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11.06.2012, 10:39 Uhr
Digitec-CEO: «Wir ändern die Strategie nicht»
Im Interview mit PCtipp.ch erzählt Digitec-Mitgründer und CEO Florian Teuteberg, warum er keine Angst vor der Migros hat und wieso der Online-Shop seit sieben Jahren praktisch nicht modifiziert wurde.
Diese Woche gab es einen gewichtigen Deal im Schweizer E-Business: Die Migros stieg bei Digitec ein und sicherte sich eine 30-Prozent-Beteiligung (PCtipp.ch berichtete). Wie geht es nun weiter mit einem der grössten Schweizer E-Commerce-Händler? Mitgründer und CEO Florian Teuteberg gibt Auskunft.
PCtipp.ch: Die Migros ist mit einer 30-Prozent-Beteiligung bei Digitec eingestiegen. Warum?
Florian Teuteberg: Wir ergänzen uns gut. Die Migros war im Online-Elektronik-Bereich bisher nicht so stark vertreten, darum sind wir interessant für den Detailhändler. Denn wir sind gut aufgestellt und auf das Online-Geschäft angepasst. Wir erhoffen uns von der Zusammenarbeit vor allem Vorteile in der Beschaffung, wo wir von der langjährigen Migros-Erfahrung profitieren wollen.
Sind durch den neuen Partner Mitarbeiterfluktuationen geplant?
Ich sehe bei den Arbeitskräften kein Synergiepotenzial. Digitec ist stark auf online fokussiert und funktioniert völlig anders als der stationäre Handel. Deshalb brauchen wir auch eine darauf spezialisierte Organisation und Mitarbeiterschaft.
Der Verwaltungsrat ist bereits paritätisch besetzt. Haben Sie keine Angst, ein weiterer Kleiner zu sein, der von einem Grossen geschluckt wird?
Nein, denn was in den Medien bezüglich 100-Prozent-Beteiligung verbreitet wird, ist falsch. Es ist zwar vorgesehen, dass die Migros die Mehrheit übernimmt, aber eine komplette Übernahme ist ausgeschlossen. Die Situation im Verwaltungsrat ist übrigens auch nicht an die Besitzverhältnisse gekoppelt, sondern bleibt so bestehen, wie sie sich jetzt darstellt.
Aber wie wollen Sie dieses Underdog-Image, von dem Sie bisher profitierten, den Kunden verkaufen?
Indem wir die gleiche Leistung wie bis anhin bringen. Das bedeutet, wir behalten das tiefe Preisniveau und den guten Service bei und werden weiterhin neue Lösungen auf den Markt bringen.
Ist das ein Versprechen?
Abgesehen davon, dass die Migros überhaupt kein Interesse hat am Erfolgsmodell Digitec irgendetwas zu ändern, wäre dies auch gar nicht so einfach. Alle Mitarbeiter tragen die Digitec-DNA mit sich, alle Prozesse und das System sind für Digitec optimiert und ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass dies so bleibt.
Also keine Cumulus-Punkte auf Ihre Produkte oder Digitec-Shops in Migros-Filialen?
In dieser Hinsicht ist bisher nichts geplant.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wie Digitec eigenständig bleiben will
Florian Teuteberg: Wir ergänzen uns gut. Die Migros war im Online-Elektronik-Bereich bisher nicht so stark vertreten, darum sind wir interessant für den Detailhändler. Denn wir sind gut aufgestellt und auf das Online-Geschäft angepasst. Wir erhoffen uns von der Zusammenarbeit vor allem Vorteile in der Beschaffung, wo wir von der langjährigen Migros-Erfahrung profitieren wollen.
Sind durch den neuen Partner Mitarbeiterfluktuationen geplant?
Ich sehe bei den Arbeitskräften kein Synergiepotenzial. Digitec ist stark auf online fokussiert und funktioniert völlig anders als der stationäre Handel. Deshalb brauchen wir auch eine darauf spezialisierte Organisation und Mitarbeiterschaft.
Der Verwaltungsrat ist bereits paritätisch besetzt. Haben Sie keine Angst, ein weiterer Kleiner zu sein, der von einem Grossen geschluckt wird?
Nein, denn was in den Medien bezüglich 100-Prozent-Beteiligung verbreitet wird, ist falsch. Es ist zwar vorgesehen, dass die Migros die Mehrheit übernimmt, aber eine komplette Übernahme ist ausgeschlossen. Die Situation im Verwaltungsrat ist übrigens auch nicht an die Besitzverhältnisse gekoppelt, sondern bleibt so bestehen, wie sie sich jetzt darstellt.
Aber wie wollen Sie dieses Underdog-Image, von dem Sie bisher profitierten, den Kunden verkaufen?
Indem wir die gleiche Leistung wie bis anhin bringen. Das bedeutet, wir behalten das tiefe Preisniveau und den guten Service bei und werden weiterhin neue Lösungen auf den Markt bringen.
Ist das ein Versprechen?
Abgesehen davon, dass die Migros überhaupt kein Interesse hat am Erfolgsmodell Digitec irgendetwas zu ändern, wäre dies auch gar nicht so einfach. Alle Mitarbeiter tragen die Digitec-DNA mit sich, alle Prozesse und das System sind für Digitec optimiert und ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass dies so bleibt.
