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17.09.2015, 08:29 Uhr
Pisa-Studie 2015: Wer zu viel Zeit im Internet und vor dem Computer verbringt, lernt tendenziell schlechter
Viel hilft nicht immer viel. Das zeigt die aktuelle Pisa-Studie der OECD zur digitalen Kompetenz von Jugendlichen.
Viel Zeit vor dem Computer zu verbringen, macht nicht unbedingt schlauer. Im Gegenteil. Das brachte die neuste Pisa-Studie «Students, Computer and Learning» der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zutage. Getestet wurde die Computernutzung und die daraus resultierende digitale Kompetenz an Schulen in OECD-Ländern weltweit. Grundlage für die erste Pisa-Studie dieser Art waren bereits 2012 erhobene Daten. 96 Prozent der befragten Schüler im Alter von 15 Jahren haben demnach einen Computer zu Hause, 72 Prozent gebrauchen diese Technik in der Schule.
Auf das Mass kommts an
Zwar können Computer guten Unterricht noch interessanter machen, so die Autoren der Studie, doch wie so oft kommt es auch hier auf das Mass an, so das Ergebnis: Schüler, die Internet und Computer besonders häufig nutzen, können deshalb nicht besser damit umgehen und weisen auch nicht zwangsläufig bessere Lernergebnisse vor. Länder, die viel Geld in neue Computer an Schulen investiert haben, haben also nicht erreicht, dass ihre Schüler bessere Leistungen vorweisen.
Am besten schnitten in der Studie Länder ab, deren Schüler nur durchschnittlich oft im Internet recherchieren und am Computer Aufgaben lösen - vor jenen Ländern, die Computer gar nicht einsetzen, aber auch deutlich vor den meisten Ländern, in denen die Schüler Computer täglich nutzen. Verglichen wurden die Leistungen im digitalen Lesen und Navigieren. Getestet wurde also, wie gut die Schüler Onlineinhalte finden und verstehen und wie gut sie relevante und glaubwürdige Seiten von anderen unterscheiden konnten.
In Südkorea und Shanghai beispielsweise nutzen nur 42 respektive 38 Prozent der Schüler Computer in der Schule. Trotzdem zählen sie zu den Top-Performern in den Bereichen digitales Lesen und Computer-basierte Mathematiktests. Diese Schüler sind wohl deshalb so gut im Netz unterwegs, weil sie auch sonst im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften gut abschneiden, folgern die Autoren. Nicht jedenfalls, weil die Schule ihnen die besten Geräte stellt oder weil sie besonders viel Unterricht mit Computern haben.
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Qualität statt Quantität
Qualität statt Quantität
Im Durchschnitt nutzten die Schüler während mindestens zwei Stunden täglich das Internet. Wird diese Dauer etwa mit sechs Stunden täglich weit überschritten, zieht das laut OECD schulische Misserfolge nach sich. In der Schweiz haben 99,5 Prozent der getesteten Schüler mindestens einen Computer zu Hause, knapp 60 Prozent sogar drei und mehr. 98,1 Prozent verfügen über einen Internetanschluss. In der Schule nutzen sie den Computer an einem normalen Wochentag im Schnitt 16 Minuten, ausserhalb der Schule 88 Minuten, an Wochenenden täglich 121 Minuten. 4,6 Prozent der Schweizer Schüler surfen täglich mehr als sechs Stunden im Internet. Jene Schüler, die mehr als sechs Stunden pro Tag im Web verbringen, fühlen sich in der Schule auch eher einsam, kommen häufiger zu spät zum Unterricht als ihre Klassenkameraden und schwänzen hin und wieder gern. Zudem haben sie öfter mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
«Bei der digitalen Bildung geht es um Qualität statt Quantität», kommentiert Eric Charbonnier von der Bildungsabteilung der OECD die Studienergebnisse. «Digitale Technologien gestalten nur das effizienter, was bereits effizient ist», so Charbonnier.
Wie erwähnt wurde im Rahmen der Studie auch das Rechercheverhalten der Jugendlichen im Netz untersucht. So nutzen sozial privilegierte Schichten neue Technologien eher, um Informationen, Nachrichten und praktische Informationen zu suchen, sozial Benachteiligte suchten hauptsächlich Unterhaltung. In der Schweiz surfen die sozial Benachteiligten auch länger und öfter als Jugendliche aus privilegierten Schichten.
Spitzenwerte beim Rechercheverhalten im Netz und bei der digitalen Lesekompetenz erzielten neben Singapur und Korea auch Hong Kong, Japan, Kanada, Shanghai, Estland und Australien. Zu den Schlusslichtern gehören Spanien, Russland, Brasilien, die Vereinten Arabischen Emirate und Kolumbien. Die Schweiz taucht in diesen beiden Statistiken leider nicht auf.
Spielerisches Herangehen
Entscheidend sei, dass die Schüler eine Recherche planen, wichtige von unwichtigen Informationen unterscheiden und die Glaubwürdigkeit einer Quelle einschätzen können. Lernerfolg und Nutzungsdauer stehen dabei im umgekehrten Verhältnis zueinander: Je moderater und zielgerichteter die Technologie genutzt wird, desto grösser ist der schulische Erfolg.
Die Vorteile digitaler Bildung an Schulen liegen laut Studie im spielerischen Zugang zu Wissen, in personalisierter Ausbildung und im kooperativen Lernen. Allerdings variiert der Zugang zu digitaler Bildung noch stark. «Die Lehrer sind oft noch nicht vorbereitet, für sie gehören neue Technologien noch nicht zum allgemeinen Schulablauf dazu», resümiert Charbonnier.
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