News 22.10.2013, 11:01 Uhr

Ultimatum für Microsoft Schweiz

Microsoft bietet den Schweizer Schulen Office 365-Lizenzen an, die auf irischem Recht basieren. Wird das nicht geändert, wollen Datenschützer die Software an den Schulen verbieten.
Microsoft Schweiz ist ins Visier der Datenschützer geraten. In mehreren Kantonen wird den Schulen geraten, auf die Verwendung von Office 365 zu verzichten, berichtet der «Tages-Anzeiger». Es wird befürchtet, dass Microsoft es damit auf die persönlichen Daten der Schüler abgesehen hat, die den Cloud-Dienst nutzen, um beispielsweise Hausaufgaben zu erledigen. Die Vereinigung der Schweizerischen Datenschutzbeauftragten (Privatim) hat darum ein Papier erarbeitet, das Schulen den Umgang mit Cloud-basierten Programmen näher bringen will. «Sind unsere Bedingungen künftig nicht erfüllt, werden die kantonalen Datenschutzbeauftragten in ihren Kantonen ihr Veto gegen die Verwendung der Programme an den Schulen einlegen», sagt Privatim-Präsident Bruno Baeriswyl im «Tagi».

Schriftliche Verträge

Unter anderem sollen die Cloud-Anbieter mit den Schulen schriftliche Verträge abschliessen, in denen versichert wird, dass die Daten nur für die Zwecke der Schule bearbeitet werden. Eine Bedingung, die Office 365 heute nicht erfülle, wird Baeriswyl zitiert. Die Datenschützer verlangen überdies, dass für den Vertrag schweizerisches Recht gilt, aktuell basiert die Lizenzierung für Office 365 auf irischem Recht. So müsste aber eine betroffene Schule in Irland ein Verfahren anstreben, monieren die Datenschützer. Aus ähnlichen Gründen empfiehlt auch die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) den Schulen, auf Office 365 zu verzichten.
Markus Willi von SFIB begründet gegenüber PCtipp die Empfehlung: «Für die Schulen der Schweiz sind in erster Linie die kantonalrechtlichen Datenschutzbestimmungen massgeblich. Deren Vereinbarkeit mit dem bezüglich Office 365 geltenden Gerichtsstand Irland und der Anwendbarkeit von irischem Recht ist deutlich in Frage gestellt. Gleichzeitig ist die Wirksamkeit der EU-Standardvertragsklauseln sowie der EU-Datenschutzbestimmungen nach den NSA-Vorkommnissen in höchstem Masse unsicher.»

Microsoft weist Vorwürfe zurück

Microsoft Schweiz kann die Vorwürfe nicht verstehen. «Weshalb die SFIB und die kantonalen Datenschutzbeauftragten davon ausgehen, dass mit der Nutzung von Office 365 dem Datenschutz nicht entsprochen werden kann, ist uns leider unerklärlich», sagt Sprecherin Barbara Josef.
Microsoft hat kurz vor den Angriffen der Datenschützer mit der Lancierung des Programms «Student Advantage» in der Schweiz gezeigt, dass sie den Schulen durchaus entgegenkommen können. Ab dem 1. Dezember können dadurch Schüler aller Bildungsinstitutionen Office 365 Pro Plus auf bis zu fünf Geräten privat nutzen, falls die jeweilige Bildungseinrichtung Lizenzen für Office 365 Pro Plus oder Office Professional Plus für alle Mitarbeitenden gekauft hat. Die Swiss Open Systems User Group /ch/open hat darauf aber bereits mit der Warnung an die Schulen reagiert, bei der Microsoft-Offerte würde es sich lediglich um ein «Lockvogel-Angebot» handeln. Andererseits stand Microsoft aber auch am Pranger, als im August bekannt wurde, dass Schulen plötzlich mehr für Lizenzen zahlen müssen. Irgendwie scheinen es die Redmonder momentan in Sachen Bildungsangebot niemandem recht machen zu können. Oder versuchen sie tatsächlich, Schulen widerrechtliche Angebote aufzutischen?
Um das herauszufinden wäre es wohl am gescheitesten, die Parteien würden sich zur Aussprache treffen. Schliesslich will Microsoft weiter die Schulen beliefern und das SFIB hat gerade erst mit einem neuen Rahmenvertrag bestätigt, dass man Microsoft als Schullieferant generell vertraut.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



