Kommentar
05.10.2011, 08:05 Uhr
Kommentar: Apple verspielt Vorsprung
Apple präsentierte nur ein iPhone 4S mit minimalen Verbesserungen zum Vorgänger.
Apple setzte mit den bisherigen iPhone-Vorstellungen immer eine ordentliche Duftmarke für die Konkurrenz. Das war an der Präsentation des iPhone 4S aufgrund der minimalen Verbesserungen erstmals nicht mehr der Fall. Mit den Spezifikationen des neuen Apfel-Telefons halten bereits die aktuellen Geräte der asiatischen Konkurrenten HTC und Samsung locker mit. Klar, das iPhone 4S wird schneller sein und schönere Fotos schiessen als jeder hauseigene Vorgänger. Aber das genügt nicht. Auch Apple-Fans werden sich überlegen, ob ihnen nicht eines der ebenso gut ausgestatteten Android-Geräte besser behagt, als dieses eine iPhone 4S.
Mit den schlichten Verbesserungen zeigt Apple auf, dass der Konzern die Konkurrenz auf dem Handy-Markt ignoriert. Die Gründe dafür präsentierte der Nachfolger von Steve Jobs auf dem CEO-Posten, Tim Cook, während seiner Keynote auf dem Silbertablett: Der Apfel-Konzern überschätzt sich selbst. Denn obwohl Googles Android weltweit mittlerweile klar die Nase vorn hat und Apple innerhalb von lediglich zwei Jahren überrundete, sagte der neue CEO Tim Cook, Apple habe ein enormes Momentum. Das ist nachweislich falsch. Zumal Google mit seinem Nexus Prime und der Betriebssystem-Version Android 4.0 namens «Ice Cream Sandwitch» bereits in den nächsten Wochen einen weiteren Schritt nach vorne machen will.
iOS 5: Besser, aber für alle
Zwei Tage vor dem iPhone 4S, am 12. Oktober, lanciert Apple das Betriebssystem-Update iOS 5. Es bringt tatsächlich sehr sinnvolle Neuerungen mit sich. Zum Beispiel lässt sich das Apfel-Telefon endlich ohne Computer-Anbindung starten und aktualisieren. Obwohl diese Funktion für sämtliche Android-Nutzer eine Selbstverständlichkeit ist, bringt sie einen grossen Nutzen mit sich. Ausserdem kopiert Apple die Idee von WhatsApp und integriert mit iMessenger eine Möglichkeit zum Nachrichtenaustausch via Datennetz. Zudem soll es möglich sein, sich standortbezogen an etwas erinnern zu lassen. Eine nette Idee. Allerdings benötigt kein Anwender für diese Funktionen das neue Gerät. Das Betriebssystem iOS 5 ist kostenlos für iPhone-4- und 3G-Besitzer verfügbar.
Ebenfalls am 12. Oktober und ebenfalls für alle Apple-Kunden startet iCloud. Dieser sinnvolle Dienst synchronisiert alle Dokumente, Kontakte, den Kalender und sämtliche Musikstücke quer über alle Geräte. Auch neu gekaufte Songs landen gleichzeitig auf iPad und iPhone. Es ist auch lobenswert, dass Apple den Dienst kostenlos zur Verfügung stellt – mit einer Einschränkung: Wer auch Musik synchronisieren will, die nicht in iTunes gekauft wurde, muss den Dienst iTunes Match für 25 Dollar pro Jahr abonnieren.
Siri spricht und versteht (nicht)
Sicherlich ein Höhepunkt und Unterscheidungsmerkmal zu anderen Geräten im Markt ist der Spracherkennungsdienst Siri. Die Software kommt exklusiv für das iPhone 4S und läuft nicht auf älteren Apfel-Telefonen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Apple möchte seinen Kunden den Kauf des neuen iPhones schmackhaft machen. Doch hierzulande ist die Spracherkennung nur halb so interessant. Was in Englisch und mit Abstrichen auf Hochdeutsch funktioniert, klappt mit Schweizerdeutsch garantiert nicht.
Weil sich das iPhone 4S äusserlich nicht verändert, gibt es keinen optischen Kaufgrund. Und obwohl sich das Innenleben gegenüber dem iPhone 4 verbesserte, dürfte der Umstieg für Besitzer dieser Geräte eine zu teure Investition sein. Wer allerdings ein iPhone 3GS nutzt und Apple treu bleiben will, kann sich einen Wechsel überlegen. Für Sparfüchse bietet sich aber immer noch die Option, das wesentlich günstigere iPhone 4 zu wählen – mit dem einzigen Abstrich, die ohnehin nicht auf Schweizerdeutsch funktionierende Spracherkennung missen zu müssen.
Autor(in)
Reto
Vogt
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