Kommentar 04.06.2010, 06:00 Uhr

Die iPad-Steuerradhalterung

Endlich: Rennsimulationen und Wimmelbildspiele auch am Steuer, dank iPad-Halterung. Glauben Sie das?
Ein gewisser Dr. Chuck verkauft hier eine geniale Erfindung: Die iPad-Halterung, die auf dem Steuerrad befestigt wird. Dies sei viel sicherer als irgendwelche anderen Fahrer-Zerstreuungen im Auto. Ein angeblich zufriedener Kunde berichtet, die Halterung habe buchstäblich sein Leben gerettet, da er zuvor während der Fahrt auf einer mikroskopischen BlackBerry-Tastatur herumfummeln musste; eine Kundin meint, die Halterung steigere die Produktivität, da sie sich im Verkehr nicht mehr so aufregen müsse, dass sie am Arbeitsplatz Stunden brauche, um wieder herunterzukommen; und ein Dritter meint, eine von ihm oft befahrene Route sei dermassen langweilig, dass die Leute ohne iPad einschlafen und so Unfälle verursachen würden.
Die Demonstration der Super-Halterung ist sehr kurz, aber grotesk, dreht das iPad doch in der Kurve gleich mehrmals das Bild. Das Beste: Will man die Halterung kaufen, erscheint ein Hinweis, dass wegen überwältigender Nachfrage zurzeit keine Exemplare lieferbar seien. Das erinnert einen doch irgendwie an ... richtig, das iPad.
Was mich als Kolumnenschreiber nun aber etwas irritiert, sind die Videokommentare auf YouTube. Demnach ist das Gehirn vieler Leute eine abgespeckte Gratisversion, bei welcher der Hersteller auf das Humor-Modul verzichtet hat. Obwohl das, was die Leute da sehen, sehr, sehr merkwürdig ist, kommen sie nicht im Traum auf die Idee, dass es eventuell gar nicht ernst gemeint sein könnte. Zugegeben, manchmal sieht die Realität einem Witz zum Verwechseln ähnlich, aber deswegen muss man nicht alles todernst nehmen, was im Internet zu sehen ist.

Autor(in) David Lee



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