News 18.03.2015, 12:03 Uhr

«Der Joystick wird obsolet»

Ein Spin-off der ETH Lausanne hat in San Francisco eine faszinierende Datenbrille gezeigt, die Gedanken liest. Das Gerät soll noch Ende 2015 auf den Markt kommen.
An der diesjährigen Game Developers Conference in San Francisco trumpfte das Schweizer Start-up MindMaze, ein Spin-off der ETH Lausanne, mit einer revolutionären Datenbrille auf. An der Vorderseite des Devices registrieren Kinect-artige Kameras die Handbewegungen des Spielers. Das macht es möglich, direkt in die virtuelle Umgebung einzutauchen. Anders als etwa die Oculus Rift, die man sich mit einem Kunststoffgürtel umschnallt, setzt man sich den «Cyberhelm» wie ein Netz auf. Denn das Ganze ist auch eine Art Gedankenexperiment – im wahrsten Sinne des Wortes.

«Der Joystick wird obsolet»

Dabei kombiniert die «MindLeap» genannte Plattform eine Technik, wie sie teilweise schon im Gaming-Segment erprobt wird: EEG-Sensoren registrieren die elektrische Aktivität des Gehirns. Die davon ausgehenden Signalströme erlauben Emotionszuordnungen nach Zuständen wie Entspannung oder bestimmten Bewegungabsichten.
Das Resultat ist eine Kombination aus Augmented Reality und Virtual Reality – und der «Joystick wird offiziell obsolet», schreibt die ETH Lausanne. Emotionen bringen in diesem Zusammenspiel neue virtuelle Elemente hervor. Denn: Die Bewegungen, die sich der Gamer vorstellt, werden just in diesem Moment von seinem Avatar durchgeführt. Bislang hat das Forscher-Team dies erst anhand einiger weniger Praxisbeispiele gezeigt: Ist ein Spieler angespannt oder zornig, springen Feuerfunken aus den Fingerspitzen seines Alter Egos. Entspannt sich der Spieler, wird das Feuer seiner Hand zu Eis. So ein Beispiel.

Gedankenkalibrierung

Es gibt aber noch eine andere Innovation: Sobald ein gewisses Muster an Gedankenströmen vorhanden ist, hat der Spieler sich quasi für ein Steuersystem «kalibiert». Der Avatar könne so im Spiel – nur mit seinen Gedanken – einen Gegenstand in die Hand nehmen oder eine Tür öffnen. Dadurch muss das System aber zuerst ein grosses Spektrum an Gedankenströmen kennenlernen, davon etwa das ganze Gefühlsspektrum zwischen Anspannung und Entspannung.
MindMaze erforschte mit der speziellen Datenbrille bislang Rehabilitierungsvorgänge von Schlaganfallpatienten. Tej Tadi, der CEO des Jungunternehmen, hofft jedoch darauf, die neue Erfindung schon Ende 2015 auf den Markt zu bringen.
Das erst 2012 gegründete Unternehmen hat dazu schon einen Fonds von 8,5 Millionen Franken beisammen. Dessen CEO wurde laut der ETH Lausanne vom World Economic Forum zu einem «Young Global Leader» gekürt. Dieser Status gebühre gemäss WEF jungen Talenten unter 40 Jahren.

Autor(in) Simon Gröflin



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