Testcenter 14.09.2021, 12:10 Uhr

Test: Outdoor-Handy Nokia XR20 im Alltags- und Härtetest

HMD Global will mit Nokia auch im Outdoor-Handy-Markt mitmischen. PCtipp hat das Nokia XR20 auf die Probe gestellt. Im PCtipp-Härtetest bot sich der Autorin eine ziemliche Überraschung.
Das Outdoor-Phone Nokia XR20
(Quelle: HMD Global/Nokia)
Das Nokia XR20 von HMD Global erweitert seit diesem Sommer die X-Serie (PCtipp berichtete). Das XR20 wurde laut Hersteller so gebaut, dass es Life-proof ist. Das bedeutet, es soll so ziemlich alles überleben, was das Leben so mit sich bringt. HMD Global will also auch im Outdoor-Smartphone-Markt mitmischen. Das XR20 soll extreme Temperaturen, Stürze aus 1,8 Metern Höhe oder 1 Stunde unter Wasser schadlos überstehen.
Front des Nokia XR20 mit 8-MP-Selfiekamera-Punch-Hole
Quelle: HMD Global/Nokia
Bei solchen Versprechungen seitens Hersteller reibe ich mir im Geiste bereits die Hände und erwische mich beim Träumen von einem Testlabor samt Flammenwerfer oder Presslufthammer. Ob die Herren von der nahen Baustelle arg irritiert wären, wenn ich mal mit dem Testgerät vorbeiginge und mir einer ihrer Maschinen kurz leihen würde...? Doch auf den Härtetest komme ich später zurück.
XR20 oben
Quelle: HMD Global/Nokia
Das Outdoor-Handy der Finnen kommt mit einem 6,67-Zoll-FHD+-Display, 6 GB RAM und 128 GB Datenspeicher sowie einem microSD-Kartenslot für bis zu 512 GB Speichererweiterung. In der Schweiz ist das Outdoor-Smartphone ab sofort und in der Farbe Granite Grey (Grau) ab rund Fr. 594.- erhältlich (Stand: 14.9.21). Das 128-GB-Modell ist derzeit noch nicht in der Farbe Ultra Blue in der Schweiz erhältlich, lediglich das Gerät mit 64 GB Datenspeicher, ab Fr. 531.- (Stand: 14.9.21).
Mit 248 Gramm wiegt das Smartphone relativ schwer in der (Frauen-)Hand. Mit den Massen 17,16 × 8,15 × 1,06 cm passt es definitiv nicht mehr in meine Hosentasche, aber noch in eine Clutch bzw. kleine Handtasche. Und wer noch immer auf Kabel-Kopfhörer schwört: Ja, es hat eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse (unten am Gerät). Auch der obligate Google-Assistant-Button, den man von Nokia-Handys kennt, ist linksseitig zu finden. Der Fingerabdruckscanner ist dezent in einer Taste rechts integriert und hat im Test gut funktioniert. Der Dual-SIM- bzw. Hybrid-Steckplatz (microSD) sowie eine programmierbare (rote) Taste finden sich oben auf dem Gerät.
XR20 unten
Quelle: HMD Global/Nokia
Zur Konnektivität: Das Outoorhandy ist mit Bluetooth 5.1, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/ax-ready, Wi-Fi dual-band (2.4GHz + 5.0GHz) kompatibel, auch NFC wird laut Hersteller unterstützt. Ausserdem ist es 5G-fähig.
Für Vieltelefonierer: Die Telefonie-Qualität war gut, wie uns auch vom Gegenüber bestätigt wurde.

Display und Sound

Display

Das 6,67-Zoll-FHD+-Display im Seitenverhältnis 20:9 löst mit 2400 × 1080 Pixeln auf, was 393 ppi entspricht. Oben in der Mitte findet sich ein Punch-Hole für die Selfie-Kamera. Es handelt sich dabei allerdings lediglich um eine 8-Megapixel-Frontkamera. Das FHD+-Display ist aus Corning-Gorilla-Glass-Victus gefertigt.
Auch wenn das 6,67-Zoll-Gerät definitiv kein Hosentaschenformat mehr hat – beim Filmestreamen gefällt das relativ grosse Display. Wer ein Outdoor-Handy für die Arbeit sucht: Das Display kann mit Handschuhen und nassen Fingern bedient werden. Mehr dazu auf der letzten Seite.

