News
25.08.2015, 10:26 Uhr
Hilft eine SMS gegen Schulschwänzen?
Was in Frankreich im September eingeführt wird, stösst in der Schweiz zum Teil schon auf Resonanz: Mit einer App sollen künftig Eltern informiert werden, wenn Kinder schwänzen. Aber braucht es das wirklich?
Gefälschte Unterschriften für geschwänzte Schulstunden: Das dürfte an französischen Schulen bald passé sein. Laut eines Berichts der französischen Zeitung «Le Monde» setzt Frankreich ab September per Verordnung auf eine digitale Agenda, um Eltern direkt elektronisch über Schulanlässe zu informieren. Im gleichen Zug will man mit der App «Vie Scolaire» (Schulleben) ein «SMS-Alarmsystem» einführen. Bleibt ein Kind der Schule fern, dürften Eltern künftig Push Notifications zu dessen Abwesenheit erhalten. Ebenso bei schlechten Noten oder beim Spicken. Aber braucht es ein solches System wirklich?
«Der Automatismus klingt immer verlockend, doch in den wirklich schwierigen Fällen wie Schwänzen in der Volksschule oder bei massivem Absentismus auf der Sekundarstufe II helfen solche Tools nichts», glaubt Philippe Wampfler, Lehrer, Autor und Ratgeber zum Bereich Neue Medien im Schulbetrieb. Grund: «Die Eltern und Lehrkräfte wissen dann meist Bescheid, das hindert die Schwänzenden aber nicht», so Wampfler.
Anders als generell in der Deutschschweiz stösst das SMS-Kontrollsystem laut eines Berichts von «Le Matin» beim Schweizer Verein für Eltern von Schülern Romandie und Tessin (Fapert) eher auf positive Resonanz: Es gäbe noch immer viele Schulen, allen voran Primarschulen, die nicht einmal E-Mails schreiben, sagt Paul Majcherczyk, Präsident des Vereins, gegenüber der Zeitung. Der Präsident der Welschschweizer Lerhrergemeinschaft, Georges Pasquier, gibt sich ebenfalls überzeugt von dem neuen Konzept, relativiert aber: Die Erziehung dürfe nicht durch ein elektronisches Kontrollsystem ersetzt werden. Genauso wichtig sei das Vertrauen, das man den Schülern gegenüberbringt, bis sie erwachsen sind.
Daran hält auch Philippe Wampfler fest: «Um Transparanz zu schaffen, muss ein solches System zuerst in eine Kultur eingeführt werden und kann pädagogische Arbeit nicht ersetzen.»
Autor(in)
Simon
Gröflin
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.