Afghanistan zu? Oder schauen sich mit Ihren Kinder Pornos an? - Wohl auch die wenigsten! Und das selbe gilt doch auch bei Computerspielen. Da erwarte ich das die Eltern kontrollieren was ihre Kinder spielen. Für irgend etwas gibt es schliesslich Alterskennzeichnungen. Die werden schliesslich nicht zum Spass weil es Lustig ist von PEGI und USK erstellt. Und solche Spiele sind schliesslich auch nicht für Kinder geeignet weil sie für Erwachsene programmiert wurden. Den Erwachsenen solche Spiele zu verbieten weil es nicht in euren verkorksten Moralvorstellungen passt halte ich nicht ausreichend für ein Verbot. Jeder Mensch hat eine andere Auffassung von Moral und somit würde man nie einen gemeinsamen Konsens finden. Interessant ist ja das in Deutschland dem Mutterland der Killerspiele-Verbots-Forderungen man bereits einen Schritt weiter ist. Dort seht man inzwischen das Verbot nicht als richtiger Weg sondern man will mehr in die Aufklärung und den Jugendschutz stecken. Der richtige Weg, leider ist er anscheint noch nicht zu unseren hiesigen Politiker vorgedrungen. Ich werde mir mit Sicherheit mein Hobby nicht verbieten lassen. Und ich bin ein friedlicher erwachsener Computerspieler, aber wenn dieses Gesetz durch kommt, dann werde ich zum Amokläufer! Wichtel|Zwerg

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exro
14.12.2010
Also der von exro verlinkte Test ist ja auch nicht ernst zu nehmen.. Damit möchte ich dich nicht angreifen oder so, ich finde nur den Test ziemlich lächerlich. Dass die Verkäufer einem 14-Jährigen, welcher wie ein Drittklässler aussieht, keine Spiele ab 16/18 verkaufen, wundert mich nicht. … Nun, ähnliche Test-Käufe für alkoholische Getränke zeigten in den letzten Monaten ein ganz anderes Ergebnis, von daher doch relevant. Danke Wichtelzwerg, du schreibst mir aus der Seele… ;) Zudem wär dann noch die Frage zu klären, welche Produkte auch wirkliche Killergames sind. Welche Produkte entstammen den dem „moralischen Scheisshaus“??? (Moorhuhn-Jagd?) In den 50er Jahren war‘s der Rock'n'roll, in den 70zigern das unmoralische Fernsehen und in den 90zigern die Brutalität in Kinofilmen die für die Verrohung der Jugend und der Gesellschaft verantwortlich gemacht wurden. (Früher war ja sowieso alles besser…) Heute schreien viele wegen sog. Killergames auf, notabene wiederum ohne Kenntnis, was eigentlich wirklich „drin“ ist oder worum es geht. Verbote sind keine Lösung und waren es auch noch nie! Solche Verbote beschränken nur die Freiheit erwachsener und reifer Bürger. (Lass mich bei anderer Gelegenheit gerne auf einen philosophischen Disput zum Thema Freiheit ein. Wär sicher ganz interessant…) Auch den Eltern kann man nicht die ganze Verantwortung zuschanzen, denn diese können schliesslich nicht den ganzen Tag hinter ihren Kindern stehen und alles überwachen. Hier sind alle gefordert, die Altersbeschränkungen umzusetzen und einzuhalten.

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thom45
16.12.2010
Philosophie der Freiheit... Lass mich bei anderer Gelegenheit gerne auf einen philosophischen Disput zum Thema Freiheit ein. Für mich persönlich bedeutet Freiheit, nicht automatisch auf den augenblicklich stärksten Reiz zu reagieren, sondern die Motivation zu durchschauen, die einem leiten dem stärksten Reiz zu folgen, zu analysieren und danach bewusst entscheiden. Das ist nur eine Maxime für mich, die mir selbstverständlich nicht immer gelingt. Missionieren tu ich generell nicht aus dem Bewusstsein heraus, dass mein Bewusstsein kein Referenzbewusstsein für andere ist. Soviel dazu aus meiner persönlichen Sicht und Erfahrung. Da ich dieses Thema nur kurz andeuten und aus Zeitgründen nicht weiter diskutieren will, habe ich die E-Mail-Benachrichtigung jetzt ausgeschaltet.