«Nur Nudisten haben nichts zu verbergen»

Eigentlich müssten ja viel mehr Menschen die ...

Eigentlich müssten ja viel mehr Menschen die PPS wählen - nur schon aufgrund eures Kampfes für mehr Privatsphäre und Selbstbestimmung über persönliche Daten im Netz. Sind diese Themen den Schweizerinnen und Schweizern egal?
Von Gesprächen auf der Strasse weiss ich, dass der Schutz der Privatsphäre einigen Menschen wichtig ist. Doch noch mehr Menschen sitzen dem Irrglauben auf, dass durch Aufgabe von Freiheit Sicherheit gewonnen werden kann. Es dominiert die Fehlannahme «Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten». Dazu sage ich: Nur Nudisten haben nichts zu verbergen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass unsere Kernthemen, wie die Modernisierung des Urheberrechts, von anderen Parteien nicht priorisiert werden. Das ist einer der Gründe, warum es uns gibt.
Eure Anliegen werden verkannt?
Das würde ich sofort so unterschreiben. Computerspiele sollen verboten werden, überall werden Kameras aufgestellt und Parteien weigern sich, Transparenz in die Parteien- und Kampagnenfinanzierung zu bringen. Wegen Letzterem ist die Schweiz im Demokratie-Ranking nur auf Platz 14. Schade, denn die Schweiz ist in vielen Bereichen eine Vorzeigedemokratie. Wir sprechen wichtige Themen an, die von den anderen leider alles andere als sorgfältig behandelt werden.
Mit Verlaub, euer Parteiprogramm scheint sehr unausgegoren.
Wir haben damit begonnen, unsere Grundwerte auf weitere Themen anzuwenden und unser Programm auszubauen. Wir sind bereits seit Längerem für die Trennung von Staat und Kirche und stehen für eine liberale Drogenpolitik. Ich bin sicher, dass wir noch über viele gute Ideen abstimmen werden - als Nächstes an der erwähnten Versammlung. Da habe ich selber auch schon Ideen.
Ein Beispiel?
Ich halte die Demokratisierung der Stromversorgung für eine sehr spannende Idee. Das Internet beweist, dass ein Netz, woran jeder teilnehmen darf, funktioniert. Warum also nicht dasselbe Prinzip auf das Stromnetz anwenden? Der Staat müsste in dem Fall natürlich die Infrastruktur garantieren und zur Verfügung stellen. Bin gespannt, was meine Parteikollegen dazu sagen.
Du nutzt selber Social Media und Datensammlerdienste wie Google+, Facebook und Twitter. Mit dem Feind im Bett?
Ich würde Social Media nicht als Feind bezeichnen. Google+ zum Beispiel hat die informationelle Selbstbestimmung vorbildlich implementiert und Facebook steht im Zugzwang. Aber: «There is no free lunch!» Es ist ein Tauschgeschäft: Man gibt seine Daten her und dafür darf man den Dienst verwenden. Wenn sich jemand bewusst dafür entscheidet, einem Dienst wie Facebook seine Daten anzuvertrauen, dann soll er das dürfen. Es ist dann seine freie Entscheidung. Er muss aber jederzeit wissen, was mit den Daten geschieht und die Möglichkeit haben, persönliche Daten löschen oder korrigieren zu lassen. Darauf zielt auch unsere Motion ab, die wir über Lukas Reimann eingereicht haben.
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Autor(in) Marcel Hauri



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