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05.10.2016, 08:50 Uhr
Yahoo habe insgeheim E-Mails aller Kunden gescannt
Angeblich habe Yahoo auf Anweisung der US-Behörden eingehende Mails aller Kunden gescannt. Am Bericht von Reuters gibt es aber auch Zweifel.
Yahoo habe laut eines «Exklusivberichts» von Reuters im vergangenen Jahr auf Geheiss der US-Regierung ein spezielles Programm geschrieben, um eingehende E-Mails mehrerer Hundert Millionen Kunden nach bestimmten Zeichenketten zu durchforsten. Noch unklar sei, wie viele Suchbegriffe angewandt wurden und ob tatsächlich Daten an US-Behörden übermittelt wurden. Bei den anonymen Quellen beruft sich die Nachrichtenagentur auf drei ehemalige Mitarbeiter des IT-Riesen, gemäss denen die Anordnung vom Nachrichtendienst NSA oder vom FBI kam. Chefin Marissa Mayer habe sich demnach entschieden, auf Drängen der Geheimdienste einen Selektor zu entwickeln, der auf durchsuchbare Kommunikationsvorgänge angewandt wurde. Yahoo dementiert den Bericht mit Verweis auf die Erklärung, dass man sich an geltende US-Gesetze halte.
Zweifel von verschiedenen Seiten
Dennoch bestehen einige Zweifel am Bericht, zumal Reuters sich nur auf anonyme Quellen beruft. Beispielsweise gibt es keine Kopie eines eingeschwärzten Dokuments, das die Authentizität der Geschichte zusätzlich unterstreichen würde. Gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «Fortune» sagte ein Google-Sprecher, man habe nie eine solche Anfrage von Behörden erhalten. Und selbst wenn, wäre die Antwort ein klares «No Way» gewesen. Auch Microsoft will betonen, mit seinen Millionen Hotmail-Konten nie an einem entsprechenden Programm teilgenommen zu haben. Ein Twitter-Sprecher erklärte der News-Seite «Intercept», dass man kein «Yahoo-ähnliches Programm» durchführe. Ähnliches sagte auch Facebook gegenüber «Fortune»: Man habe bislang keine solche Anfrage von der NSA erhalten – und falls doch, würde man dagegen ankämpfen, heisst es vom sozialen Netzwerk.
Nun kann man Aussagen wie diese natürlich genauso kritisch hinterfragen, wenn Yahoo bloss zu verstehen gibt: Man halte sich an die geltenden US-Gesetze. Das wirft die Frage auf, ob einige Unternehmen überhaupt Auskunft geben dürfen.
Die NSA und das FBI haben haben bis jetzt keine Stellungnahmen abgegeben.
Zuletzt hatte Yahoo mit einem Diebstahl von 500 Millionen Nutzerdatensätzen für Schlagzeilen gesorgt. Die aktuelle Enthüllung dürfte den geplanten Verkauf an den US-Telko Verizon zusätzlich erschweren.
Autor(in)
Simon
Gröflin
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