Facebook: Manipulation im Newsfeed

Mit gezielter Manipulation des Newsfeeds von über 600'000 Nutzern hat Facebook ein psychologisches Experiment durchgeführt. Den betroffenen Nutzern wurden entweder mehr positive oder mehr negative Einträge gezeigt und dazu das eigene Verhalten analysiert. Ergebnis der Studie: Wer mehr Positives sieht, postet auch positiver und umgekehrt. Um die Ergebnisse nicht zu beeinflussen, wussten die «Teilnehmer» jeweils nichts von ihrem Glück.

«Dass Facebook einige seiner Nutzer bewusst unglücklich machen wollte, gibt zu denken», schreibt CNET. Sogar die Redaktorin der Studie, Psychologieprofessorin Susan Fiske, hatte beim Bearbeiten ihre Zweifel. «Ich war beunruhigt», so Fiske gegenüber The Atlantic. Ihre Beunruhigung verschwand, als ihr die Autoren der Studie versicherten, alles sei vom lokalen, institutionellen Untersuchungsausschuss (IRB) genehmigt worden. «Das IRB begründete die Genehmigung damit, dass Facebook den Newsfeed seiner Nutzer ständig manipuliert. Ich verstehe, warum die Leute besorgt sind», so Fiske.

In seinem Statement auf der eigenen Seite weicht Facebook dem eigentlichen Problem aus: «Wir wollten herausfinden, ob ein Newsfeed voll mit positiven Beiträgen zu negativen Gefühlen führen kann», so Adam D. I. Kramer, Co-Autor der Studie. Kramer beschwichtigt weiter: Erstens seien nur 0,04 Prozent aller Facebook-Nutzer in die Studie eingeschlossen worden. Zweitens sei kein Beitrag komplett verborgen worden, sondern nur für einzelne Aufrufe des Newsfeeds ausgeblendet worden. Bei solchen Relativierungen stellt sich die Frage, warum überhaupt eine Studie durchgeführt wurde und wie repräsentativ eine Studie ist, bei der nur 0,04 Prozent der Nutzer analysiert wurden.

So oder so bleibt ein bitterer Beigeschmack. Jedem Facebook-Nutzer wurde noch einmal klar vor Augen gehalten, wie einfach Facebook kontrollieren kann, was er sieht und was nicht. Was Facebook mit dieser Macht anstellt, dürfte irgendwo zwischen den Beschwichtigung der PR-Abteilung und den Verschwörungstheorien einschlägiger Websites liegen.