Cybercrime 12.04.2023, 08:00 Uhr

Schlag gegen illegalen Handel mit persönlichen Daten

Passwörter, Ausweiskopien, Kreditkartendaten, von privaten Computern gestohlen und verkauft: Gegen die Täter wird international ermittelt, auch in Deutschland. Die bisher grösste Plattform für kriminellen Datenhandel konnten Ermittler in den USA abschalten.
Passwörter, Ausweiskopien, Kreditkartendaten, von privaten Computern gestohlen und verkauft
(Quelle: shutterstock.com/Tero Vesalainen)
Mit Durchsuchungen in allen 16 Bundesländern sind Ermittler gegen Cyberkriminalität vorgegangen. Es gehe um eine Vielzahl an Betrugsdelikten im Onlinehandel, das Ausspähen von Daten, Datenhehlerei und Geldwäsche, teilten das Bundeskriminalamt (BKA) und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. Die Durchsuchungen fanden am Dienstag bei insgesamt 58 Beschuldigten in Deutschland statt, es gab keine Festnahme.
Im Fokus der Ermittlungen stand die kriminelle Verkaufsplattform «Genesis Market», über die unter anderem gestohlene Zugangsdaten zu verschiedenen E-Commerce- und Onlinezahlungsdiensten verkauft worden seien. Es habe sich um die weltweit grösste derartige Plattform gehandelt, die seit 2018 bestanden habe. Sie sei am Dienstag von den US-Behörden beschlagnahmt und abgeschaltet worden.
Nach Angaben von Europol waren auf der Plattform die Identitätsdaten von mehr als zwei Millionen Menschen angeboten worden. Insgesamt seien an dem Aktionstag 119 Menschen festgenommen und mehr als 200 Gebäude durchsucht worden.

«Grosser Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität»

Die Daten seien meist mit Schadsoftware von privaten Computern ausgespäht worden, teilte die bei der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft angesiedelte Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) mit. Ob die eigenen Daten ausgespäht wurden und auf «Genesis Market» zum Verkauf angeboten worden seien, könne man auf der Seite https://haveibeenpwned.com überprüfen.
Bei den 58 Beschuldigten mit Wohnsitz in Deutschland handele es sich um mutmassliche Käufer der Daten, erklärte die ZIT. Ermittlungen gegen Betreiber und Verkäufer dauerten an. Bei den Durchsuchungen von bundesweit insgesamt 62 Objekten seien zahlreiche elektronische Datenträger sichergestellt worden, die nun ausgewertet würden.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem grossen Erfolg im Kampf gegen Internetkriminalität. Das Internet sei kein anonymer, rechtsfreier Raum. Die Aktion zeige, dass «die Strafverfolgungsbehörden auch dort konsequent, koordiniert und erfolgreich agieren», erklärte Faeser in Berlin.
Datendiebstahl etwa von Kreditkarten oder Zugängen zu Onlinezahlungsdiensten richte grossen finanziellen Schaden an, sagte ZIT-Pressesprecher Sebastian Zwiebel. Auf der Plattform seien auch Ausweisdaten angeboten worden, die Straftäter benutzten, um ihre Taten zu verschleiern. Zwiebel sagte, er gehe davon aus, dass durch die Auswertung der sichergestellten Datenträger die Anzahl der Beschuldigten noch steigen werde.
Die Taten gehören zum Bereich der «Underground Economy» (wörtlich übersetzt: Untergrund-Wirtschaft), die sich ständig weiter entwickele. Deshalb müssten auch die Ermittler konstant technische Neuerungen im Auge behalten. In Deutschland finde ein permanentes Monitoring des Internets und des Darknets statt. Auffällige Aktivitäten würden beobachtet. Auch Onlinestraftaten hinterliessen Spuren, spätestens dann, wenn Geld fliesse, sagte Zwiebel. Das Darknet ist ein verborgener Teil des Internets, der häufig auch von Kriminellen genutzt wird.


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