Oft gelesen und geteilt 10.06.2013, 08:21 Uhr

Ein Stück Computergeschichte in Solothurn

Wichtige Teile der computerhistorischen Sammlung von Robert und Micha Weiss sind in die Ausstellung des Museums Enter in Solothurn integriert wurden. Damit besitzt die Schweiz ein Computermuseum von internationaler Bedeutung.
Schon einige Male in den letzten Jahren und Jahrzehnten stand Robert Weiss kurz davor, einen Teil seiner umfangreichen Sammlung von Computern, die von der mechanischen Rechenmaschine bis zum Supercomputer reicht, in einem richtigen Museum permanent ausstellen zu können. Doch immer wieder scheiterte das Projekt, weil entweder einer der Sponsoren kalte Füsse bekam oder ein potenzieller Ausstellungspartner zu harte Bedingungen an Kosten und Inhalt stellte.
Nun aber haben einige Unikate aus der umfangreichen Sammlung - unterdessen haben sich fast 90 Tonnen Material angesammelt - einen Zufluchtsort gefunden, und zwar in Solothurn als Teil des «Computer und Technikmuseum Enter». Dort gesellen sie sich zu den ebenfalls voluminösen Sammlungen von Felix Kunz und Peter Regenass, deren Sammlerleidenschaft ebenfalls Rechenmaschinen und Computersystemen, aber auch alten Radios, Grammophonen, Bandspielern und Fernsehern galt. Zusammen kann nun eine eindrückliche Ausstellung besucht werden, die im ehemaligen Feldschlösschendepot direkt am Bahnhof Solothurn untergebracht ist. «Wir sind wohl eines der wenigsten Museum mit eigenem Gleis», betont Kunz während des Medienanlasses zur Eröffnung der erweiterten Dauerausstellung.
Robert Weiss zeigt ein Ausstellungsstück seiner Sammlung, die Datenverarbeitungsmaschine PDP-8 von Digital Equipment, im Museum Enter in Solothurn
Möglich wurde die Zusammenführung der Exponate nicht zuletzt durch das Engagement der SCGA-Stiftung (Swiss Computer Graphics Association), die Ausstellungsstücke der Sammlung Weiss abkaufte und der Stiftung Enter schenkte. «Damit ist für mich ein grosser Traum in Erfüllung gegangen», sagt Weiss denn auch während der Eröffnung. Das Sammeln sei das eine, irgendwann wolle man wichtige Stücke permanent der Öffentlichkeit präsentieren können, führte er weiter aus.
Als eines der Vorbilder für eine solche permanente Schau für Computertechnik ist laut Weiss das Nixdorf-Museum in Paderborn. Mit diesem könne man es nun durchaus aufnehmen, ist Kunz überzeugt.
Nächste Seite: Einige Unikate

Einige Unikate

Tatsächlich zeigt das Museum eindrücklich die Technikgeschichte auf. In Sachen Computer sind unter anderem raumfüllende Lochkartenmaschinen zu sehen, Grossrechner aus den 1960er-Jahren sowie die langsame, aber stetige Miniaturisierung der EDV-Welt. Seltenheitswert haben etwa ein Apple I - wie er vor Kurzem für viel Geld versteigert wurde -, der erste Personal Computer der Firma IBM und das erste Schweizer Autotelefon im handlichen Kleiderkoffer. Aber auch kleinere Ausstellungsstücke dürften bei Technikinteressierten für leuchtende Augen sorgen wie etwa erste Transistoren und Prozessoren.
Das nun erweiterte Museum Enter beschränkt sich aber nicht nur auf die Dauerausstellung, man will nun auch in regelmässiger Folge Sonderschauen organisieren. Derzeit ist so etwa eine Ausstellung über die Curta zu sehen, einen mechanischen Rechner im Taschenformat, der von Curt Herzstark während des Zweiten Weltkriegs entwickelt wurde und danach in Liechtenstein hergestellt wurde. Geplant sind zudem im Herbst Ausstellungen zum 60-Jahr-Jubiläum des Fernsehens und zum 90-jährigen Geburtstag des Radios in der Schweiz. Diese Schau soll zwischen Oktober 2013 bis März 2014 laufen. Danach ist eine Sonderausstellung zum Macintosh-Rechner geplant, der dann sein 30. Wiegenfest feiert.
Wunderwerk der mechanischen Technik: der Taschenrechner Curta
Schliesslich wolle man auch an der Präsentation arbeiten, meint Kunz. So ist ab Sommer der Einsatz eines Audioguides geplant. Auch ein Buch mit ausführlichen Beschreibungen zu den Exponaten ist in Vorbereitung. Und mit Veranstaltungen wie einem Lego-Roboter-Wettbewerb wolle man die Jugend für Technik zu begeistern versuchen.



Kommentare
Avatar
slup
10.06.2013
Wer die Berichte von Robert Weiss regelmässig liest, weiss, dass er ein Apple Addict ist und so wird vermutlich auch sein Museum aussehen. Vielleicht sollte er es umbenennen ... Das ist nicht SEIN Museum. Teile seiner Sammlung sind jetzt dort integriert.