Deutschland 09.12.2021, 06:00 Uhr

Clubhouse: Was ist vom Hype übrig geblieben?

Es war der Trend zu Beginn des Jahres 2021: Clubhouse. Was für eine Idee inmitten von Pandemie und Lockdown. Nicht einmal 12 Monate später stellt sich nun die Frage: Was ist vom Hype übrig geblieben?
(Quelle: Shutterstock/pcruciatti)
Für kurze Zeit scheint es, als ob das richtig grosse nächste Medien-Ding in Deutschland und der Schweiz am Start ist. Clubhouse – eine Audio-App auf dem Smartphone. Man trifft sich in virtuellen Räumen zum Gruppen-Plaudern bis tief in die Nacht. Man sieht sich nicht, hört sich nur. Politiker spricht mit Normalo, Promi mit Medienschaffendem – Hunderte können reinklicken und mitreden. Was für eine Idee inmitten von Pandemie und Lockdown. So etwas wie Radio, Podcast und Telefonieren in einem: das live gesprochene Wort. Doch der erste Hype Anfang 2021 währt nicht lange.
Wie viele Deutsche Clubhouse heute nutzen, ist unklar. Das US-Unternehmen hält sich mit marktspezifischen Zahlen bedeckt. Es gibt auf dpa-Anfrage nur diese Richtschnur für den weltweiten Gesamtmarkt: Seit der Einführung der App auf Android-Geräten vor Monaten seien allein dort mehr als zehn Millionen Nutzer hinzugekommen. Die Zahl der täglich erstellten Gesprächsräume sei von 300'000 im Mai auf täglich mehr als 700'000 im Herbst gestiegen.
Clubhouse-Chef Paul Davison sprach im Oktober in einem Bloomberg-TV-Interview davon, dass man perspektivisch eine stetige Entwicklung anstrebe. Man sei dieses Jahr viel zu schnell gewachsen. Wenn man zu schnell wachse, könnten Dinge auch schiefgehen.

Der «Candy Crush»-Moment

Von einem Hype bleibt am Ende immer etwas übrig. Was sich ins Gedächtnis der Bubble eingebrannt hat, war ein Vorfall mit einem hochrangigen Politiker. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) tummelte sich damals wie mehrere andere Politiker auf Clubhouse. Er plauderte auch mal frei von der Leber weg. Das gipfelte an einem Abend darin, dass es um nichts Geringeres als um «Candy Crush» ging. Ein digitales Spiel, das er während Ministerpräsidentenkonferenzen spiele – inmitten der angespannten Pandemie-Lage. Bei «Candy Crush» sortiert man quietschbunte Süssigkeiten wie Lutscher und Bonbons. Man arbeitet sich Level um Level durch die gezuckerte Welt und sammelt Punkte. Schreckte der «Candy Crush»-Moment und die Empörung darum andere Politiker ab, bei Clubhouse mitzumachen?
Ramelow bezeichnete obendrein auf Clubhouse Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als «Merkelchen». Dafür bat er im Nachgang um Entschuldigung. Die Zeitungen schrieben sich wie von selbst voll.
Aktuell nutzt Ramelow die App nicht mehr, wie die Staatskanzlei in Thüringen mitteilt. Ob es im Nachhinein ein Fehler gewesen sei, sich während des ersten Hypes intensiv beteiligt zu haben? Dazu heisst es: Der Ministerpräsident habe mehrere Diskussionsrunden mit unterschiedlichen Zielgruppen bestritten, um Hintergründe und Entscheidungsfindungsprozesse mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenzen und die verabredeten Corona-Regelungen darzulegen. «Das war wichtig und dafür war – neben anderen Medien – auch Clubhouse ein geeignetes Medium.»



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