Kommentar
25.09.2009, 06:00 Uhr
Jurassic Quark
Es gibt ihn noch: den guten alten Betriebssystem-Fanatiker. Aber gut, die Dinosaurier haben auch über 150 Millionen Jahre überlebt.
Neulich war ich an einer Apple-Präsentation. Ein Typ, der in meiner Nähe sass – er sah exakt so aus, wie ich mir einen Nerd vorstelle – lachte jedes Mal laut und demonstrativ, wenn der Apple-Referent nur schon die kleinste Andeutung eines Windows-Witzes machte. Da stellt sich die Frage: Sterben diese Leute eigentlich nie aus?
Es ist seit vielen, vielen Jahren dasselbe: Schreiben wir etwas über Windows-Probleme, wirft man uns vor, immer Windows schlecht zu machen. Schreiben wir etwas über ein Problem bei einem Apple-Produkt, wird gemault, wir würden immer Apple schlecht machen. Berichten wir über ein neues Apple-Produkt, beschuldigt man uns, von Apple gekauft zu sein. Berichten wir über ein neues Windows-Betriebssystem, heisst es, wir seien von Microsoft gekauft, und in jedem Falle wirft man uns vor, wir würden nie etwas über Linux bringen, obwohl ja gerade jetzt alle Welt auf Linux umsteige. Manchmal wirft man uns sogar bei ein und demselben Artikel alles gleichzeitig vor.
Dabei tun wir nur eines: unseren Job.
Dabei tun wir nur eines: unseren Job.
Nicht nur uns geht es so. Ein Kollege vom Radio erzählte mir kürzlich, dass jedes Mal sofort Reklamationen eintreffen, wenn das Wort «Microsoft» über den Äther gehe – und zwar ganz egal, wie die Aussage laute.
Richtig lustig wird es, wenn uns Apple-Fanboys, Linux-Taliban und Windows-Sektierer mangelnde Objektivität vorwerfen. Denn genau diese ewiggestrigen Motzkis sind es, die irgendwie komplett jeden Bezug zur Realität verloren haben.
Denn im Grunde funktionieren heute ja alle Betriebssysteme sehr ähnlich, verglichen mit früher. Und sie funktionieren auch sehr gut – wiederum verglichen mit früher. Es gibt heute für alle Systeme taugliche Hardware-Standards und einen weit verbreiteten Konsens darüber, wie eine Benutzeroberfläche auszusehen hat. Und folglich überhaupt keinen Grund mehr, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Viel wichtiger als der Name des Betriebssystems ist doch, was man auf diesem System tut.
Autor(in)
David
Lee
25.09.2009
25.09.2009
01.10.2009
01.10.2009