News 23.02.2005, 14:15 Uhr

Bluewin TV: Swisscoms neues Fernsehangebot im Test

Die Swisscom will noch in der zweiten Hälfte 2005 Fernsehen übers Telefonkabel einführen. Was erwartet die Anwender?
Die Swisscom [1] möchte Cablecom mit einem eigenen Fernsehangebot in die Schranken weisen. Noch dieses Jahr sollen ADSL-Nutzer deutsche und fremdsprachige TV-Programme über die Telefonleitung in ihrer Stube empfangen können. Möglich macht dies eine Settop-Box zwischen ADSL-Router und Fernsehapparat.
Die neue Settop-Box für ADSL-TV.
Der PCtipp hatte die Möglichkeit, beim Testlauf für Bluewin TV teilzunehmen. Das Angebot beinhaltete 25 Programme für Fr. 23.90 pro Monat. Neben den Standardprogrammen konnten fünf Pay-TV-Kanäle sowie Mietvideos empfangen werden. Sie kosten extra. Das Positive vorweg: Bluewin TV bietet nützliche Funktionen, die man beim herkömmlichen Fernsehen vermisst. Per Knopfdruck erscheint auf dem Bildschirm eine elektronische Programmzeitschrift.
Praktisch: die integrierte Programmzeitschrift informiert über laufende und kommende Sendungen.
Genauso komfortabel ist die Aufnahmefunktion. Die gewünschte Sendung wird einfach in der Programmübersicht ausgewählt und mit einem Knopfdruck für die Aufzeichnung programmiert. Gespeichert wurden die Aufnahmen in der Testphase auf einer externen Harddisk. Laut Myriam Ziesack von der Bluewin-Pressestelle ist zur Markteinführung aber eine Settop-Box mit integrierter Festplatte geplant.
Mit einer Video-on-Demand-Funktion lassen sich gegen Bezahlung Spielfilme für 48 Stunden mieten. Ein Kinderschutz sorgt dafür, dass nur alterskonforme Filme abgespielt werden. Leider waren - zumindest in der Testphase - vor allem ältere Streifen im Angebot, für die bis zu acht Franken pro Film verlangt wird. Das ist eindeutig zu viel. "Das Angebot der Mietvideos wird laufend ausgebaut und bei der Markteinführung sehr umfangreich sein", beschwichtigt Myriam Ziesack.
Extrem zeitaufwändig war die Installation. Bis ADSL-Router und Settop-Box konfiguriert und angeschlossen waren, vergingen einige Stunden. Zudem dürften weniger computerversierte Anwender trotz verständlichem Handbuch an ihre Grenzen stossen. Hinzu kommt der Kabelsalat im ganzen Wohnzimmer, denn nur selten steht der Fernseher direkt vor der Telefonbuchse. Eine drahtlose Variante der Settop-Box soll es zum Start von Bluewin TV noch nicht geben.
Die Liste der Negativpunkte ist damit aber nicht zu Ende: Bluewin TV litt in der Testphase an vielen Kinderkrankheiten. Regelmässige Abstürze der Settop-Box, Tonstörungen und Bildhänger trübten den Fernsehgenuss. Ausserdem war die Bildqualität nicht immer überzeugend. Myriam Ziesack von Bluewin bestätigt gegenüber dem PCtipp, dass die gesamte Signalkette noch nicht 100 Prozent abgestimmt sei. Man erwarte aber, die Probleme bis zur kommerziellen Einführung gelöst zu haben.
Eine echte Zumutung ist dagegen der integrierte Kopierschutz. Aufzeichnungen sind verschlüsselt und lassen sich nur über die Settop-Box abspielen. Ein Kopierschutz verhindert das Überspielen von Aufnahmen in guter Qualität über den Videoausgang auf ein anderes Gerät (z.B. einen VHS-Rekorder). Die Speicherkapazität der Harddisk ist begrenzt. Sendungen zu archivieren, ist so nicht möglich.
Für die Swisscom gibt es also noch einiges nachzubessern, bis Bluewin TV eine wirkliche Alternative zum herkömmlichen Fernsehen wird. Zumal der Preis für die 25 Sender in der Testphase mit Fr. 23.90 nur wenig unter den Cablecom-Gebühren lag. Zwar wurde auch eine "Einsteiger"-Testversion von Bluewin TV für Fr. 14.90 angeboten. Hier muss aber mit gerade mal zwölf Sendern vorlieb genommen werden. Zusätzlich zu den Gebühren für den TV-Empfang fallen zudem noch die normalen ADSL-Abokosten an.



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