News
03.12.2001, 14:30 Uhr
Bluewin: die Gratwanderung zwischen Erotik und Pornografie
In enger Zusammenarbeit mit Beate Uhse hat das führende Schweizer Portal erotische Bilder, Filme und Texte in sein Angebot aufgenommen.
Deutsche Surfer verbringen pro Monat im Durchschnitt 60 Minuten auf Internetseiten mit Inhalten für Erwachsene (Erotik, Pornografie). Von solchen Statistiken ermuntert, hat sich Bluewin entschieden, dem Portal einen umfangreichen Erotikteil [1] anzugliedern. Für CEO Christoph Brand ein Muss: "Wenn Erotik fehlt, ist das Angebot nicht komplett", erklärte er heute morgen in Zürich vor den Medien. Bluewin konzentriere sich auf die Top-Interessen der Internetnutzenden, und da gehöre eben Erotik auch dazu.
Der wichtigste Inhaltspartner für diese Angebote ist der Erotikkonzern Beate Uhse. Nebst Bildern und Online-Videos sollen auch Sexspielzeug, Bücher und Videofilme verkauft werden, wie Beate-Uhse-Verwaltungsraspräsident Heinz Bleisch erläuterte. Er setzte sich stark für seine Angebote ein: "Wer Erotik nicht mag, hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden", erläutete er. "Erotik kann ohne Wenn und Aber zum Lifestyle gezählt werden".
Doch was erwartet denn nun die Besuchenden? "Nicht Hochglanz wie Playboy, sondern Mittelklasse", erläutert Jan Brönnimann, Channel Group Manager Entertainment bei Bluewin. Das ganze Angebot von Bluewin, das im wesentlichen aus Texten und ein paar Bildern mit leicht bekleideten Menschen besteht, steht gratis zur Verfügung.
Wer etwas mehr sehen will, landet aber schnell auf härteren Angeboten, wo dann von "Blow Jobs" und "Hardcore" die Rede ist. Zwar schaltet Bluewin dazwischen noch eine Site, in der sich der Surfer für mindestens 18 erklärt und schon poppen die ersten Fenster auf, die dem Besucher eine Dialer-Software (zum Surfen über kostenpflichtige Nummern) andrehen wollen.
Und das führt auch schon zum eigentlichen Problem. Wenn die Verantwortlichen von Bluewin sagen, sie böten nur Erotik an, dann ist das sicher richtig. Das Geld wird jedoch nicht mit ein paar Bildli von Halbnackten verdient, sondern mit echter Pornografie. Die Hardcore-Kooperationen füllen dem Portal die Kassen, sicher aber nicht die eigenen Angebote.
Leider lässt sich im Angebot erst nach dem Mausklick unterscheiden, welche Links auf eigene Angebote und welche auf die von Drittanbietern, etwa Beate Uhse, verweisen. Die externen Links, die zum Beispiel in den Bildergalerien unter "more pics" versteckt sind, werden nicht mal ansatzweise anders ausgezeichnet als Bluewin-Angebote.
Dass Bluewin Erotik einführen kann und darf, ist natürlich unbestritten. Dass man sich aber hinter "Lifestyle" und "Erotik" verstecken muss, wenn der User schlussendlich doch auf härtere Angebote geführt wird, ist Augenwischerei.
Autor(in)
Beat
Rüdt
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.