Kommentar
10.09.2010, 06:00 Uhr
Multitasking mit Web 0.2
Ein Tag im Leben eines Journalisten an einer Elektronikmesse.
Zürich, 5 Uhr, Wetter wäre schön, wenn es schon Tag wäre. Mit dem Taxi zum Flughafen, Schlaf wird sowieso überbewertet.
Berlin, 9.38 Uhr, Regen, die Frisur hält. Pressekonferenz von Konzern A bereits verpasst. Eine halbstündige Staufahrt zum Luxushotel, Übernachtung von Konzern B grosszügig übernommen, die Frisur hält. Die Zimmmer können noch nicht bezogen werden. Internet im Hotel gibts nicht, jedenfalls nicht zu bezahlbaren Preisen.
Messegelände, 12 Uhr, Pressekonferenz von Konzern C. Verschiedene wahnsinnig wichtige Leute lesen vorgefertigte Reden vom Teleprompter ab. Der Akzent sowohl der Asiaten wie auch der Vertreter aus Deutschland ist so stark, dass ich deren Englisch gar nicht verstehe. Zum Glück kann auch ich vom Teleprompter ablesen. Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Wir sind die Besten. Dazu gibts 80 verschiedene Pressemitteilungen. Die kann man dann auf www.konzernC.com/messe abrufen. Eine brauchbare Internetverbindung hat die Messe allerdings nicht. Fürs Journalistenpack schon gar nicht.
14 Uhr, Pressekonferenz des Konzerns D. Essen wird sowieso überbewertet. Inhalt: Wir sind die Besten. Wenigstens die Frisur hält, was sie verspricht: nämlich nichts. Auch hier hats zu wenig Plätze, auch hier muss ich stehen. Firma C kündigt tatsächlich ein neues Produkt an, ganz am Ende. Kann man in der Ausstellung auch tatsächlich anschauen. 1000 Journalisten stürmen zum Messestand, ich warte mal ab. Das war ein Fehler: Zwei Stunden später hat Konzern D die Halle geschlossen. Türsteher-Schrank: Ah, nur Presse-Badge? Damit kommen Sie hier nicht rein! Da hat wohl ein wahnsinnig wichtiger VIP den Unterschied zwischen einer öffentlichen Messe und einem militärischen Sperrgebiet nicht kapiert.
14 Uhr, Standtour für Journalisten bei Konzern B, 15.30 Uhr, Termin bei Frau X von Konzern E. Der erste Artikel hätte seit 13.30 Uhr online sein sollen. Die Frisur hält: Mir stehen die Haare zu Berge.
T minus 0: Unbedingt noch alle wichtigen Stände durchgehen und abfotografieren, morgen kommen ja die Besucher, das bedeutet: 20 Menschen pro Quadratmeter, rien ne va plus. Leider sind die Stände am Pressetag noch gar nicht fertig aufgebaut. Muss ich halt morgen gehen, wenn die 200'000 Besucher kommen, Luft zum Atmen wird sowieso überbewertet.
17 Uhr: Mit der U-Bahn ginge es flott, aber Konzern B besteht grosszügigerweise darauf, mir ein Taxi im Feierabendverkehr zur Verfügung zu stellen. Stunden später kommen wir im Restaurant an, zweihundert Meter vom Hotel entfernt.
20 Uhr: Konzern F lädt zu einer Party ein, um den Messestress etwas abzubauen, doch ich bin leider zu sehr im Stress, um da teilnehmen zu können.
23.30 Uhr: Im Hotelzimmer sehe ich mir die Presseinformationen von Konzern D an. Sie bestehen aus einem Kugelschreiber mit einer URL drauf. Die Frisur interessiert keine Sau.
Berlin, 9.38 Uhr, Regen, die Frisur hält. Pressekonferenz von Konzern A bereits verpasst. Eine halbstündige Staufahrt zum Luxushotel, Übernachtung von Konzern B grosszügig übernommen, die Frisur hält. Die Zimmmer können noch nicht bezogen werden. Internet im Hotel gibts nicht, jedenfalls nicht zu bezahlbaren Preisen.
Messegelände, 12 Uhr, Pressekonferenz von Konzern C. Verschiedene wahnsinnig wichtige Leute lesen vorgefertigte Reden vom Teleprompter ab. Der Akzent sowohl der Asiaten wie auch der Vertreter aus Deutschland ist so stark, dass ich deren Englisch gar nicht verstehe. Zum Glück kann auch ich vom Teleprompter ablesen. Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Wir sind die Besten. Dazu gibts 80 verschiedene Pressemitteilungen. Die kann man dann auf www.konzernC.com/messe abrufen. Eine brauchbare Internetverbindung hat die Messe allerdings nicht. Fürs Journalistenpack schon gar nicht.
14 Uhr, Pressekonferenz des Konzerns D. Essen wird sowieso überbewertet. Inhalt: Wir sind die Besten. Wenigstens die Frisur hält, was sie verspricht: nämlich nichts. Auch hier hats zu wenig Plätze, auch hier muss ich stehen. Firma C kündigt tatsächlich ein neues Produkt an, ganz am Ende. Kann man in der Ausstellung auch tatsächlich anschauen. 1000 Journalisten stürmen zum Messestand, ich warte mal ab. Das war ein Fehler: Zwei Stunden später hat Konzern D die Halle geschlossen. Türsteher-Schrank: Ah, nur Presse-Badge? Damit kommen Sie hier nicht rein! Da hat wohl ein wahnsinnig wichtiger VIP den Unterschied zwischen einer öffentlichen Messe und einem militärischen Sperrgebiet nicht kapiert.
14 Uhr, Standtour für Journalisten bei Konzern B, 15.30 Uhr, Termin bei Frau X von Konzern E. Der erste Artikel hätte seit 13.30 Uhr online sein sollen. Die Frisur hält: Mir stehen die Haare zu Berge.
T minus 0: Unbedingt noch alle wichtigen Stände durchgehen und abfotografieren, morgen kommen ja die Besucher, das bedeutet: 20 Menschen pro Quadratmeter, rien ne va plus. Leider sind die Stände am Pressetag noch gar nicht fertig aufgebaut. Muss ich halt morgen gehen, wenn die 200'000 Besucher kommen, Luft zum Atmen wird sowieso überbewertet.
17 Uhr: Mit der U-Bahn ginge es flott, aber Konzern B besteht grosszügigerweise darauf, mir ein Taxi im Feierabendverkehr zur Verfügung zu stellen. Stunden später kommen wir im Restaurant an, zweihundert Meter vom Hotel entfernt.
20 Uhr: Konzern F lädt zu einer Party ein, um den Messestress etwas abzubauen, doch ich bin leider zu sehr im Stress, um da teilnehmen zu können.
23.30 Uhr: Im Hotelzimmer sehe ich mir die Presseinformationen von Konzern D an. Sie bestehen aus einem Kugelschreiber mit einer URL drauf. Die Frisur interessiert keine Sau.
Autor(in)
David
Lee
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