20.05.2019, 07:25 Uhr
Google folgt der schwarzen Liste und sperrt die Chinesen aus!
Ab sofort bekommen Smartphones der Firmakeine Android-Updates mehr. Zukünftigen Handys des chinesischen Herstellers wird zudem der Zugang zu den Google-Diensten verwehrt. Update: alle Infos plus Stellungsnahmen von Google, Huawei & Microsoft.
Das dürfte ein schwarzer Tag für Huawei, aber auch für alle Huawei-Handy-Besitzer sein: Gemäss eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters kappt der amerikanische Datenriese Google respektive der Mutterkonzern Alphabet sämtliche Leinen zum Smartphone-Hersteller Huawei. Diesem werden sämtliche Lizenzen entzogen – davon betroffen sind unter anderem aktuelle Top-Mobiltelefone wie das P30, P30 Pro sowie die Mate-Serie, aber auch aktuelle Notebooks, die der chinesische Hersteller derzeit verkauft.
Folge des Wirtschaftsstreits und Spionagevorwürfe
Die Huawei-Sanktion ist die direkte Folge des Wirtschaftsstreits zwischen den USA und China. Beschleunigt haben das Verbot zudem die anhaltenden, allerdings bis dato offiziell nicht bewiesenen Spionagevorwürfe seitens der US-Regierung. Konkret bedeutet das Verbot: Aktuelle Huawei-Handys bekommen von Google keine Android-Betriebssystem-Updates, aber auch keine Sicherheits-Patches mehr ausgeliefert. Auch Apps sind von der Entscheidung betroffen, so wird es auf künftigen Huawei-Handys (aber nicht auf aktuellen) zum jetzigen Stand keine Google-Apps wie etwa Gmail, den Play Store, Google Maps oder YouTube geben.
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Das Ende vor dem Anfang – Huawei Mate 30
Das Ende vor dem Anfang: Huawei Mate 30
Zudem stellt sich die Frage, wie es mit Huawei und seinen zukünftigen Produkten weitergeht – wie etwa dem Mate 30. Das zukünftige Top-Handy ist wohl das erste und prominenteste Opfer der Sanktionen. Dessen Marktstart, der für das zweite Quartal 2019 geplant ist, steht nunmehr infrage und könnte nach dem Entscheid verschoben oder auch komplett abgesagt werden. Ein möglicher Ausweg als Alternative (an der Huawei übrigens schon länger bastelt) ist die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems für die Handy-Produkte. Wie weit dieses tatsächlich fortgeschritten ist, muss sich allerdings noch zeigen.
Nicht betroffen von der Sanktion sind übrigens Dienste und Software, die mit Open-Source-Lizenzen abgewickelt werden. Hierbei dürfte es sich allerdings um einen sehr kleinen Anteil handeln.
Huawei trockengelegt
Das steckt dahinter: Insider dürfte dieser Entscheid hingegen kaum überraschen. US-Präsident Trump hat bereits in den vergangenen Tagen ein Dekret zum Verbot von Huawei-Produkten unterzeichnet, das sämtliche Google-Aktivitäten mit Huawei unverzüglich auf Eis legen soll. Nach unseren Informationen werden auch die amerikanischen Chiphersteller Qualcomm, Broadcom und Intel auf Anweisung der US-Regierung ab sofort keine Chips mehr an Huawei ausliefern. PCtipp hat bezüglich der gesamten Problematik eine offizielle Stellungnahme bei Huawei Schweiz angefordert.
Mirjam Berger, PR-Manager of Consumer Business Huawei Schweiz, gab uns folgendes Statement: «Huawei hat weltweit bedeutende Beiträge zur Entwicklung und zum Wachstum von Android geleistet. Wir haben als einer der globalen Key-Partner von Android eng mit ihrer Open Source Plattform gearbeitet, um ein Ecosystem zu entwickeln, von dem sowohl die Nutzer als auch die Industrie profitieren. Huawei wird weiterhin Sicherheitsupdates und Services für alle bestehenden Huawei- und Honor-Smartphones sowie -Tablets zur Verfügung stellen. Das betrifft verkaufte und lagerhaltige Geräte weltweit. Wir werden weiter daran arbeiten, ein sicheres und zukunftsfähiges Software-Ecosystem zu entwickeln, um die bestmögliche Nutzererfahrung weltweit zu bieten.»
Was das «übersetzt» heissen könnte? Huawei wird, so gut es eben geht, seinen Pflichten bei Updates und Services nachkommen. Allerdings «nur» für verkaufte und lagerhaltige Produkte. Neue, noch nicht lancierte Geräte respektive Produkte könnten, sofern man das «zukunftsfähige Software-Ecosystem» als eigenständiges Betriebssystem deutet, erstmals mit einem eigenen Huawei-OS ausgestattet werden. Dies allerdings ist, wie gesagt, der freien Interpretation überlassen.
Auch seitens Google gibt es übrigens ein erstes Statement: «Für Fragen von Huawei-Anwendern zu den jüngsten Massnahmen der US-Regierung: Wir versichern Ihnen, dass Dienstleistungen wie Google-Play & -Security von Google-Play-Protect auf Ihrem bestehenden Huawei-Gerät weiterhin funktionieren werden, während wir alle US-Vorschriften einhalten.»
Auf Anfrage bei Microsoft teilte uns dessen Mediensprecher für die Schweiz, Tobias Steger, lediglich mit, dass man «zu diesem Fall derzeit keine Stellung nehmen könne».
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Kommentar – nichts als Verlierer
Kommentar: nichts als Verlierer
Mit der Entscheidung, Huawei-Handys in solch einer Art und Weise zu sanktionieren, ist der Wirtschaftsstreit zwischen den USA und China spätestens jetzt auch direkt beim Endanwender angekommen. Unterm Strich gibt es aber nur Verlierer.
Huawei-Handys sind aufs Trockene gelegt. Damit dürften Huawei-Produkte ausserhalb von China schnell wie Blei in den Verkaufsregalen der Händler liegen. Zudem zeigt es nicht nur, wie stark die Abhängigkeiten mittlerweile im Handy-Geschäft geworden sind, sondern auch, wie zerbrechlich das ganze Handy-Ökosystem ist.
Google als Software-Lieferant erscheint zumindest nach aussen hin rückgratlos. Der Software-Riese muss sich von der Trump-Regierung sagen lassen, was er zu tun hat und was nicht.
Und der Anwender? Er ist verunsichert, weil er schlicht nicht weiss, wie es mit seinem (teils sehr teuer erworbenen) Huawei-Handy weitergeht. Im schlimmsten Fall droht der GAU: Ein kürzlich gekauftes Huawei-Handy zu besitzen, das spätestens in knapp einem halben Jahr bezüglich App-Software, Betriebssystem und Sicherheits-Patches zum alten Eisen zählt.
Die Gretchenfrage, die es schnellstmöglich zu beantworten gilt: Gibt es einen Ausweg, die Kuh noch rechtzeitig vom Eis zu holen? Das können wohl nur die chinesische und US-Regierung gemeinsam beantworten. Sicher hingegen dürfte eines sein: Je länger nichts geschieht, desto verhärteter werden die Fronten, und umso schwieriger wird es unterm Strich sein, die geschaffene Realität auch wieder umzukehren.
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