«Retbleed»
13.07.2022, 07:10 Uhr
ETH findet Lücke in Intel- und AMD-Chips
ETH-Forschende haben eine gravierende Hardware-Sicherheitslücke entdeckt. Die «Retbleed» genannte Schwachstelle betrifft Mikroprozessoren der Marktführer Intel und AMD. Betroffen sind weltweit alle kommerziell erhältlichen Betriebssysteme, die diese Chips verwenden.
Manchmal blutet ein Computer aus seinem Herzen und gibt tröpfchenweise private Informationen preis. Das trifft auf die am Dienstag öffentlich gemachte Hardware-Sicherheitslücke «Retbleed» zu: Diese Sicherheitslücke entsteht in den Mikroprozessoren, welche die Befehle eines Computerprogramms ausführen und die entsprechenden Berechnungen durchführen. Zum Teil führen die Prozessoren – namentlich die zentralen Recheneinheiten (engl. CPU) – auch spezielle Rechenschritte aus, die die Rechenzeit verkürzen und den Rechenvorgang insgesamt beschleunigen. Dabei hinterlassen sie Spuren im Speicher, die Hacker ausnutzen könnten, um unbefugt Zugriff auf beliebige Informationen im System zu erhalten – zum Beispiel könnten sie Verschlüsselungscodes oder sicherheitsrelevante Passwörter entwenden. Dies ist besonders riskant in Cloud-Umgebungen, in denen mehrere Unternehmen gemeinsam Computersysteme nutzen.
Das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) in Bern erachtet die Schwachstelle als schwerwiegend, da die betroffenen Prozessoren weltweit im Einsatz sind. Jedoch haben die Hersteller bereits erste Massnahmen ergriffen, um die Sicherheitslücke zu schliessen. Entdeckt haben die Sicherheitslücke der Doktorand Johannes Wikner und Kaveh Razavi, ETH-Professor für Computersicherheit. Der Name «Retbleed» bezieht sich auf eine bestimmte Art von Programmanweisungen, die sogenannten Returns. Ein Computerprogramm besteht aus Folgen von Anweisungen oder Befehlen (engl. «instruction» oder «command»), die in Funktionen organisiert sind, mit denen die Prozessoren die jeweils erwünschten Berechnungen durchführen. Nachdem eine Funktion ausgeführt wurde, veranlasst ein Return-Befehl den Prozessor, zu dem Punkt im Computerprogramm zurückzukehren (engl. «to return»), der unmittelbar auf den ursprünglichen Befehl folgt, der die Funktion verwendet hat.
Autor(in)
Florian
Meyer, ETH-News
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