News 13.01.2003, 14:00 Uhr

«Ganz de Bape» – oder vielleicht doch nicht?

Unter Gentest.ch bietet erstmals eine private Deutschschweizer Firma die Möglichkeit an, online einen Vaterschaftstest durchzuführen. Das Ganze ist jedoch nicht unumstritten.
Das Geschäft mit Vaterschaftstests wird immer beliebter. Erst im letzten Herbst sorgte eine Werbemail des bekannten Schweizer Spammers Martin Fürst für Wirbel [1], die sich um Väter mit untergeschobenen Kindern sorgte. Da sich dieses Angebot jedoch nicht an gängige Datenschutzrichtlinien hielt, meldete sich relativ schnell der EDSB (Eidgenössische Datenschutzbeauftragte) [2] zu Wort. Er forderte von Fürst eine strengere Überprüfung, ob auch wirklich Ehepartner und Kind dem Test zustimmen. Ansonsten gehe man mit der Sache an die Eidgenössische Datenschutzkommission. Die Werbemail hörte rasch auf zu zirkulieren.
Diese Woche startete die Zürcher Firma Gentest.ch [3] eine Werbekampagne, die für ihren Online-Vaterschaftstest wirbt. Gentest.ch ist die erste Deutschschweizer Firma mit einem solchen Angebot. Das Unternehmen habe die Site zwar bereits im November letzten Jahres aufgeschaltet, so Geschäftsführer Michael von Arx, die Zahl der Bestellungen halte sich aber noch in Grenzen. Deshalb habe man die Lancierung der Werbekampagne beschlossen. Die Kundenbasis wäre durchaus vorhanden: So sollen laut 20min.ch [4] an den rechtsmedizinischen Instituten der Schweiz jährlich rund 600 Vaterschaftstests durchgeführt werden. Ausserdem gäbe es eine Dunkelziffer von Personen, die hinter dem Rücken von Müttern Abklärungen an deutschen Labors ausführen liesse.
Gentest.ch greift für die Laboruntersuchungen ebenfalls auf ein deutsches Unternehmen zurück: das Biotechnologieunternehmen Biotix [5]. Michael von Arx betont jedoch, dass bei Gentest.ch keine Vaterschaftstest ohne Einwilligung von Mutter und Kind durchgeführt werden. Man arbeite eng mit Schweizer Datenschutzbeauftragten zusammen.
Gemäss Radio 24 [6] ruft das Angebot von Gentest.ch dennoch bei verschiedenen Psychologen Stirnrunzeln hervor. Sie sollen den günstigen Preis bemängeln und eine rasante Zunahme von Vaterschaftstest befürchten. Der Zusammenhalt von Familien könnte dadurch vermehrt gefährdet werden. Bei Gentest.ch kostet der Vaterschaftstest rund 1130 Franken. Das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich [7] verlangt mehr als doppelt soviel. Michael von Arx lässt das Argument der Psychologen nicht gelten: "Wenn schon, müsse das Konzept des Vaterschaftstests selbst kritisiert werden und nicht der Preis".



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