Sound

Auf Nokia-Smartphones, so auch auf dem Nokia XR20, ist die App des Musikstreamingdienstes Spotify nun vorinstalliert.
Der Sound war erstaunlich gut. HMD Global setzt beim Nokia XR20 auf Extra loud speakers (96dB), OZO Playback, OZO Spatial Audio capture with wind noise reduction, aptX Adaptive, aptX Voice. Wer Filme oder Musik streamt und Bluetooth-Kopfhörer verwendet, wird soundmässig gut bis sehr gut bedient.

Kamera, Leistung und Akkulaufzeit

Kamera

Rückseitig wurden zwei Kameras verbaut. Eine 48-Megapixel-Autofokus-Hauptkamera und eine 13-MP-Ultraweitwinkelkamera. Darunter finden sich eine Dual-Tone-LED und ein Single-LED-Blitz. Für Selfies ist eine 8-Megapixel-Linse zuständig. Damit geschossene Fotos finden Sie in unserer Bildergalerie unten.
Rückseite: Eine 48-Megapixel-Autofokus-Hauptkamera und eine 13-MP-Ultraweitwinkelkamera.
Quelle: HMD Global/Nokia
Zur Bildverarbeitung: Nokia setzt auf Zeiss. Es gibt Zeiss Optics, Zeiss Portrait, Zeiss Cinematic Effects, Action Cam Mode, den Night Mode, Cinema Mode, HDR, Beautification, Panorama und Watermark. Interessant ist beispielsweise der SpeedWarp-Modus. Damit kann man z.B. während des Spazierengehens filmen und anschliessend eine Speed-Ansicht davon anschauen. Es gibt die Geschwindigkeiten Wandern (5x), Spazierengehen (10x), Spazierengehen (15x), Radfahren (20x), Radfahren (25x) und Fahren (30x).

Leistung

Dank Android One ist das Nokia akzeptabel schnell, es dauert jedoch jeweils eine Weile, bis Apps geöffnet sind. Der Speed ist gerade noch OK, aber nicht überragend. Beim Musik- oder Filmestreamen gab es keine Probleme.

Akkulaufzeit

Je nach Nutzung hielt der Akku eineinhalb bis zwei Tage durch (letzteres wie vom Hersteller versprochen), was für ein Outdoorhandy ein guter Wert ist.
Hier geht es zu den kompletten Specs:
Dokumente
Datenblatt zum Nokia XR20

PCtipp-Härtetest: Durchgefallen im Falltest!

Die Widerstandsfähigkeit haben unter anderem der ehemalige brasilianische Fussballer Roberto Carlos und die Freestyle-Weltmeisterin Lisa Zimouche getestet. Sie haben das Smartphone unter anderem gekickt und mit dem Bildschirm voran über einen Fussballplatz mit Betonboden geschossen.
In der heimischen Tiefkühltruhe...
Quelle: cma/PCtipp.ch
Eine vergleichbare Kickkraft kann ich natürlich nicht bieten. Dennoch habe ich mich wieder frisch ans Werk gemacht und freute mich, das XR20 in den Tiefkühler zu stecken, aus 1,5 Metern fallen zu lassen und in der Badewanne zu versenken. Sowohl die Kälte als auch das Bad überlebte das Nokia XR20 schadlos.
Im Falltest glaubte ich hingegen einen Moment, meinen Augen nicht trauen zu können. Das Setting ist jeweils folgendermassen: Ein Outdoor-Handy wird aus 1,5 Metern auf Steinplattenboden bei mir Zuhause fallengelassen – und zwar fünfmal. Das XR20 fiel beim ersten Mal aufs Display, was auch bei anderen Outdoor-Handys schon vorkam. Als ich es aufhob und umdrehte, musste ich zweimal hinsehen: Das Display war fast durchgehend beschädigt. Das Handy funktionierte allerdings noch. Nur sah man wegen der Spinnweben-artigen Risse nicht mehr so wirklich, was auf dem Display vor sich ging.
Das Testgerät nach nur einmal fallen lassen aus ca. 1,5 Metern auf Steinplattenboden
Quelle: cma/PCtipp.ch
Zum Vergleich: Sowohl das Crosscall Core-X4 (Test) als auch das CAT S42 (Test) bzw. das CAT S62 Pro (Test) steckten dieses Prozedere mit einem coolen Lächeln weg. Das Erste, was ich dachte, war: «Schwach!». Schauen Sie sich den Falltest auch noch im Video unten an. Ein Fall für die Reparatur. Immerhin bietet Nokia ein Jahr kostenlosen Bildschirmaustausch. Den werden Sie vermutlich brauchen.
Das robuste Handy war übrigens im Test mit Handschuhen und nassen Fingern bedienbar. Was nicht funktioniert, sind Unterwasserfotos.
Ob wegen Kälte oder bei der Arbeit: Ist mit Handschuhen bedienbar
Quelle: cma/PCtipp.ch

