Kommentar 24.05.2005, 06:00 Uhr

Kommentar: Und täglich grüsst das Murmeltier

Mit der Einführung von HDTV dürfen die Hardware-Hersteller einmal mehr zeigen, dass sie nicht willens sind, aus Fehlern zu lernen.
Bill Murray machte es vor: Im Spielfilm "Und täglich grüsst das Murmeltier" wacht er immer wieder am selben Tag auf und erlebt immer wieder dasselbe. Ähnlich geht es uns Konsumenten: Vor knapp 30 Jahren sorgten die ersten Videorekorder für eine Revolution im Wohnzimmer - und beim Anwender für Verwirrung: JVC brachte VHS heraus, Sony lancierte Betamax und Philips setzte zusammen mit Grundig auf Video 2000. VHS setzte sich nach einiger Zeit gegen seine qualitativ überlegenen Gegner durch, wirklich gewonnen hat aber niemand: hohe Ausgaben auf der Hersteller- und nutzlose Investitionen auf der Anwenderseite. Immerhin, so die Hoffnung, würden die Hersteller daraus ihre Lehren ziehen.
20 Jahre später kamen die ersten DVD-Player, die VHS ablösen sollten. Und dann das: Panasonic ging mit DVD-RAM ins Rennen, während Pioneer auf DVD-R setzte und andere Hersteller, darunter auch die alten Bekannten Philips und Sony, an DVD+R werkelten. Und wieder war der Benutzer verunsichert und wartete mit dem Kauf ab, in der vagen Hoffnung, die Hersteller würden etwas dazulernen.
Heute steht HDTV vor der Tür, die aktuelle Fernsehauflösung soll vervierfacht werden. Klar, dass dazu grössere Speichermedien gebraucht werden. Toshiba und NEC schwören auf HD-DVD, während Pioneer, Panasonic und natürlich wieder Sony und Philips auf Blu-ray setzen. Und zu allem Überfluss ist sich auch die Filmindustrie nicht einig. Erst jetzt, fast schon im letzten Moment, versuchen Sony und Toshiba, ein einheitliches Hybrid-Format zu entwickeln. Ich fühle mich mittlerweile wie Bill Murray, gefangen in einer unendlichen Zeitschleife, gezwungen, die gleichen Fehler immer wieder mitzuerleben.



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