News 02.09.2003, 06:30 Uhr

Internet Explorer: alles bald ganz anders?

Auf Grund eines Patentrechtsstreits plant Microsoft, Änderungen an ihrem Webbrowser vorzunehmen. Laut dem Web-Konsortium W3C könnten davon zahlreiche Websites betroffen sein.
Am 11. August erlitt Microsoft vor einem Chicagoer Gericht eine Niederlage. Der Softwarekonzern wurde dazu verurteilt, der Firma Eolas Technologies [1] und der Universität von Kalifornien [2] 520,6 Millionen US-Dollar Schadenersatz zu zahlen. Grund der Verurteilung: Microsoft soll das Patent 5838906 verletzt haben. Dieses dreht sich um eine Technologie zur Einbettung von interaktiven Objekten in Webseiten. Eben diese Technologie verwendet auch der Internet Explorer.
Microsoft-Sprecher Jim Desler hat nun verlauten lassen, dass sein Unternehmen vorbeugende Massnahmen plane. Konkret: Microsoft überlegt sich, Änderungen am Internet Explorer vorzunehmen. Der Softwareriese will in den nächsten Monaten Berufung gegen das Urteil einlegen. Details zu den einzelnen Änderungen hat Jim Desler keine verraten. Auch Microsoft Schweiz wusste noch nichts Näheres. Microsoft erwarte aber nicht, dass die Änderungen am Internet Explorer bedeutende oder weitreichende Auswirkungen habe, so Desler.
Weniger harmlos sieht das W3C [3] die Sache. Das Konsortium kümmert sich um die Standardisierung von Web-Technologien. Die Organisation befürchtet, dass allfällige Änderungen am Internet Explorer zahlreiche Websites betreffen könnten. Der Microsoft-Browser wird von über 90 Prozent aller Internet-User eingesetzt. Viele Homepages sind speziell für den Internet Explorer optimiert.
Der Gerichtsentscheid hat laut W3C möglicherweise auch Auswirkungen auf andere Web-Software. Das Konsortium hatte deshalb im August eine Krisensitzung einberufen [4], um auszuwerten, welche Änderungen in Webbrowsern, Autorenwerkzeugen und Websites schon bald notwendig werden. Zudem ruft die Organisation die Web-Gemeinde dazu auf, sich ebenfalls mögliche technische Optionen zu überlegen. Ideen können in einer eigens eingerichteten Mailing-List [5] diskutiert werden. Das W3C sucht nach Lösungen, die Änderungen an Websoftware und Webseiten möglichst klein halten. Das W3C will bald in einer FAQ über die Problematik genauer informieren und plant zusätzlich eine spezielle Infoseite für Entwickler.



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