ETH Zürich
01.09.2021, 16:45 Uhr
Mental stärker werden – dank Software-Training
In welchem mentalen Zustand erreichen wir unsere beste Leistung? ETH Pioneer Fellow Marc Bächinger und Sarah Meissner arbeiten an einer Lösung. Ihre Technologie MyFlow hilft, mental stärker zu werden. Demnächst gründen die beiden ein Start-up.
Marc Bächinger und Sarah Meissner entwickelten eine Software, mit der mentale Stärke gezielt trainiert werden kann.
(Quelle: Nicole Davidson/ETH Zürich)
Wenn Sarah Meissner in ihrer Freizeit Tischtennis spielt, dann versucht sie, zwischen den Punkten immer wieder kurz innezuhalten und sich für einen Moment ganz bewusst auf ein bestimmtes Körperteil, wie etwa ihre Fingerspitzen, zu konzentrieren. Zudem achtet sie auf ihre Atmung. Es sind mentale Strategien, die ihr helfen sollen, konzentriert zu bleiben. «Es gibt immer wieder Momente, wo ich merke: Jetzt bin ich nicht mehr fokussiert», sagt sie. Meist dann lässt die Leistung nach, der Punkt geht verloren.
Die mentale Stärke beeinflusst unsere Leistungsfähigkeit – nicht nur im Sport, sondern auch bei einer Prüfung oder im Job. Nur: Wie erreichen wir jenen mentalen Zustand, in dem wir unsere beste Leistung erbringen? Meissner hat zusammen mit ETH Pioneer Fellow Marc Bächinger eine Methode entwickelt, mit der dieser Zustand trainiert werden kann: MyFlow. Es handelt sich dabei um eine Software, welche den Erregungszustand unseres Gehirns misst und auf einer Skala grafisch darstellen kann. Wissen wir um unseren aktuellen Erregungszustand Bescheid, so können wir lernen, ihn zu regulieren – hin zum gewünschten Optimum.
Und so funktioniert MyFlow: ein Eye-Tracker liest mithilfe einer Infrarot-Kamera sozusagen von unseren Augen ab, ob wir in der Verfassung für Spitzenleistungen sind. Für den Erregungszustand ist im Gehirn unter anderem der Botenstoff Noradrenalin verantwortlich. Dieser wird in einem Teil des Hirnstamms, dem Locus Coeruleus, produziert. Dessen Aktivität wiederum lässt sich an unseren Pupillen ablesen. «Sind wir angespannt, gestresst oder gar panisch, vergrössert sich unsere Pupille», erklärt Bächinger. «Werden wir hingegen schläfrig, verkleinert sie sich.»
Das Potenzial möglicher Anwendungen ist gross: es reicht von Trainingsgeräten für Sportler über medizinische Therapien (z.B. Stress) bis zu einer Handy-App mit Entspannungs-Übungen für den Alltag. Schon bald möchten Bächinger und Meissner eine Firma gründen, spätestens in einem halben Jahr soll es so weit sein.
Mentaltraining für Sportler
Ein erstes Pilotprodukt kann das Duo bereits vorweisen. Bächinger hat eine Software kreiert, die auf eine VR-Brille geladen wird. Setzt man sie auf, deutet ein Zeiger auf einem Tacho auf den eigenen Erregungszustand. Mit gedanklichen Strategien kann nun im virtuellen Raum versucht werden, den mentalen Zustand zu steuern – der integrierte Eye-Tracker misst die Pupillendynamik, worauf der Zeiger auf- und abschwenkt.
Bächinger und Meissner planen den Markteinstieg im Bereich Mentaltraining für Sportler. Mit Hilfe von Feedbacks von Sportlerinnen und Sportlern wollen sie die Software so verfeinern, dass sie demnächst an erste Kunden verkauft werden kann. Mit einem Golfer ist ein Projekt bereits aufgegleist, eine sportartübergreifende Pilotstudie am nationalen Sportzentrum in Magglingen ist beantragt. «Wir suchen noch weitere interessierte Nachwuchs- und Spitzensportler, die unsere neue Software testen», so Meissner.
Bächinger und Meissner planen den Markteinstieg im Bereich Mentaltraining für Sportler. Mit Hilfe von Feedbacks von Sportlerinnen und Sportlern wollen sie die Software so verfeinern, dass sie demnächst an erste Kunden verkauft werden kann. Mit einem Golfer ist ein Projekt bereits aufgegleist, eine sportartübergreifende Pilotstudie am nationalen Sportzentrum in Magglingen ist beantragt. «Wir suchen noch weitere interessierte Nachwuchs- und Spitzensportler, die unsere neue Software testen», so Meissner.
Autor(in)
Andres
Eberhard, ETH-News
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