Kommentar
03.05.2002, 09:15 Uhr
Das Freitagsbit: Alle tun es miteinander
Die WWKolumne
Jugendliche tun es - öfters noch als die Erwachsenen. Informatiker und Technik-Freaks tun es ganz besonders oft. Sogar Polizisten tun es ab und zu. Die Rede ist von Filesharing. Das Tauschen von Programmen, Kinofilmen und Musik erfreut sich grosser Beliebtheit. Denn: Wieso sollte man für etwas bezahlen, wenn man es auch umsonst bekommt?
Die fettleibigen, Havannas rauchenden Industriebosse verdienen schliesslich schon genug Geld. Da spielt es ja keine Rolle, ob diese jetzt eine Kopie mehr oder weniger verkaufen. So ähnlich denken (oder eben nicht) Millionen von Nutzern der Filesharing-Systeme und kopieren die neuesten Musiktitel raub. Auf den Hilferuf der Musikindustrie folgen seitens der Befürworter stets die selben fadenscheinigen Argumente, die den Verstoss gegen das Urheberrecht entkriminalisieren sollen: Heutzutage komme sowieso nur Müll auf den Markt, die Musikindustrie habe den Internet-Zug verpasst und die Labels vernachlässigen die Nachwuchsarbeit.
Der PCtip befragte Smudo, Hip-Hop-Legende und Mitbegründer des Labels fourmusic [1], was er als Musiker und Labelbesitzer von solchen Argumenten hält:
"Wie kommt man überhaupt auf so eine schmale Schlussfolgerung. Wenn die Leute deshalb massiv weniger Musik kaufen, weil ihnen das Angebot nicht gefällt, warum wird dann wie irre kopiert und warum finden sich in den diversen Filesharing-Angeboten ohne Ende Schrott-Titel? Und warum verkaufen sich die wirklich guten Sachen auch massiv weniger?"
Diebstahl von geistigem Eigentum lässt sich nun mal nicht durch den Umstand rechtfertigen, was auf dem Markt anzutreffen ist. Es wird zwar abgekupfert, "gesampled" und "gecovered", aber auch schon die sagenumwobenen Beatles haben sich anno 1967 beim Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" bekanntlich von "Pet Sounds" der Beach Boys "inspirieren" lassen.
Bevor Raubkopierer "es" wieder tun, sollten sie sich überlegen, ob sie Musik, die ihnen keine 25 Fränkli wert ist, wirklich hören wollen. Und wer den Nervenkitzel der Illegalität braucht, der gehe in ein Musikgeschäft nach Wahl und stehle die gewünschte CD manuell, nach alter Schule. Wenigstens besteht so eine faire Chance erwischt zu werden.
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