News 04.01.2011, 11:36 Uhr

Wahlen: elektronische Stimmabgabe gestoppt

Genf und Zürich stellen ihre E-Voting-Pilotversuche ein. Das betroffene Stimmvolk muss dieses Jahr also wieder zur Urne pilgern oder per Briefpost abstimmen und wählen.
Aus unterschiedlichen Gründen setzen die Kantone Genf und Zürich den Testbetrieb für die elektronische Stimmabgabe aus. In der Westschweiz wird die unsichere Rechtslage angeführt: «Zur Lancierung der Wahlen im Internet will sich der Kanton eine solide, klare legale Basis schaffen, um sich gegen das Risiko von gesetzlichen Rekursen zu wappnen», lässt sich die Genfer Kantonskanzlerin Anja Wyden Guelpa vom Auslandsschweizer-Informationsdienst Swissinfo zitieren.
Zürich führt dagegen die hohen Kosten an: Der Urnengang eines Inlandsschweizers koste den Kanton 50 Franken, die Abstimmung eines Auslandschweizers sogar 150 Franken, weiss Wyden Guelpa. Das Genfer System könne dagegen für 15 Franken sicherstellen, dass jenseits der Grenze lebende Schweizer an den Abstimmungen teilnehmen können.
Der Stopp der elektronischen Stimmabgabe in 2011 sei von Beginn an geplant gewesen, sagte die Bülacher Ratssekretärin Denise Meyer dem Neuen Bülacher Tagblatt. Sie kennt einen weiteren Grund, der Zürich zum Abschalten bewogen hat: Seit vier Jahren gäbe es Probleme mit der Software. Jedoch, so Meyer, nutzten die Gemeinden das Programm auch, um auf herkömmlichem Weg erfasste Abstimmungsresultate an den Kanton zu übermitteln. «Die Schwierigkeiten haben also nichts mit dem E-Voting zu tun, sondern einzig mit dem Programm an sich», merkt die Ratssekretärin an.

Zwölf Kantone betroffen

Zwölf Kantone betroffen
Das Genfer und Zürcher Abstimmungssystem wird seit September vergangenen Jahres auch von zehn anderen Kantonen eingesetzt. Auf den Westschweizer Computer greifen auch Auslandschweizer und Stimmbürger der Kantone Basel-Stadt und Luzern zu. Zürich offerierte sein System den Kantonen Aargau, Freiburg, Graubünden, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen und Thurgau. Neuenburg betreibt eigene Rechner für die Stimmabgabe. Es wird im Zuge des endenden Testbetriebs ebenfalls heruntergefahren.
Die Auslandsschweizer-Organisation (ASO) äussert sich in einer Mitteilung «erstaunt» und mit «grosser Enttäuschung» über die Entscheidungen der Kantone. «Die eidgenössischen Parlamentswahlen 2011 wären ein idealer Anlass für die beiden E-Voting-Pilotkantone Genf und Zürich gewesen, um erste Erfahrungen mit Wahlen via E-Voting zu machen», so die ASO. Jedoch hätten beide Kanone versichert, dass es den ca. 130'000 Auslandsschweizerinnen und Auslandsschweizern zur Parlamentswahl 2015 möglich sein sollte, per E-Voting zu wählen.



Kommentare
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schmidicom
05.01.2011
Einfach Unfähig War ja zu erwarten das unsere Steinzeitpolitiker weder den Willen noch das Können haben ein solches Projekt zur Massentauglichkeit weiterzuentwickeln. Aber über zu wenig Stimmbeteiligung jammern das können sie dann wieder...

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dhbb
05.01.2011
Moment mal... Ich wäre auch absolut für ein solches Projekt. Aber die Wahl- und Stimmbeteilligung davon abhängig zu machen ist falsch. Ich finde das Stimm- und Wahlrecht sollte gegen eine Stimm- und Wahlpflicht ersetzt werden, und wer seiner Pflicht nicht nachkommt, sollte wiederum mit CHF 500.00 gebüsst werden... Es kann nicht sein, dass alle über die Ergebnisse motzen und trotzdem fast keiner an der Urne war.

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gmv80
05.01.2011
Moment mal... Ich wäre auch absolut für ein solches Projekt. Aber die Wahl- und Stimmbeteilligung davon abhängig zu machen ist falsch. Ich denke mal, dass schmidicom das gleich sieht wie ich. Könnte ich bequem zuhause wie beim e-banking abstimmen, ich würde wohl kaum eine abstimmung verpassen. klar ist brieflich abstimmen auch kein grosser zeitaufwand, aber im heutigen digitalen zeitalter halt einfach nicht wirklich innovativ.

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FFOOO
06.01.2011
Kein guter Vergleich Das E-Banking im Internet machts vor. Da sind mit wenigen Mitteln die notwendigen Sicherheiten eingebaut. Es ist daher unerklärlich, warum das E-Voting vom Bundesrat verhindert wird. Der Vergleich e-Banking / e-Voting wird zwar häufig bemüht, hinkt aber. Die Anforderungen an die elektronische Stimmabgabe müssen höher sein (auch wenn natürlich ein perfekt sicheres System nicht zu erreichen ist - auch ohne e-Voting nicht). -Die politischen Rechte *garantiert* der Staat "allen" (abgesehen von Ausnahmen) durch die Bundesverfassung. Eine Bankverbindung *darf* man (freiwillig) eingehen und dabei die Bank frei wählen. Sprich: Der Staat kann hier nicht einfach durch einen anderen ersetzt werden wie eine Bank. -Wenn beim e-Banking etwas schiefgeht, geht allenfalls Geld verloren. Dieses ist einerseits ersetzbar und zudem ist aufgrund vonn Kontoauszüge sowie täglichen Sicherungen bei den Banken ein früherer Kontostand feststellbar und kann persönlich zugeordnet werden. -Abstimmungen / Wahlen sind anonym, sprich die Wahlzettel (elektronisch oder auf Papier) können nicht den stimmenden Personen zugeordnet werden, was eine nachträgliche Korrektur oder Ähnliches verunmöglicht. -Wahlen / Abstimmungen kann man nicht ohne weiteres wiederholen. Das Abstimmungsresultat wird bei einer Wiederholung verfälscht, weil nicht mehr die gleichen Leute abstimmen, weil ev. in der Zwischenzeit sogar neue Informationen publik werden etc. (-weitere Punkte die mir spontan nicht in den Sinn gekommen sind)