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09.03.2017, 13:11 Uhr
Googles bahnbrechende Highlights im 2017
Eigene Prozessoren und ein neues Android mit Gestenerkennung: PCtipp blickt in die Kristallkugel: Was können wir in diesem Jahr vom grössten Tech-Konzern erwarten?
Das Jahr hat gerade erst begonnen und Google hat es schon ein wenig eingeläutet. So macht das neue Smartwatch-Betriebssystem Android Wear 2.0 die schlauen Uhren endlich ein Stück unabhängiger und Android 7.0 alias Nougat findet sich seit einem Monat auf fast doppelt so vielen Smartphones. Am Mobile World Congress liess Google keinen Moment aus. Daydream, Googles VR-Plattform, soll auf Hunderte Millionen Smartphones kommen. Ausserdem tüftelt der Konzern aus Mountain View schon lange an einem eigenen Prozessor. Gibt es da überhaupt noch Überraschungen? Natürlich. Denn in einigen Bereichen zeichnet sich zusehends ein Konkurrenzkampf ab. So hat beispielsweise Google erst vor wenigen Tagen angekündigt, den schlaueren Smartphone-Gehilfen Google Assistant auf mehr Android-Smartphones zu bringen. Aber auch in anderen Bereichen wird Google keine Rückschläge hinnehmen und zu Höchstleistungen angespornt sein. PCtipp wagt eine Prognose: Was können wir von Google im 2017 erwarten?
Android Wear 2.0 im PCtipp-Check:
Google wird zum Hardware-Konzern
Google stellte an der Entwicklerkonferenz I/O zum ersten Mal ein Konzept eines eigenen Prozessors vor. Laut Blog-Beitrag handelt es sich um einen Chip, der speziell auf Machine Learning getrimmt ist. Die handelsüblichen Chips sind Google dabei offenbar nicht schnell genug. Das kam nicht ganz überraschend, denn es wird schon seit Jahren über den Zeitpunkt spekuliert, ab dem sich Google gegenüber den traditionellen Chip-Anbietern wie Nvidia und Intel noch unabhängiger machen will. Mit den hauseigenen Tensor Processing Units (TPUs) will der Suchmaschinenkonzern die Algorithmen der Software-Bibliothek TensorFLow besonders schnell verarbeiten. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg dürfte der Erfolg der eigenen Chips sehr davon abhängen, ob sich die Hardware-Verkäufe der Pixel-Smartphones positiv entwickeln.
Mehr künstliche Intelligenz – zu jedem Preis
Noch ist Google Home weder in Deutschland noch in der Schweiz verfügbar. Nicht einmal die Pixel-Smartphones haben es hierhin geschafft. Wir vermuten wegen der Mehrsprachigkeit bei den lokalen Suchresultaten. Allzu lange dürfte es aber nicht mehr dauern, denn klare Anzeichen, dass der Google Assistant ausgebaut wird, gibt es von verschiedenen Seiten. Begegnet ist man ihm etwa schon in der letzten Preview-Version von Android Wear 2.0.
Ausserdem hat auch Google-Chef Sundar Pichai höchstpersönlich die freudige Botschaft verkündet, den smarteren Assistenten auf weitere Android-Smartphones zu bringen. Glaubt man seinem Tweet, müsste die Funktion eigentlich schon so langsam ausrollen, aber wir haben sie bis jetzt auf keinen weiteren Smartphones gesehen. Voraussetzung sei mindestens Android 6.0. Das Update wird irgendwann über eine Aktualisierung der Google-App bereitstehen.
Google Assistant rolling out to more @Android phones starting today! https://t.co/bx4UmImqbC
— sundarpichai (@sundarpichai) 2. März 2017
Immerhin heisst das: Der Pixel-exklusive Assistent kommt auf gut einen Drittel aller Android-Smartphones. Das alles hat Gründe, denn zurzeit beginnt unter den Smartphone-Assistenten ein regelrechter Kampf um neues Territorium. Auf dem Markt breitmachen wollen sich nicht nur Amazon, Apple und Google, sondern auch HTC und Samsung.
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Android O mit Gestenerkennung
Android O mit Gestenerkennung
Zum nächsten Android-Betriebssystem hat Google noch keine Ankündigung gemacht. Just dieser Tage berichtet Venturebeat erstmals von Entwicklern, die mit dem Projekt vertraut sein sollen. Die Quellen zählen einige zentrale Funktionen auf, die im Moment erprobt werden. Google soll demnach an einer Gestensteuerung experimentieren: Malt der Nutzer etwa den Buchstaben C auf den Bildschirm, gelangt er zu den zuletzt geöffneten Kontakten. An einer Prise künstlicher Intelligenz wird es auch hier nicht mangeln. Apps respektive das Betriebssystem sollen besser «verstehen», welche Informationen der Nutzer gerade über eine bestimmte App aufgerufen hat. Was zwar beim Feature «Copy Less» hinsichtlich Datenschutz etwas gruselig klingt, ist rein technisch doch recht spannend: Das Betriebssystem soll dann erkennen, welche Informationen in die Zwischenablage geschaufelt werden können. Öffnet man im Anschluss eine andere App, kramt diese die zuvor aufgerufene Information gleich aus dem Zwischenspeicher hervor. So «weiss» die Hotel-App zum Beispiel gleich, welche Adresse man zuvor über eine andere Applikation aufgerufen hat.