Kommentare
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gucky62
22.10.2013
An sich wäre die Sache ganz einfach: Schulserver einrichten und Libre Office an die Schüler verteilen... Tja, nur ist das nicht wirklich eine Lösung für eine Schule. In der Wirtschaft wird nun einmal MS Office eingesetzt und die Schüler müssen sich notgedrungen damit auskennen. Dies wird in der Zwischenzeit von Schülern vorausgesetzt. (Natürlich abhängig von der Ausbildungsrichtung). LibreOffice ist daher in dem Fall keine wirklich optimale Alternative. Die angeführt Problematik mit der Cloudomanie ist wiederum damit auch nicht gelöst. Die Schüler müssen sich dieser Problematik auch selbst einmal bewusst sein. Dürfte unter "Kontrolle der eigenen Daten" laufen, was in der Zwischenzeit auch in der Schule berücksichtigt werden sollte. LibreOffice ist für viele Sachen, gerade im privaten Umfeld bestens geeignet, aber im Office-Umfeld hat es doch etwas Mühe. Gruss Daniel

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Telaran
23.10.2013
LibreOffice ist für viele Sachen, gerade im privaten Umfeld bestens geeignet, aber im Office-Umfeld hat es doch etwas Mühe. Kann ich so unterschreiben. Im Business-Segment gibt es einfach immer noch viel zu viele VBA Verseuchte Programme und SIZ-Heinis, welche darum bemüht sind, dass dies nicht abnimmt. Das ist sicher einmal eine Hürde, welche viele OSS Fans immer wieder ignorieren. Weiter ist es so, dass Libre/OpenOffice bei Word, Publisher und PowerPoint sicher mithalten kann (technisch), aber bei Calc/Excel noch viel Arbeit nötig wird. Wenn ein Finanzcontroller mal richtig loslegt in Excel, dann kann Calc nur noch knapp bis gar nicht mithalten. Im Privaten Umfeld spielt das aber keine Rolle. Alles was OpenOffice/LibreOffice bietet genügt für den privaten Gebrauch. Zusätzlich gibt es nun auch Rechtschreibe-Hilfen (Duden), was die Qualität nochmal steigert. Trotzdem: Und meine subjektive Meinung: Der Grossteil der OSS Entwickler bräuchten dringend Nachhilfe in Usability und UI Design. Alle 6-12 Monate installiere ich wieder die beiden alternativen Office (in Abhängigkeit, ob ein grösseres Update kam) und muss immer noch feststellen, dass ich bei der Bedienung ständig das Gefühl habe, dass meine Maus spinnt (es fühlt sich einfach träge an ) Cloud Es ist der Fluch und Segen. Mit Office 365 ist niemand gezwungen seine Daten auf Skydrive abzulegen, aber natürlich ist es verlockend, wenn ich mein Dokument auf dem PC schreibe, mit dem Notebook kurz überarbeite und via Handy meinem Freund kurz zum gegenlesen zeigen kann. Datenschutz Mal ganz ehrlich? Unsere Datenschützer müssen aufwachen und endlich akzeptieren, dass wir in Sachen Datenschutz bereits den "Point of no Return" überschritten haben (oder ignorieren sie die ganze PRISM und Snowden Geschichte?!). Was wir brauchen ist Datenkontrolle (welche Daten, wem zur Verfügung stehen, wer diese anfordert und wie oft, etc pp) und dafür muss man das bisherige Konzept von Datenschutz überdenken. Wo waren die Datenschützer bei der Vorratsdatenspeicherung? Bei unseren Pässen/ID's mit Biometrischen Daten? Aber beim iPhone Touch ID und Office 365 kommen sie daher? Wie viele personenbezogene Datenbanken existieren alleine in der Schweiz und werden nicht kontrolliert (Weil kaum einer weiss, dass selbst eine Forum-Datenbank meldepflichtig wäre?)