Fazit

Optisch gefiel das Nokia XR20, die Kamera erzeugte schöne Fotos, sogar im Nachtmodus. Der Speed ist OK. Je nach Nutzung hält der Akku eineinhalb bis zwei Tage durch, was ein guter Wert ist. Aber das vollmundige Versprechen, dass das Nokia XR20 aus 1,8 Metern sturzfest sei, das kann HMD Global knicken. Ich habe es lediglich einmal aus 1,5 Metern auf Steinplattenboden fallen lassen und das Display hat sich verabschiedet, bzw. war fast komplett gesplittert. Enttäuschend. Für jene, die auf einer Baustelle arbeiten oder einfach schusselig sind, kann ich es darum nicht empfehlen.

Testergebnis

Akkulaufzeit, Sound, 1 Jahr Gratis-Displaytausch
Speed gerade noch OK, PCtipp-Falltest: Fail

Details:  6 GB RAM, 128 GB Datenspeicher, 5G, Bluetooth 5.1, Nano SIM + Nano SIM/MicroSD Hybrid-Slot (2-in-3), MIL-STD-810H, IP68, Android 11 (Android One), 4630-mAh-Akku (nicht auswechselbar), 3,5 mm Kopfhörerbuchse, Bedienung mit Handschuhen und nassen Fingern, Masse: 17,16 × 8,15 × 1,06 cm, Gewicht: 248 Gramm, 3-Jahres-Garantie & OS-Updates; 4 Jahre Sicherheitsupdates, Fingerabdruckscanner, Gesichtserkennung, Smart Lock, 15W Qi Wireless und 18W Schnellladen

Preis:  ab rund Fr. 594.- erhältlich (Stand: 14.9.21).

Infos: 



Kommentare
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Varallo0
14.09.2021
Interessanter Test mit viel zu guter Note Also wenn ein Outdoor-Strapazierhandy im Killerkriterium Falltest mit dem Testresultat "Spiderman-Display" vier Sterne erhält, dann glaube ich nicht an die Seriosität des Testbewertung, bei mir hätte das höchstens zwei Sterne gegeben. Da ist zuuuu viel Wohlwollen drin, das gibt mir zu Denken. Bisher hab ich mich auf die Glaubwürdigkeit der PCtipp-Bewertungen verlassen, ich muss mich wohl umorientieren. Und das Ganze bestätigt meinen Verdacht, dass die Test-Bereitstellung für den Hersteller des Testobjektes eindeutig eine Marketing- und Werbeaktion ist, nach dem Motto: ich kaufe mir jetzt einen positiven Medienbericht. Sorry für die ehrlichen Worte...

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re460
15.09.2021
Nokia Smartphones sind sehr langlebig und ich war bisher sehr zufrieden damit (Nokia 6, Nokia 8, Nokia 8.3 5G). Leider gerieten sie aber in letzter Zeit einfach viel zu gross, sodass ich nun ein Samsung galaxy s21 5G nutze, das im Notfall auch noch in die Brusttaste meines Hemdes passt. Das Nokia 8.3 5G nutze ich nun nur noch als Fernbedienung meiner Sonos-Boxen. Das s21 5G hat genau die mir am besten passende Grösse. Will ich es Grösser, nehme ich mein Tablet.

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Claudia Maag
16.09.2021
Hallo Varallo0 Ich bin tatsächlich einen Moment zwischen 3,5 und 4 Sternen geschwankt. 2 Punkte fände ich jedoch sehr unfair. Die 4 Sterne haben nichts mit - wie von dir unterstellt - einer Marketing- oder Werbeaktion zu tun. Sondern weil das Nokia XR20, mal vom missglückten Falltest, viel zu bieten hat. Die Gründe dafür sind sowohl im Test-Text, als auch in der Testresultat-Box auf der letzten Seite (Pos.) zu finden. Es sind beispielsweise der Sound, die Akkulaufzeit, die Kamera samt Bild- und Videobearbeitungsmodi oder das Preis-Leistungsverhältnis. Auch war es kälte- und wasserbeständig. Aber klar, wenn Stabilität dein Top-Kriterium ist, dann ist das XR20 definitiv nichts für dich. Sowas schreibe ich ja auch im Fazit. Derzeit teste ich übrigens das Motorola defy, dessen Display aus dem gleichen Material (Corning-Gorilla-Glass-Victus) gefertigt ist und es hat den Falltest überlebt. Lieber Gruss, Claudia