Noch gibt es wenige Quellen, welche die Mutmassungen belegen, aber man darf schon einmal hellhörig werden, welche Informationen demnächst noch an die Öffentlichkeit gelangen. Das neue Android-Betriebssystem wird wohl erstmals im Mai an der nächsten Google-Entwicklerkonferenz vorgestellt.
Google als treibende Kraft im VR-Markt?
Viele Analysten sind sich einig: Virtual Reality wird sich da durchsetzen, wo es die meisten Anwender nutzen können. Hierbei ist das Smartphone als leistungsfähiger Taschen-Computer aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Daher wird auch das Rennen machen, wer sich in diesem Markt am ehesten mit einem schlauen Ökosystem und einer optimalen Benutzerfreundlichkeit durchringen kann. Auch wenn Virtual Reality noch in den Kinderschuhen steckt, gibt es deutliche Anzeichen, dass der Suchmaschinenkonzern in diesem Markt keine Chance auslassen will. Google-Manager Amit Singh malte am Mobile World Congress jüngst das Szenario einer mobilen VR-Vorherrschaft: Die heutigen Spitzentelefone entsprächen in einem Jahr der Mittelklasse und noch ein Jahr später, so Singh, den Einstiegsmodellen. Selbst wenn man die technischen Anforderungen beibehalten würde, ginge es um Hunderte Millionen Smartphones.
Mit anderen Worten: Viele aktuelle Smartphones erfüllen theoretisch schon die Hardware-Anforderungen an Googles VR-Plattform «Daydream». Im Moment hat Samsung bei den Software-Angeboten aus dem Oculus Store noch die Nase vorn, während Google schon mit einem fortschrittlichen Gesten-Controller ein Ass aus dem Ärmel ziehen konnte. Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass Google die Ausbreitung seiner eigenen Plattform nun plötzlich vorantreiben möchte. Die mobile VR-Konkurrenz, zu der möglicherweise bald auch HTC gehört, schläft nicht. Aus Sicht von Google wird langfristig der Videokonsum zu einer Schlüsselanwendung in der virtuellen Realität werden.
Google I/O: Googles nächste Entwicklermesse öffnet im Mai
Im Mai steht wieder Googles Entwicklerkonferenz an. Letztes Jahr hat Google nicht nur seine Pixel-Smartphones und einen intelligenten Lautsprecher vorgestellt, sondern auch die beiden Messenger Allo und Duo. Letztere Projekte waren wohl eher zaghafte Versuche. Auch der Google Assistant erfreut sich bis jetzt nicht einer allzu grossen Resonanz. Google wird sich daran kaum stören und eher zu weiteren Höchstleistungen angespornt sein.
Die Fragmentierung beim Android-Betriebssystem hat Google aber noch immer nicht im Griff. Zwar haben letzte Woche zahlreiche Hersteller ihren Smartphones ein Update spendiert. Angesichts einer Verdoppelung auf 2,8 Prozent Nougat-Nutzer (im Vergleich zu Februar mit 1,2 Prozent), befinden sich nach wie vor weitaus mehr Smartphone-Anwender aus der ganzen Welt auf Android 4.1 Jelly Bean (3,7 Prozent). Wenn es vor allem darum gehen soll, das Smartphone als omnipotente Plattform für künstliche Intelligenz und Virtual Reality voranzutreiben, muss Google hier an einem zentralen Punkt ansetzen.
Vergessen darf man auch nicht, dass Google den Business-Bereich für sich entdeckt hat und nun wie Apple auch Lösungen im Health-Care-Bereich anstrebt, während Alphabet Inc. (der Google-Mutterkonzern) zusammen mit der Firma Waymo weiter am selbstfahrenden Auto forscht. Auch hier wird langsam klar: Google ging es gar nie darum, selber ein Auto zu bauen, sondern lediglich darum, die Software-Entwicklung und die künstliche Intelligenz voranzutreiben. Daher würde es nicht erstaunen, wenn wir in diesem Jahr vielleicht einmal weniger neue Produkte, dafür mehr Software-Projekte zu sehen bekommen.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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