Über die Handlung wolle man natürlich noch nicht zu viel verraten, sagt Mathijs de Jonge, Direktor beim niederländischen Entwickler Guerrilla Games aus Amsterdam. Nur soviel: Die Geschichte der jungen Heldin Aloy beginnt etwa 1000 Jahre nach dem Ende der menschlichen Zivilisation. Die wenigen Überlebenden einer (noch) nicht näher beschriebenen Katastrophe haben ganz von vorne beginnen müssen, haben Stämme wie in der grauen Vorzeit der Erde gebildet, um sich das Überleben in einer dramatisch veränderten und feindlichen Welt zu sichern.

Und die ersten Spielszenen des PS4-exklusiven Action-Abenteuers bieten ein erfreulich unverbrauchtes Szenario: Eine offene, lebendige Spielwelt mit Tag- und Nachtwechsel, in der nebst wenigen Menschen und der urzeitlichen Fauna Roboter-Dinosaurier die einzige weitere Lebensform auf der Erde zu sein scheinen. Die Story stammt übrigens aus der Feder von Autor John Gonzales. Das lässt definitiv auf eine spannende und durchdachte Geschichte hoffen.

Aloy, die hübsche Heldin des Spiels, gehört zu einem Stamm von Jägern und Sammlern und geht täglich auf die Jagd nach Ressourcen wie Metall und Ersatzteilen, aus denen sie sich Munition und Waffen bastelt. Ein wenig erinnert sie an Lara Croft, wenn sie mit Pfeil und Bogen auf die Pirsch geht. Ihre Beute und Gegner bestehen nicht aus Tieren und schwer bewaffneten Söldnern, sondern aus einer bislang gänzlich unbekannten Gattung Lebewesen.

Diese nennen sich Watcher, Grazer oder Thunderjaw und erinnern optisch an eine Mischung aus Dinosaurier und Steam-Punk-Maschine. Kleine Roboter, kaum grösser als ein Hund, aber auch gigantische Ungetüme, ausgestattet mit Raketenwerfern und Laserstrahlen, streifen durch die Landschaft. 

Die ersten Konfrontationen zeigen: Mit stumpfer Gewalt ist den Metallmonstern nicht beizukommen. Glücklicherweise erweist sich Aloy als äusserst agil und kann zudem auf ein ganzes Waffenarsenal zurückgreifen. Das ist auch bitter nötig, denn die ins Auge gefasste Beute lässt sich nicht einfach so überwältigen. Ein Beispiel: Ihr Ziel ist ein haushoher Thunderjaw, der auf seinem Körper Flaschen mit einer mysteriösen grünen Flüssigkeit trägt. Anscheinend ein Material, das zur Verbesserung der Waffen benötigt wird. Aber wie besteht man gegen ein solches Ungetüm? Eine Möglichkeit ist es, sich lautlos durch ein Grasgebiet einer Herde Grazers anzuschleichen. Diese Geschöpfe haben allerdings Aufpasser positioniert.

Watcher werden die kleinen mobilen Alarmanlagen genannt. Diese werden im Nahkampf erst einmal ausgeschaltet. Dann bewaffnet man sich mit Pfeil und Bogen und erlegt mit einigen Schüssen eine Handvoll der Grazer. Sie weiden die Elektro-Kadaver aus und verbessern mit Metallstücken den Bogen, die Kleidung und die Pfeile. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt taucht das eigentliche Zielobjekt, ein Thunderjaw, auf. Ein wahres Monstrum von Robo-Saurier mit Raketenwerfern zur Verteidigung und rasiermesserscharfen Klingen am Maul. Ein Bosskampf steht an.

Wie es sich für einen ordentlichen Bosskampf gehört, hat das Ungetüm natürlich seine Schwachpunkte. Lose Metallplatten deuten an, dass Sie an diesen Stellen mit zielsicheren Pfeiltreffern an das elektrische Herz gelangen können. Ganz so einfach gestaltet sich die Sache aber nicht. Sie müssen immer wieder mit einem Sprung oder einer Rolle im letzten Augenblick den Angriffen ausweichen, um einen Treffer platzieren zu können. Dann fliegen Metallteile durch die Gegend und der Gegner nimmt Schaden. Über ein Waffenmenü können Sie bequem auf unterschiedliche Pfeilarten zurückgreifen. Explosivpfeile stehen zur Verfügung, Pfeile, die Panzerungen durchdringen können oder solche, die den Gegner mit Elektroschocks lähmen. Sie können aber auch Stahlseile aufspannen, die das gepanzerte Monstrum zu Fall bringen oder mit einem Speer in den Nahkampf gehen.

Aber erst einmal heisst es ducken, rollen, zielen, bis der Thunderjaw Stück für Stück seine Körperteile verliert. Darunter auch seinen Raketenwerfer, den Sie dann aufnehmen und gegen ihn einsetzen können. So erringen Sie schlussendlich den Sieg. Jeder Gegner verlangt nach einer anderen Strategie, so müssen Sie ein haushohes Steam-Punk-Ungetüm erklettern und die Elektronik direkt am Kopf freilegen, um die Sache zügig zu beenden. 

Horizon Zero Dawn wird als ein Einzelspielerrollenspiel mit erheblichen Action-Anteilen beschrieben. Eher untypisch für ein Rollenspiel: Weder lassen sich Geschlecht der Spielfigur bestimmen, noch können Name oder Aussehen verändert werden. Der vorgegebene Hauptcharakter ist essenziell für die Handlung, da bleibe kein Spielraum für Individualisierung, lautet die Aussage der Entwickler. Allerdings können ihre Fähigkeiten mit erworbenen Skill-Punkten ausgebaut werden. Auch kann eine Vielzahl an Waffen, Ausrüstungsgegenständen und Tränken bei Händlern gekauft oder selber hergestellt werden.

Wichtig: Die Lebensenergie von Aloy regeneriert sich nicht von alleine, da brauchen Sie einen Vorrat an Heiltränken im Gepäck. Gespielt wird in einer riesigen offenen Welt, die neben den Aufgaben des Haupthandlungsstrangs eine Vielzahl an optionalen Nebenaufgaben bietet. Daneben gibt es den Sandbox-Charakter der Spielwelt, um sich einfach auf eine Erkundungstour durch Dschungel-, Steppen- oder schneebedeckte Eislandschaften zu begeben. 

Das ungewöhnliche Szenario, die abwechslungsreiche offene Spielwelt, die unterschiedlichen Strategien – all das macht aus dem Spiel eine gelungene Mischung aus Action-Adventure und Rollenspiel. Laut Aussage der Entwickler ist das Spiel bereits fertig, derzeit erfolgt das Feintuning.

Der Erscheinungstermin wird irgendwann im März 2017 sein. Der Ersteindruck macht Lust auf mehr. Falls Sie im Besitz einer PS4 Pro und eines 4K/HDR-Fernsehers sind, dann ist Horizon Zero Dawn zudem ein optischer Leckerbissen. Die Spielwelt erblüht in satten Farben und liefert beeindruckende Detailtiefe und knackige Kontraste. 

Quelle: Games.ch