Kommentar
04.01.2008, 11:16 Uhr
Das Freitagsbit: Pornojagd
Die WWKolumne – 12000 Kinderschänder soll die deutsche Polizei im Visier haben. Ich glaub kein Wort.
Das ernste Thema wird wieder einmal missbraucht. Für manche TV-Magazine und Zeitungen ist die Jagd nach Konsumenten solch abscheulichen Mülls im Internet zur auflagesteigernden Obsession geworden.
Für die Polizei scheinen die immer wiederkehrenden Aktionen, in deren Rahmen «die Spitze des Eisbergs» abgetragen wird, als Rechtfertigung für den Ausbau ihrer Internet-Polizei samt Aufrüstung der Infrastruktur zu dienen. Finanziert von denjenigen Steuerzahlern, die man zuvor fälschlicherweise verdächtigt und deren Leben man damit zerstört hat.
Denn genau so scheints einmal mehr zu enden: Die Spitze des Eisbergs machen diejenigen Fälle aus, in denen die Ermittler offensichtlich versagt haben. Denn, zu dumm: Die hohe Zahl der Verdächtigen ist laut dem Lawblog auf eine nicht ganz saubere Art und Weise zustande gekommen. Ein scheinbar harmloser Link auf eine bei einem Gratisanbieter gehostete Datei begründete den Anfangsverdacht. Auf die Idee, dass sich solche Links auch ausserhalb einschlägiger Foren verbreiten, kam die Polizei nicht.
Welch ein Menschenbild haben die Behörden, die solche Aktionen gut heissen? Sie gehen davon aus, dass in praktisch jedem Mann ein Pädophiler schlummert. Gleichzeitig könnte ich auch ein Terrorist sein. Die steigende Zahl an Videokameras im öffentlichen Leben beleidigt mich. Möglicherweise bin ich ein pädophiler Terrorist?
Solche Aktionen sind heuchlerisch. Sie überdecken zudem den wahren Skandal. Nicht nur, indem sie das Schicksal der Kinder verdrängen helfen. Russland etwa – wo sehr viele dieser grässlichen Filme produziert werden – verwehrt man unter anderem den Zutritt zur Welthandelsorganisation, weil...
Weil sich dort ein Internetanbieter erfrecht, billige MP3-Dateien anzubieten. Und dann ist da noch das Gas.
Mit heisser Luft lässt sich leider auch das Energieproblem der Industrienationen nicht lösen.
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