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PC-John
23.10.2013
Datenschützer, Täterschützer? Was soll der kuhschweizerische (äxgüsi für den Ausdruck) Datenschützer schon gegen die Microsoft PR-Abteilung ausrichten können? Eher sagt Microsoft den Support für Office-365 ab für die Schweiz, als dass sie ein Sonderzüglein fahren würden. Schon verständlich, dass dem Datenschützer eine Police nach irischem Recht quer in den Hals zu liegen kommt, versteht er vom irischen Recht vermutlich eh' nicht allzu viel. Aber es muss doch klar gesagt werden, dass es der USER (oder seine IT-Abteilung) ist, welche die Daten schlussendlich in der Cloud versorgt. Wenn der Einfachheit halber eine ETH-Abteilung ihre Daten in der Cloud versorgen will - vor ein paar Wochen irgendwo gelesen - da müsste man eher hellhörig werden, hier aber hat der Datenschützer wohl geschlafen. PC-John

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Kovu
23.10.2013
Tja, nur ist das nicht wirklich eine Lösung für eine Schule. In der Wirtschaft wird nun einmal MS Office eingesetzt und die Schüler müssen sich notgedrungen damit auskennen. Dies wird in der Zwischenzeit von Schülern vorausgesetzt. (Natürlich abhängig von der Ausbildungsrichtung). Dieses Argument ist spätestens dann wieder entkräftet, wenn Microsoft wieder eine neues UI für Office gestaltet, und das macht MS de facto mit jedem neu veröffentlichten Office. Ob man nun das Grundprinzip der Office-Programme in LibreOffice oder MS Office verstanden hat spielt da keine Rolle... Die angeführt Problematik mit der Cloudomanie ist wiederum damit auch nicht gelöst. Die Schüler müssen sich dieser Problematik auch selbst einmal bewusst sein. Dürfte unter "Kontrolle der eigenen Daten" laufen, was in der Zwischenzeit auch in der Schule berücksichtigt werden sollte. Zumindest werden dann nicht sämtliche Daten aller Schüler auf der Welt an einem zentralen Ort abgelegt, wo der Datendieb (egal ob nun der Anbieter selber, ein Hacker oder Spion) genau weiss wo er zu suchen hat und alle Zeit der Welt hat sich diese anzueignen. LibreOffice ist für viele Sachen, gerade im privaten Umfeld bestens geeignet, aber im Office-Umfeld hat es doch etwas Mühe. Aber auch eher weil man MS gerade in Schulen gewähren lässt.

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aandima
23.10.2013
Datenhaltung auf US Servern? Sowohl Windows 8.1 mit Skydrive als auch das im neuen Office Paket enthaltene Outlook greifen auf Microsoft Server in den USA* zu. Damit unterliegt die Datenhaltung nicht mehr alleine Schweizer Gesetzgebung. Falls man die Cloud Fähigkeiten abschaltet, verliert die Software die technischen Fähigkeiten um Daten über das Office System mit einer Gruppe zusammen zuarbeiten. Alternative Datenspeicher in der Schweiz sind nicht im Angebot. * Der genaue Ort der Datenspeicher ist nicht einmal ersichtlich aus den Lizenzvereinbarungen die man akzeptieren muss. Für Schulen, Universitäten, die Behörden, erscheint mir deren Verwendung daher nicht ratsam. Man stelle sich ein Patentamt vor dass solche Cloud -Systeme nutzt, die nach den Publikationen rund um die NSA Spionage als nicht sicher zu gelten haben. Microsoft hat nun nach diesen Publikationen die Aufgabe ihr Betriebssystem zu überarbeiten (zum Beispiel auch der Zufalls Zahlen Generator der offenbar unsicher ist und für Verschlüsselung eingesetzt wird). Im Weiteren sollten die Datenspeicher Lokalisiert werden. Bevor das nicht der Fall ist, akzeptiert man durch die Benutzung der Software das Abgreifen durch diese illustre US Behörde NSA. Als Alternative kann zum Beispiel SuSE Linux eingesetzt werden, welches von der Universität Zürich als weitgehend sicheres System getestet wurde. Es mag zwar stimmen dass Windows und Office in der Industrie heute eine hohe Verbreitung hat, aber seit Snowden gibt es rundum einen Wandel zu beobachten, und Schüler müssen vielleicht dereinst als Erwachsene eben auch mit Unix Systemen arbeiten. http://www.id.uzh.ch/dl/bs/linux/security/Linux-Distributionen.pdf

