News 07.02.2014, 09:10 Uhr

US-Schüler hacken Lehrer-PC

Um ihre Zeugnisse aufzubessern, haben US-Schüler die PCs ihrer Lehrer gehackt. Jetzt müssen 750'000 Noten überprüft werden.
An einer kalifornischen Bildungseinrichtung mussten insgesamt elf Jugendliche der Schule verwiesen werden, da sie sich nachweislich illegal Zugang zu den Rechnern des Lehrerkollegiums verschafft hatten, um auf diese Weise die eigenen Noten ein wenig aufzubessern. Ermöglicht haben sollen das sogenannte Keylogger, die heimlich in die PCs des Personals eingeschleust wurden. Nun müssen insgesamt 750'000 Noten noch einmal überprüft werden.
«Keylogger sind gewissermassen das Schweizer Taschenmesser der Hacking-Tools und lassen sich vielseitig einsetzen. Cyber-Kriminelle greifen insbesondere dann auf diese Methode zurück, wenn es darum geht, persönliche Login-Daten auszuspionieren», so Christian Funk, Senior-Virus-Analyst bei Kaspersky Lab. Beliebte Ziele seien Online-Banking- oder Social-Media-Accounts.
«Neben der Software-Variante gibt es auch Hardware-Keylogger. Hier wird ein spezielles Gerät beim Rechner des Users dazwischengeschaltet, das die gesuchten Informationen ausliest. Weitaus öfter werden hierfür aber kleine Programme genutzt, die diese Daten automatisch im Hintergrund mitprotokollieren und an einen bestimmten Adressaten weiterleiten - ohne dass der PC-Eigentümer etwas davon bemerkt.»

Polizeiliche Ermittlungen

«Wir werden wohl einige Zeit brauchen, um mit der Enttäuschung in Bezug auf diesen unglückseligen Zwischenfall fertig zu werden», heisst es in einem offiziellen Statement der Corona Del Mar High School in Newport Beach, Kalifornien. Die Schulleitung sei zurzeit in Kooperation mit dem zuständigen Police Department darum bemüht, die näheren Umstände des Hacking-Skandals nahtlos aufzuklären. So wird inzwischen vermutet, dass die Schüler bei ihrer illegalen Aktion auch Schützenhilfe aus den Reihen des Lehrkörpers erhalten haben.
Laut einem BBC-Bericht verdächtigen die Ermittler einen 28-jährigen privaten Tutor der Mittäterschaft. Mithilfe des älteren Komplizen sollen die Cyber-Kriminellen spät in der Nacht in das Schulgebäude eingedrungen sein, um am PC eines Chemielehrers einen Hardware-Keylogger anzubringen. War dieser erst einmal installiert, konnten sich die Schüler ungehindert die persönlichen Kontodaten besorgen und somit auch Zugriff auf Notenblätter älterer Tests verschaffen und sogar wichtige Informationen über künftig anstehende Prüfungen zusammentragen.
«Die zunehmende Verwendung moderner Technologien im Bildungssektor hat aus Sicht der Sicherheit und des Datenschutzes eine Reihe von neuen Problemen entstehen lassen», bringt US-Security-Consultant John Hawes die Einschätzung vieler Experten auf den Punkt. Eine Möglichkeit, Übergriffe wie diesen zu verhindern, sei die Errichtung separater Netzwerkinfrastrukturen für Schüler und Lehrer, sagt Hawes.
Kaspersky-Analyst Funk betont aber gleichsam die Notwendigkeit von Bewusstseinsbildung auf Lehrerseite: «Dieses Problem ist auch eine Generationenfrage. Viele Lehrer, die nicht auf den Technikzug aufgesprungen sind, wissen gar nicht, welchem Risiko sie sich aussetzen, wenn sie die Noten ihrer Schüler ungeschützt auf Netzwerkrechnern abspeichern. Mitarbeiterschulungen könnten hier sicherlich helfen.»



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