Kommentar
21.04.2006, 09:15 Uhr
Das Freitagsbit: Pendlerkrieg
Die WWKolumne
Haltet die Fahne hoch! Stehet stramm! Die junge SVP spricht! "20Minuten: Linke erklären der Pendlerzeitung den Krieg" heisst es in der Überschrift eines Stammtischbeitrags auf der Website des Parteikindes [1]. Linkisch stolpert der Autor über seine Argumentationskette. Die Linken hätten den Pendlerblog [2] gegründet, um der Pendlerzeitung zu schaden. Es handle sich sogar um eine "Hetzjagd gegen das neue Medium Internet". Der admin hat im Kommentar noch einen drauf: "Bürgerliche Autoren würden nie derart respektlos schreiben."
Oh du liebs Mörgeli! Das Internet hat bereits mehr Jahre auf dem Buckel als die Mitglieder der jungen SVP durchschnittlich alt sind. Und es lebt - wenigstens solange jeder selbst die abstrusesten Dinge veröffentlichen darf. Welche Perlen würden uns entgehen, müssten Beiträge im Internet durch einen IQ-Filter. Oder durch einen Satirefilter!
Derweil findet die "Hetzjagd" gegen das Internet - massgeblich von bürgerlicher Politik angetrieben - auf einer ganz anderen Ebene statt. Der Krieg um die Rechte der Netzbürger [3] hat erst begonnen. Der Ausgang ist ungewiss. Jüngstes Beispiel: Am Montag beginnt die Revisionsverhandlung gegen den deutschen Netzaktivisten Alvar Freude [4]. Sein Verbrechen: Er hat in einer Dokumentation Links auf Neonazi-Sites gesetzt und gilt der Staatsanwaltschaft trotz Freispruch in erster Instanz als "Volksverhetzer".
Nun ja. Sie dürfen sich jetzt rühren. Die Nationalhymne ist zu Ende. Was bleibt ist die Erkenntnis:
Papier ist geduldig.
Aber das Internet überlebt selbst die dümmsten seiner Lämmer.
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