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08.08.2013, 08:22 Uhr
Microsoft-Schweiz-Manager in U-Haft
Wie die «NZZ» aufdeckt, hat sich ein Microsoft-Manager jahrelang bereichert, indem er bei Software-Lizenzen für Schulen in die eigene Tasche wirtschaftete. Nun sitzt er in U-Haft.
Welch ein Skandal. Der grösste in der Geschichte von Microsoft Schweiz, schreibt Henning Steier von der «NZZ». Steier hat herausgefunden, dass ein ehemaliger Microsoft-Manager seit vier Monaten wegen Kollusionsgefahr in Untersuchungshaft sitzt. Es soll um Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsführung gehen. 14 Jahre lang war der Beschuldigte bei Microsoft Schweiz Verkaufsleiter für öffentliche Bildungsinstitutionen, er war also dafür verantwortlich, dass Kindergärten, Sekundarschulen oder Gymnasien mit Microsoft-Produkten versorgt wurden.
Microsoft verkauft diese Produkte über Wiederverkäufer, einer davon war die Firma Diraction. Die hatten mit der nationalen Anlaufstelle für Fragen rund um Informations- und Kommunikationstechnologien ICT in der Bildung (Educa.ch) scheinbar mündlich eine Exklusivpartnerschaft vereinbart. Immer wenn eine Schule via Educa bestellte, profitierte also Diraction. Ob das stimmt und warum, ist Gegenstand der Untersuchung. Logisch wäre aber, dass Diraction schlichtweg günstiger war als die Konkurrenz und sich Educa darum auf das Geschäft einliess. So konnte Diraction einfach eine Marktführerschaft aufbauen.
Lukratives Geschäft
Die Preisrabatte konnte Diraction aber nur gewähren, weil der Diraction-Chef und der Microsoft-Verkaufsleiter sich gegenseitig zuarbeiteten. Laut «NZZ» vermuten die Ermittler, dass sich der Diraction-Boss mit verdeckten Provisionen bereichert hat. Ausserdem soll das Programm «Partners in Learning», in dessen Rahmen beispielsweise Windows-Lizenzen fast gratis an Schulen in Afrika abgegeben werden, missbraucht worden sein, schreibt die «NZZ». Auch von anderen Betrugsmöglichkeiten wird gesprochen.
Die Partnerschaft soll derart lukrativ gewesen sein, dass der Microsoft-Mitarbeiter vor Arbeitskollegen herumposaunt haben soll, bald ausgesorgt zu haben. Er soll gemäss «NZZ» auch IT-Leiter von Schulen besucht haben, um diese zu überzeugen, doch bei Diraction zu bleiben. Das gehört definitiv nicht in den Aufgabenbeschrieb eines Microsoft-Verkaufsleiters. Was davon stimmt, wird ein allfälliges Strafverfahren zeigen.
Diraction hat dichtgemacht
Fakt jedenfalls ist, dass Microsoft am 12. Oktober 2012 Strafanzeige gegen ihren Verkaufschef einreichte: «Als wir detaillierte Hinweise auf mögliche Unregelmässigkeiten bekamen, haben wir unverzüglich eine interne Ermittlung eingeleitet und uns umgehend mit der zuständigen Staatsanwaltschaft in Verbindung gesetzt», heisst es in einem offiziellen Microsoft-Statement.
Microsoft entzog Diraction am 1. Februar 2013 den Status als Large Account Reseller, als Folge wurden die mit Educa.ch vereinbarten Angebote für Schulen gestoppt. Am 5. Februar 2013 informierte Microsoft auch Educa und die Leitung der Schweizerischen Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) über Unregelmässigkeiten in den Geschäftsbeziehungen mit Diraction. Das Unternehmen hat am 30. April 2013 den Geschäftsbetrieb eingestellt, warum bleibt unklar.
Momentan handelt die SFIB mit Microsoft einen neuen Rahmenvertag aus, bis dahin müssen Schulen benötigte Software über alternative Bezugskanäle bestellen. Auf einen Partner wie Diraction, bei dem alle Educa-Kunden kaufen müssen, will man sich bei der SFIB aber nicht mehr verlassen.
Autor(in)
Fabian
Vogt
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