Kommentar 29.07.2007, 13:27 Uhr

Das Freitagsbit: Mehr Sicherheit, bitte!

Die WWKolumne: Ich weiss schon, Sicherheit hat ihren Preis. Auch wenns bloss ein Elektronenauge ist, das mir in der Bahnhofstoilette über die Schultern linst.
Ich nehme an, die nach einer Hackfleischbude benannte Firma hat wirklich nur meine Sicherheit im Auge und berechnet mit einem hochkomplexen Algorithmus anhand der Farbe im Urinal, ob ich krank bin und schleunigst zu einem der Doktoren in der permanent offenen Ärztepraxis muss. Womöglich blinkt ein Licht und ertönt eine Sirene, wenn in mir Bakterien oder Viren wüten wie Spam in meinem Postfach.
Ist ja nur zu meinem Besten. Inakzeptabel sind dafür die sogenannten Tokens und Sicherheitskarten, die mir plötzlich nachgeworfen werden. Mein Schüsselbund platzt, mein Portemonnaie kracht. Die Dinger schieben eine zusätzliche Schutzwand vor die Nutzung meines E-Bankings und anderer Internet-Dienste. Das ist das amerikanische Prinzip: Je mehr Vorhängeschlösser an der Tür, desto sicherer soll man sich fühlen. Es ist eine Sucht. Wie ein Roulettespieler, der immer auf jene Zahl setzt, die in der Spielrunde zuvor gefallen ist.
Natürlich fällt die Gewinnzahl nie. Absolute Sicherheit gibts ja nicht. Deshalb verstärkt jedes neue Schloss nur meine Paranoia. Ich traue inzwischen niemandem mehr. Kürzlich hat mir Tante Rösi eine E-Mail-Nachricht geschickt. Tante Rösi? Ist bestimmt nur ein Hacker, der mir was unterjubeln will. Also weg mit Tante Rösi. Delete. Weg mit der ganzen Verwandtschaft, meinem Chef und meinen Freunden. Aus. Vorbei. Gelöschte Dateien leeren.
Jetzt bin ich ganz allein auf der Welt. Absolut sicher.



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