News 05.08.2019, 06:59 Uhr

Google bittet konkurrierende Suchmaschinen zur Kasse

Google erfüllt die Forderung der EU-Kommission, auf Android-Handys die Auswahl anderer Suchmaschinen zu erleichtern. Die Rivalen soll das aber Geld kosten.
Google will konkurrierende Suchmaschinen bezahlen lassen, wenn Nutzer in Europa sie bei der Einrichtung von Android-Geräten als Alternative auswählen.
Der Internetkonzern kündigte ein Auktionsverfahren als Lösung für den Vorwurf der EU-Kommission an, dass er unfairen Wettbewerb betreibe. Die Behörde hatte im vergangenen Jahr wegen des Geschäftsmodells beim Android-Betriebssystem eine Strafe von 4,34 Milliarden Euro gegen Google verhängt. Die alternativlos vorinstallierte hauseigene Websuche des Konzerns war dabei ein zentraler Kritikpunkt.
Von Anfang 2020 an sollen Nutzer in Europa bei der Einrichtung eines Android-Geräts neben Google auch drei weitere Suchmaschinen zur Auswahl angeboten bekommen. Welche das sein werden, soll in einem Auktionsverfahren mit geschlossenen Geboten entschieden werden, erläuterte der Internetkonzern am Wochenende. Die vier Suchmaschinen sollen in der Liste nach dem Zufallsprinzip angeordnet werden.

Auktion einmal pro Jahr in jedem einzelnen Land

Die Auktionen sollen einmal pro Jahr in jedem einzelnen Land der europäischen Wirtschaftsregion stattfinden. In ihrem Gebot sollen die Suchmaschinen den Preis nennen, den sie jedes Mal zu zahlen bereit sind, wenn ein Nutzer sich für ihren Dienst entscheidet. Sie bekommen dann monatlich eine Rechnung von Google und sollen nur zahlen, wenn die Nutzer ihren Dienst auswählen.
«Eine Auktion ist eine faire und objektive Methode, um festzulegen, welche Suchanbieter auf den Auswahlbildschirm kommen», erklärte der Internetkonzern. Die Suchmaschinen könnten dabei selbst entscheiden, wie viel es ihnen Wert ist, in der Liste zu erscheinen. Die Auswahlliste soll nur auf Geräten mit vorinstallierter Google-Suche angezeigt werden.
Die EU-Kommission zeigte sich in einer Reaktion zufrieden damit, dass Google den konkurrierenden Suchmaschinen die Möglichkeit zusagte, durch Deals mit Smartphone-Anbietern auch ihre Dienste auf Android-Geräten vorinstallieren zu lassen. «Das war vorher nicht möglich», betonte die Behörde. Zugleich hiess es, die Kommission werde die Umsetzung der Auswahlliste und die Reaktionen anderer Marktteilnehmer auf das Verfahren aufmerksam beobachten.

Kritik von Google-Wettbewerbern

Googles Ankündigung stiess schnell auf Kritik bei mehreren Wettbewerbern. Die europäische Suchmaschine Qwant verurteilte den Plan, weil er «ein weiterer inakzeptabler Missbrauch der beherrschenden Stellung Googles» sei. Qwant verwies unter anderem darauf, dass das vorgeschlagene Verfahren «Suchmaschinen offen stehen würde, die ihre Ergebnisse und Einnahmen von Google ableiten, wodurch eine inakzeptable Verzerrung und ein hohes Risiko der Manipulation, Ungleichheit und Untreue der Auktion entsteht».
Der Chef der Suchmaschine DuckDuckGo, Gabriel Weinberg, kritisierte bei Twitter, dass mit nur vier Listenplätzen die Nutzer zu wenig Auswahl bekämen – und Google auf Kosten der Konkurrenten profitieren würde.
2) A pay-to-play auction with only 4 slots means consumers won't get all the choices they deserve, and Google will profit at the expense of the competition. We encourage regulators to work directly with Google, us, and others to ensure the best system for consumers.
— Gabriel Weinberg (@yegg) August 2, 2019
In dem Google-Plan ist auch eine Situation vorgesehen, in der andere Suchmaschinen auch kostenlos in die Liste kommen könnten. Die Wettbewerber müssen sich für eine Aufnahme in die Auswahl anmelden – und können dann auch darauf verzichten, ein Gebot abzugeben. Für jedes Land soll ein Mindestgebot festgelegt werden. Wenn es weniger als drei Google-Rivalen gibt, die das Mindestgebot einreichen, sollen die freien Platze in der Liste nach dem Zufallsprinzip mit den angemeldeten Diensten gefüllt werden, erläuterte der Konzern.



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