News 19.11.2015, 12:33 Uhr

Die sieben verrücktesten Daten-Desaster 2015

Das ist so verrückt, man glaubt es kaum. Feuer, Rasenmäher, Zahnpasta und ein Amiga - die sieben haarsträubensten Datenrettungsaktionen des Jahres 2015.
Man sollte die Hoffnung nie aufgeben. Dieses Motto haben sich die Datenrettungsspezialisten von Kroll Ontrack auf die Fahnen geschrieben. Ganz gleich, ob ein iPad aus einem fahrenden Zug gefallen, in ein Säurebad gerutscht ist oder von Feuer gut durchgebraten wurde. Zerquetscht, verbrannt, ertränkt oder zerstört - «Daten halten glücklicherweise einiges aus», meint Kroll-Ontrack-Direktor Peter Böhret, und präsentiert die sieben verrücktesten Daten-Desaster des zu Ende gehenden Jahres 2015. Computerworld publiziert die Top 7 wie immer ungeschminkt und unzensiert.

7. Sonnenstich im Serverraum (Deutschland)

Ein kleines deutsches Unternehmen führte Renovierungsarbeiten an seinem Bürogebäude durch – auch am Serverraum. Dabei entdeckte der Admin der Firma eines freitags, dass die Planen, die den Server abdeckten, den Staub nicht zuverlässig abhielten. Daher beschloss er, den Server in einen Raum zu verlegen, der sich abseits der Renovierungsarbeiten befand.
Doch nach einem sehr warmen und sonnigen Wochenende musste er montags feststellen, dass sich keiner der Mitarbeiter mehr am Server anmelden konnte. Die Ursache dafür war schnell gefunden: Ein Kollege hatte die Klimaanlage im Übergangs-Serverraum abgeschaltet, um das Eindringen von Staub zu verhindern. Gut gedacht, trotzdem schlecht: Dies verkraftete der Server natürlich nicht und starb den Hitzetod. Glücklicherweise liessen sich die Daten zu 99 Prozent wiederherstellen.

6. Lebenserhaltende Massnahmen (Polen)

In Polen nutzte ein Kunde tatsächlich noch seinen Amiga 600 – der immerhin 1992 auf den Markt kam. Doch eines Tages ereilte diesen PC-Oldie tatsächlich die Altersschwäche und er stellte den Betrieb ein. Ein natürliches Ableben sozusagen, ganz ohne Unfall oder menschliches Versagen.
Kultgerät Amiga: von vielen Anwendern abgöttisch geliebt
Glücklicherweise hatten die Datenrettungsspezialisten die passenden Werkzeuge zur Hand und konnten dem Amiga sogar wieder Leben einhauchen. Denn für den Kunden war der antike Rechner mehr als nur eine Maschine – er war voller Kindheitserinnerungen.
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Und täglich grüsst das Murmeltier

5. Und täglich grüsst das Murmeltier (Polen)

Polnische Datenrettungsexperten hatten dieses Jahr ein grosses Déjà vu. Denn ein RAID-Server mit 22 Laufwerken, der bereits früher wiederhergestellt worden war, wurde erneut mit einem Datenverlust ins Labor eingeliefert.
Tipp von den Sicherheitsexperten: Einen RAID-Server, der bereits einmal ausgefallen ist, bitte nicht unrepariert weiterverwenden
Grund für den wiederholten Datenverlust: Der Kunde hatte die vermeintlich funktionierenden Laufwerke nach der ersten Wiederherstellung einfach weiterbenutzt. So kam eins zum anderen: Kein Backup (schon wieder), der Server brach zusammen (schon wieder) und die Laufwerke wurden an Kroll Ontrack geschickt (schon wieder). Und die Moral von der Geschichte: Mache den gleichen Fehler nicht auch noch ein zweites Mal.

4. Verdünnte Daten (Polen)

«Ich habe Farbverdünner über meinen Laptop geschüttet. Ich bin schon auf dem Weg zu euch!» Mit diesen Worten kündigte sich ein Kunde bei Kroll Ontrack Polen an. Dieser hatte beim Versuch, eine besondere Wandfarbe für seine Frau zusammenzumischen, aus Versehen Farbverdünner über seinen Laptop geleert.
Kaffee, Farbverdünner und andere gefährliche Flüssigkeiten haben auf dem Laptop nichts zu suchen
Das Gerät überlebte zwar nicht, die Daten aber dank seiner schnellen Reaktion glücklicherweise schon – 100 Prozent konnten gerettet werden. Schnell handeln hilft – manchmal.
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Mord im Orient-Express

3. iPad-Mord im Orient-Express (Grossbritannien)

Dass Züge durchaus ein gefährliches Pflaster sein können, wissen wir nicht erst seit Agatha Christie und Hercule Poirot. Doch auch elektronische Geräte leben auf Schienen gefährlich. Ein Brite liess tatsächlich sein iPad versehentlich aus einem fahrenden Zug fallen – mitten im Nirgendwo.
Das iPad überlebte den Sturz aus dem fahrenden Zug, startete aber alle zwei Minuten erneut. Ein schmales Zeitfenster für die Rettung der Daten
Zwar wurde das Tablet überraschenderweise wiedergefunden, aber es war schwer beschädigt und nicht mehr zu benutzen. Die Touch-Oberfläche war zerstört und reagierte nicht mehr auf Eingaben, Display, Akku und der Lightning-Stecker waren schwer in Mitleidenschaft gezogen. Aber für eine Datenrettung am schwerwiegendsten: Durch einen Elektronikfehler startete das Gerät alle zwei Minuten neu. Das bedeutete, dass die Datenretter jeweils nur ein Fenster von wenigen Sekunden hatten, um Daten wiederherzustellen. Dennoch konnten schlussendlich 100 Prozent der Daten gerettet werden.
Nicht zur Nachahmung empfohlen: Dieses Smartphone wurde aus Versehen von einem Rasenmäher überfahren

2. iPhone-Verschönerung (Italien)

Eine Italienerin war am Ende des Tages mit dem Abschminken beschäftigt. Dabei stiess sie versehentlich ihre Abschminklotion um – die natürlich genau über ihr iPhone floss. Durch die Kombination aus Chemikalien und Flüssigkeit startete das Gerät nicht mehr, es konnten also nur die Datenretter helfen.
Dabei betonte die Dame während des Telefonats mit der Hotline immer wieder, dass die Reinigungslotion von einer sehr bekannten Kosmetikmarke war. Und tatsächlich – dank des Know-hows der Experten (und der hohen Qualität der Lotion?) konnten die Daten vollständig gerettet werden.
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 Feuertaufe

1. Feuer wird durch Wasser gelöscht – Daten aber auch (Grossbritannien)

Wenn alle Daten auf einem Laptop liegen, kein Backup existiert und das Gerät erst durch einen Wohnungsbrand zerstört und anschliessend von der Sprinkleranlage unter Wasser gesetzt wird, kann man mit Fug und Recht von einem schlechten Tag sprechen.
Gebratener Laptop: Zu lange sollte man sein Gerät allerdings nicht im Feuer schmoren lassen. Denn dann können auch die Datenretter nichts mehr ausrichten
Dumm gelaufen. Genau das passierte einem Kunden in Grossbritannien. Doch obwohl das Gerät die Konsistenz eines Steaks hatte – gut durchgebraten und gleichzeitig schön saftig – konnten die Datenretter 100 Prozent der Daten wiederherstellen.

Michael Kurzidim
Autor(in) Michael Kurzidim



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