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23.07.2013, 11:21 Uhr
Ubuntu-Smartphone soll den Desktop ersetzen
Canonical will ein Smartphone mit Ubuntu und Android auf den Markt bringen und damit die Innovation vorantreiben. Seit gestern kann das Ubuntu Edge auf der Crowd-Sourcing-Plattform Indiegogo unterstützt werden und kostet stolze 830 US-Dollar.
«In der Automobilbranche gibt es die Formel 1, in der neue Innovationen getestet werden. Die Smartphoneindustrie hat keine solche Plattform», beklagt sich Canonical-Chef Mark Shuttleworth im Einführungsvideo zum Ubuntu Edge. Das Linux-Smartphone soll dies ändern. Shuttleworth will mit modernster Technologie und High-End-Komponenten ein Smartphone bauen, das den Desktop ersetzen kann. Das Ubuntu Edge soll sowohl Ubuntu als auch Android booten. Mit Docking Station und entsprechender Peripherie wird das Edge zu einem waschechten PC.
Die Leistung dafür soll das Ubuntu Edge aus dem schnellstmöglichen Prozessor holen. Dazu sollen mindestens 4 GB RAM und 128 GB interner Speicher kommen. Canonical geht damit in die entgegengesetzte Richtung wie Mozilla, die mit ihrem Firefox-OS hauptsächlich die niedrigeren Preissegmente anvisieren. Für eine bessere Datenverbindung plant Canonical zwei LTE-Chips.
Hohe Leistung hat auch seinen Preis. Zurzeit läuft eine Indiegogo-Kampagne, welche das notwendige Kleingeld für die Produktion des Edge beschaffen soll. Ziel der 31-tägigen Kampagne sind satte 32 Millionen US-Dollar. Wird dieser Betrag nicht erreicht, bekommt Canonical keinen Cent.
Für interessierte gibt es vier Angebote: Für 20 Dollar wird man «Gründer». Man erhält Zugang zum Entwicklerforum und wird auf der Ubuntu-Edge-Webseite namentlich erwähnt. Danach gibt es einen Sprung auf 830 Dollar. Dafür erhält man ein Ubuntu Edge. Ausgeliefert soll das Smartphone im Mai 2014. Schweizer Besteller müssen zusätzlich 30 Dollar für den Versand berechnen. Ein noch Grösserer Preissprung gibt es gleich darauf: Für 10'000 Dollar erhält man eines der 50 ersten, nummerierten Edge-Smartphones. Dafür spart man auch hierzulande die 30 Dollar Versandkosten. Als Extra darf jeder der 50 Besteller zu Canonical-Chef Shuttleworth an den Enthüllungsevent. Das letzte Angebot ist auf Unternehmen ausgelegt: 100 Smartphones für schlappe 80'000 Dollar.
Die Indiegogo-Kampagne läuft noch bis zum 21. August. Bis dato sind rund 10% des benötigten Zielbetrags erreicht.
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Canonical setzt seinen Kurs
Canonical setzt seinen Kurs
Im Inneren des Edge sollen High-End-Komponente verbaut werden
Mit der Kampagne für das Ubuntu Edge setzt Canonical seinen Kurs in eine bestimmte Richtung. Als eine der grössten Gruppierungen in der Open-Source-Software-Welt setzt Canonical auf High-Tech und Innovation. Ubuntu soll das freie Betriebssystem für besser betuchte Technikfans und die Oberklasse werden. Währenddessen geht Mozilla in die Gegenrichtung. Günstige Mobilgeräte für eine breite Masse lautet das Motto bei den Firefox-Machern.
Canonical riskiert hier nicht nur das Scheitern eines grossen und teuren Projekts sondern stellt auch seine Reputation aufs Spiel. Die Open-Source-Community befindet sich auf einer ständigen Gratwanderung zwischen der Liebe zur neusten Technologie und einer sozialen Gemeinschaft, die für gleiche Chancen steht. Um gleiche Chancen zu schaffen müssen Kosten niedrig gehalten werden und so an der neusten Technologie gespart werden und umgekehrt. Canonical orientiert sich mit dem Ubuntu Edge eindeutig nach der Technologie und betritt ein Gebiet in dem eine gewisse Exklusivität herrscht. Böse Zungen könnten behaupten, Canonical macht Ubuntu zu einem neuen Apple.
Mit Dock soll das Edge als ausgewachsener PC mit Ubuntu und Android agieren
Die grösste Schwierigkeit auf der Seite von Canonical liegt derweil im Marketing. Als reines Smartphone ist das Ubuntu Edge teuer. Schafft es Canonical aber das Edge als Allround-Gerät, also als Smartphone und PC zu verkaufen, ist der Preis deutlich vertretbarer. Schafft Canonical diesen Schritt nicht, wird das Ubuntu Edge wohl schnell als überteuertes Smartphone abgestempelt. So könnte auch ein Teil des gefühlten Elitismus abgewendet werden.
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