Kommentar
06.08.2010, 06:00 Uhr
Kein Plan
Steve Ballmer hat immer noch nicht kapiert, worum es beim iPad geht. Auch sonst macht er nicht gerade einen souveränen Eindruck.
Ich bin völlig gleicher Meinung wie Peter Bright von Ars Technica: Der Ballmer Stufi hat wenig Schimmer von der Idee des iPad. Will jetzt Tablets sehen mit dem dafür ungeeigneten Desktop-Windows. Nach dem Motto: Was seit 10 Jahren nicht funktioniert, hat sich bewährt. Überhaupt fragt man sich, was dieser Mann an der Spitze eines so wichtigen Imperiums tut. Seit Jahren scheint Microsoft auf Autopilot im Sinkflug. Unter dem cholerischen Leader ist keinerlei zusammenhängende Strategie erkennbar, er ist zu sehr damit beschäftigt, mittels Hau-ruck-Aktionen die Realität schönzubrüllen.
Es ist kein Wunder, dass Apple Microsoft an der Börse überholt hat. Apples Probleme sind Luxusprobleme. Die Hysterie um den Empfang oder die Verzögerung des weissen iPhone 4 sagen uns nur eines: Dass jedes kleinste Detail von einer breiten Masse als hochinteressant empfunden wird.
Im Gegensatz zu Microsoft hat Apple einen Plan. Alle wichtigen Schritte des Konzerns in den letzten 10 Jahren ergeben einen Sinn. Früher noch ein kleines Würstchen unter der Knute von Microsoft, hat man erkannt, dass man sich von dessen Abhängigkeit befreien muss. Eigener Webbrowser statt Internet Explorer. Eigenes Office statt Microsoft Office. Dazu Diversifizierung auf Sparten, in denen Microsoft seine Finger nicht im Spiel hatte – und die auch zukunftsträchtiger waren als das PC-Geschäft. Stationen des Erfolgs: iPod (2001), Musik-Downloads (2003), iPhone (2007), iPad (2010). Die oft kritisierte geschlossene Welt von Apple hat den Vorteil, dass sich die Firma intensiv Gedanken macht, wie die verschiedenen Produkte, die sie herstellen, zueinander passen. Es sind Puzzlesteine eines Gesamtkonzepts.
Microsoft dagegen macht ein bisschen alles und verzettelt sich. Jede Sparte des Unternehmens könnte gerade so gut auch für sich alleine arbeiten (und tut es wahrscheinlich auch). Hier ein bisschen Zune Player, da eine Smartphone-Totgeburt, Serverbusiness, Gamermäuse, frohes Basteln an einem touchfähigen Salontisch, eine Prise Xbox-Games, ständiger Ausbau des längst ausreichenden Office, und wenn dann noch Geld übrig ist, verlocht man es in einer Suchmaschine, die niemand benützt. Schlimmer noch ist, dass neue Entwicklungen mit schöner Regelmässigkeit verschlafen werden. Beispiele: Vernachlässigung der Mobile-Systementwicklung, Onlinemusikgeschäft komplett verpennt, bei webbasierter Software zuerst mal Google zugeschaut. Es ist erstaunlich, wie unbeweglich diese Firma ist. Zum Beispiel bastelt Microsoft seit Ewigkeiten Mäuse, aber sie kommen nicht auf die Idee, etwas zu erfinden wie Apples Touch-Maus oder das neue Trackpad.
So bleibt Wilhelm Tell der bislang einzige Apfel-Killer der Geschichte. Und auch der ist nur eine Legende.
Autor(in)
David
Lee
06.08.2010
06.08.2010
06.08.2010
06.08.2010
06.08.2010
09.08.2010
10.08.2010