Also keine Cumulus-Punkte auf Ihre Produkte oder Digitec-Shops in Migros-Filialen?
In dieser Hinsicht ist bisher nichts geplant.
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PCtipp.ch: Die Migros ist mit ...
Sie wollen also unabhängig bleiben. Wie sieht es aber aus, wenn Ihr Shop in direkte Konkurrenz zu Migros-Unternehmen wie Office World tritt?
Es ist vorgesehen, dass alle Migros-Unternehmen und Submarken genauso bestehen bleiben. Ob es zum Beispiel mit M-Electronics, Ex Libris oder Office World eine Zusammenarbeit gibt und wie diese aussieht, dazu gibt es momentan noch keine Pläne.
Wie sieht stattdessen die Digitec-Strategie der Zukunft aus? Im März eröffneten Sie eine Filiale in Basel, weitere sollen geplant sein…
…stopp, auch das ist in den Medien falsch kommuniziert worden. Wir haben immer gesagt, dass wir noch zwei Filialen eröffnen wollen: in Basel und in Bern. Diejenige in Bern wird im Sommer dazukommen, dabei wird es aber bleiben.
Wird das neue Kapital dann vielleicht in die Automatisierung des Lagers gesteckt, Brack eröffnet ja nächste Woche ein neues Logistikzentrum?
Nein, denn dass wir darauf bisher verzichteten, ist keine finanzielle Entscheidung. Stattdessen befinden wir uns in einem dynamischen Umfeld und dort ist die Automatisierung nicht der richtige Weg. Für eine Migros beispielsweise macht es Sinn, die kennen ihre Volumengrösse ziemlich genau. Aber wir haben keine Ahnung, ob sich beispielsweise in unserem neuen Verkaufsportal Galaxus ein Suppentopf oder ein Gartentisch besser verkaufen. Dementsprechend ist es für uns wesentlich einfacher, das Lager manuell zu steuern. Bisher hätten wir übrigens im Rückblick immer die falsche Entscheidung bezüglich Automatisierung getroffen.
Wo Sie aber definitiv investieren können, ist Ihr Digitec-Webshop. Der ist ja bereits sieben Jahre alt und hat seither nur geringfügige Änderungen erfahren.
Das stimmt. Allerdings haben wir die Entwicklung in den letzten Jahren vor allem in Galaxus gesteckt, hinter dem ein komplett neues ERP System steckt. Das Ziel ist, auch Digitec später darauf zu überführen.
Also ist Galaxus das Versuchskaninchen Ihres neuen ERPs?
Ja, so kann man es sagen. Ein eigenes ERP kann man ja schliesslich nicht entwickeln und dann ohne zu testen einsetzen.
Es ist vorgesehen, dass alle Migros-Unternehmen und Submarken genauso bestehen bleiben. Ob es zum Beispiel mit M-Electronics, Ex Libris oder Office World eine Zusammenarbeit gibt und wie diese aussieht, dazu gibt es momentan noch keine Pläne.
Wie sieht stattdessen die Digitec-Strategie der Zukunft aus? Im März eröffneten Sie eine Filiale in Basel, weitere sollen geplant sein…
…stopp, auch das ist in den Medien falsch kommuniziert worden. Wir haben immer gesagt, dass wir noch zwei Filialen eröffnen wollen: in Basel und in Bern. Diejenige in Bern wird im Sommer dazukommen, dabei wird es aber bleiben.
Wird das neue Kapital dann vielleicht in die Automatisierung des Lagers gesteckt, Brack eröffnet ja nächste Woche ein neues Logistikzentrum?
Nein, denn dass wir darauf bisher verzichteten, ist keine finanzielle Entscheidung. Stattdessen befinden wir uns in einem dynamischen Umfeld und dort ist die Automatisierung nicht der richtige Weg. Für eine Migros beispielsweise macht es Sinn, die kennen ihre Volumengrösse ziemlich genau. Aber wir haben keine Ahnung, ob sich beispielsweise in unserem neuen Verkaufsportal Galaxus ein Suppentopf oder ein Gartentisch besser verkaufen. Dementsprechend ist es für uns wesentlich einfacher, das Lager manuell zu steuern. Bisher hätten wir übrigens im Rückblick immer die falsche Entscheidung bezüglich Automatisierung getroffen.
Wo Sie aber definitiv investieren können, ist Ihr Digitec-Webshop. Der ist ja bereits sieben Jahre alt und hat seither nur geringfügige Änderungen erfahren.
Das stimmt. Allerdings haben wir die Entwicklung in den letzten Jahren vor allem in Galaxus gesteckt, hinter dem ein komplett neues ERP System steckt. Das Ziel ist, auch Digitec später darauf zu überführen.
Also ist Galaxus das Versuchskaninchen Ihres neuen ERPs?
Ja, so kann man es sagen. Ein eigenes ERP kann man ja schliesslich nicht entwickeln und dann ohne zu testen einsetzen.
Autor(in)
Fabian
Vogt
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