News 02.11.2011, 12:42 Uhr

«Die Gefahren sind ihnen oft nicht bewusst»

Die Swisscom führt an Schweizer Schulen Kurse durch, um Jugendliche für den verantwortungsvollen Umgang mit Facebook und Co. zu sensibilisieren. Wir haben bei einer Kursleiterin nachgefragt, wie das bei der Schweizer Jugend denn ankommt.
Nachdem die Swisscom erfolgreiche Pilotkurse durchgeführt hat, werden die Medienkurse jetzt auf die gesamte Schweiz ausgeweitet. In vier Modulen sollen Oberstufenschüler den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Medien lernen. Themenschwerpunkte sind Internet, soziale Netzwerke, Persönlichkeitsrechte und Sicherheit.
Andrea Burkhard-Kaufmann ist eine der Swisscom-Kursleiterinnen, die zusammen mit Lehrpersonen die Kurse durchführen. Wir haben sie gefragt, wie die Kurse bei den Jugendlichen denn ankommen und ob man heute als Jugendlicher ohne Facebook überhaupt noch ernst genommen wird.
PCtipp.ch: Frau Burkhard-Kaufmann, die Medienkurse werden aufgrund der grossen Nachfrage auf die ganze Schweiz ausgeweitet. Die Kurse kommen also offenbar gut an. Wie reagieren die Jugendlichen selbst nach Ihrer Erfahrung auf die Kurse?
Andrea Burkhard-Kaufmann: Die Jugendlichen bringen sich sehr gut in die Themen ein, sie machen begeistert mit und erzählen dabei über ihre gemachten Erfahrungen mit den Medien. Ihnen ist zudem der Austausch unter den Kollegen wichtig, um zu sehen, wo sie mit ihrer Mediennutzen im Vergleich zu anderen stehen.
Die Jugend von heute wächst mit dem Internet auf, der Umgang damit ist für die meisten selbstverständlich und vertraut. Doch wissen sie auch um die Gefahren, die im World Wide Web lauern?
Die Jugendlichen verfügen über sehr viel technisches Know-How im Umgang mit dem Internet. Die Gefahren sind ihnen jedoch häufig noch nicht so bewusst. Also beispielsweise, dass ein dummes Foto, welches heute im Netz ist, vielleicht auch noch da ist, wenn er oder sie mal eine Lehrstelle sucht. Genau hier setzen die Kurse an. Wir wollen den Schülern die Kompetenz vermitteln, das Internet verantwortungsvoll zu nutzen.
Eines der Schwerpunktthemen der Medienkurse ist «soziale Netzwerke». Geht der Grossteil der Jugendlichen heute zu leichtsinnig mit Facebook und Co. um, gerade wenn es um Details aus dem Privatleben geht?
Ob der Umgang zu leichtsinnig ist oder nicht, wollen wir gar nicht beurteilen. Wir wollen den Jugendlichen einfach bewusst machen, was sie von sich preisgeben und dass auch andere auf diese Informationen zugreifen können.
Danach ist es die Entscheidung des Einzelnen, wie viel er bereit ist von sich zu veröffentlichen. Mit der Förderung der Medienkompetenz wollen wir erreichen, dass Jugendliche verantwortungsvoll damit umgehen können, so dass es für jeden persönlich stimmt.
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Im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken ist auch ...

Im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken ist auch immer wieder von Cyber-Mobbing die Rede. Wie erleben Sie diese Problematik, ist das bei den Schülern ein Thema?
Dies ist ein sehr aktuelles Thema und einige Jugendliche wurden bereits selbst Opfer von Cyber-Mobbing. Unsere Aufgabe ist es, die Schüler zu diesem Thema zu sensibilisieren und ihnen aufzuzeigen, welche Ängste und Gefühle Cyber-Mobbing auslösen kann.
Haben Sie das Gefühl, dass Facebook für die Jugend heute ein Muss ist, wenn man dabei sein will? Werden Jugendliche, die nicht auf Facebook sind, überhaupt noch ernst genommen?
Dies ist von Klasse zu Klasse unterschiedlich. Das Interesse der Jugendlichen in der Oberstufe am Thema Facebeook ist auf jeden Fall sehr gross, das spüren wir auch in den Kursen, wenn wir mit den Schülern beispielsweise ihre Privatsphäreneinstellungen überprüfen.
Eine Studie von zischtig.ch unterstellt bereits jedem dritten Primarschüler Anzeichen von Onlinesucht.
Wir empfehlen Jugendlichen und Eltern, dass sie sich zusammen austauschen und gemeinsam auf Nutzungsart und -zeiten einigen.
Was ist Ihre persönlich wichtigste Botschaft an die Jugendlichen, die Sie an den Kursen vermitteln wollen?
Neue Medien bieten Gefahren, aber auch sehr viele Chancen und positive Möglichkeiten. Es gilt, die richtige Balance zu halten zwischen dem echten Leben, in welchem man Freunde in der Schule und bei Freizeitaktivitäten trifft, und der Zeit, die man in sozialen Netzwerken, beim Gamen oder im Internet verbringt. Dabei ist eine regelmässige Reflexion über den eigenen Medienkonsum unerlässlich.
Sind Sie der Meinung, dass jeder Schweizer Schüler im Umgang mit dem Internet und neuen Medien geschult werden sollte? Wird Ihrer Meinung nach derzeit an Schweizer Schulen zu wenig in diese Richtung gemacht?
Swisscom engagiert sich sehr stark für die Förderung der Medienkompetenz, denn wir erachten es als äusserst wichtig, dass Jugendliche im Umgang geschult werden. Denn Medienkompetenz ist der Schlüssel für einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien.

Hinweis: Das Interview mit Andrea Burkhard-Kaufmann wurde schriftlich durchgeführt.



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