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Telaran
24.10.2013
Falls man die Cloud Fähigkeiten abschaltet, verliert die Software die technischen Fähigkeiten um Daten über das Office System mit einer Gruppe zusammen zuarbeiten. Hmm, also in einem Firmennetzwerk geht es auch ohne Cloud. Von welcher Funktion sprichst du nun denn genau? Bearbeitbare Word mit Rückverfolgung gibt es schon lange und wäre mir neu, dass dies nur noch Skydrive Kompatibel wäre. * Der genaue Ort der Datenspeicher ist nicht einmal ersichtlich aus den Lizenzvereinbarungen die man akzeptieren muss.Wenn du dich wirklich mit dem NSA Skandal befasst hättest, wäre dir bewusst, dass der Standort irrelevant ist. Einzig Relevant ist die Tatsache, dass alle US Firmen gegenüber dem Staat verpflichtet sind die Daten (unter Ausschluss der Öffentlichkeit) raus zu rücken. Ob die Daten nun auf einer Europäischen Serverfarm oder auf dem Mond sind, wäre dabei irrelevant. Microsoft hat nun nach diesen Publikationen die Aufgabe ihr Betriebssystem zu überarbeiten (zum Beispiel auch der Zufalls Zahlen Generator der offenbar unsicher ist und für Verschlüsselung eingesetzt wird). Im Weiteren sollten die Datenspeicher Lokalisiert werden. Bevor das nicht der Fall ist, akzeptiert man durch die Benutzung der Software das Abgreifen durch diese illustre US Behörde NSA.Ich würde gerne wissen, von welchem Zufallsgenerator du denn sprichst. Die News scheint mir entgangen zu sein. Wieder mit dem Verweis auf den NSA Skandal: Es sind auch bekannte und etablierte Verschlüsselungen im Moment in einer Rezertifizierungsphase, weil man deren Sicherheit nicht mehr gewährleisten kann. Das bedeutet im Schlimmstenfalls, dass sehr, sehr, sehr viele Systeme und Geräte davon betroffen wären (und ja, auch diverse Linux Varianten) Und zum Standort habe ich bereits gesagt, dass der egal ist. Als Alternative kann zum Beispiel SuSE Linux eingesetzt werden, welches von der Universität Zürich als weitgehend sicheres System getestet wurde.Was ist aber, wenn mir Debian lieber wäre? Wie sieht es mit Mint aus? oder mit einer der wenigen anderen? Hat die Uni Zürich etwa den ganzen Quellcode von Suse durchgesehen, geprüft und mit Sicherheitsexperten abgenommen? Weil das verlinkte Dokument ist etwa "Computer Bild Niveau" (ein paar Tools drüber laufen und anhand einer Grundkonfiguration entscheiden was sicherer ist) Es mag zwar stimmen dass Windows und Office in der Industrie heute eine hohe Verbreitung hat, aber seit Snowden gibt es rundum einen Wandel zu beobachten, und Schüler müssen vielleicht dereinst als Erwachsene eben auch mit Unix Systemen arbeiten.Welchen Wandel? Der selbe Wandel, als man 2007 das Ende von MS Office wegen den Ribbons propagiert hat? Versteh mich nicht falsch: Auch wenn ich Hauptberuflich ein .Net Entwickler bin, würde ich einen breiten Erfolg von Linux wünschen. Die meisten Linux Distributionen sind gut aufgebaut und der Hardware/Treiber Support ist langsam auf einem brauchbaren Niveau. Ich hoffe, dass mit SteamOS diese Entwicklung sich ausweitet und Linux für Private (welche auch gerne mal Spielen) ohne Kompromisse nutzbar wird. Trotzdem ist im OSS Bereich noch viel Handlungsbedarf nötig, damit es Massentauglich wird. Und zurück zur Realität: Snowden hat in der Schweiz leider kaum was verändert. Die Medien berichten kaum, was in der Schweiz passiert ist (und ich glaube nicht, dass die Schweiz von allem ausgenommen war) und die meisten Schaf.. ähm Mitmenschen zitieren reflexartig "ich habe ja nichts zu verbergen" ohne sich über die Tragweite bewusst zu sein.