Tests
04.02.2016, 13:48 Uhr
Test: myStrom bändigt die Stromrechnung
Schalten, messen, überwachen, sparen: Dieser Switch erfüllt fast jeden Anspruch an eine Steckdose.
Die Elektrizität wurde ja nicht erst gestern entdeckt. Trotzdem hat Strom etwas Mystisches an sich: Er steht zwar immer zur Verfügung, doch was die verbrauchte Menge betrifft, tappen wir meistens im Dunkeln. Das muss nicht sein, myStrom sei Dank. Der Stecker mit dem vollständigen Namen «myStrom WLAN Energy Control Switch» wurde in der Schweiz entwickelt und gefällt auf Anhieb. Das Design und die zugehörige App präsentieren sich aufgeräumt und schnörkellos. Als Produkt aus helvetischen Landen ist der Switch ausserdem so konstruiert, dass er in unseren Dreifachsteckdosen die anderen beiden Dosen frei lässt.
Installation
myStrom kann seine ganze Nützlichkeit nur im WLAN entfalten, denn die Konfiguration und alle Messungen werden über das Smartphone abgewickelt. Bevor es jedoch soweit ist, muss zwingend ein kostenloses Konto eingerichtet werden. Die Anmeldung erfolgt direkt in der App oder über die Website von myStrom. Mit diesem Konto als Bindeglied lässt sich der Switch auch von aussen über das Internet schalten.
Am einfachsten wird der Switch ins WLAN gebracht, indem am Router die WPS-Taste gedrückt wird. Die Konfiguration kann aber auch in einem Webbrowser erfolgen, indem das eigene WLAN des Switchs angewählt wird. Nach der Konfiguration verschwindet es wieder.
Und zu guter Letzt kann das WLAN-Kennwort auf dem Smartphone eingegeben werden. Anschliessend wird das Display gegen den Switch gehalten, damit die Zugangsdaten durch Lichtblitze übertragen werden. Allerdings ist die «Weiter»-Taste unter der virtuellen Tastatur versteckt, während die Return-Taste die Eingabe nicht abschliessen konnte. Deshalb muss die Tastatur durch ein Tippen auf eine freie Stelle zuerst ausgeblendet werden. Eine überflüssige Hürde, die zu einer leichten Verstimmung führte.
Die App
Im selben Haushalt lassen sich bis zu 32 Switches unterbringen, die sinnvoll benannt und einzeln angesteuert werden können. Universelle Symbole helfen, die Übersicht zu wahren. Der Switch ist ebenfalls mit einer eigenen Ein-Aus-Taste bestückt – doch der wirkliche Spass beginnt erst, wenn die App verwendet wird.
Stromverbrauch. Natürlich zeigt myStrom den Gesamtverbrauch aller angeschlossenen Geräte an. So entwickelt man schnell ein Gespür dafür, wie viel Saft die einzelnen Gadgets benötigen. Die Schaltleistung beträgt bis 2300 Watt bei 10 Ampere.
Kosten. Durch die Eingabe der lokalen Stromtarife berechnet die App, wie viel der Betrieb der Geräte kostet.
Zeitschaltuhr. Die Stromversorgung lässt sich zu bestimmten Tageszeiten automatisch (de-)aktivieren.
Standby-Erkennung. Auf Wunsch lassen sich Geräte ganz abschalten, sobald sie in den Standby-Modus zurückfallen. Wenn die Leistungsaufnahme zum Beispiel unter 5 Watt fällt, wird die Stromzufuhr ganz unterbrochen. Dazu müssten Sie allerdings das Gerät an einem eigenen Switch betreiben – und vermutlich etwa 250 Jahre alt werden, um ihn zu amortisieren. Ausserdem muss der Switch manuell aktiviert werden, bevor Sie das Gerät wieder benutzen können.
Automatische Abschaltung. Wenn der Switch aktiviert wird, kann er sich nach einer bestimmten Zeit automatisch wieder abschalten. Ein typisches Beispiel wäre ein Drucker, den man nur alle paar Tage benötigt: Einschalten, drucken und vergessen, denn nach einer Viertelstunde wird er automatisch ausgeknipst.
Anwesenheit simulieren. Diese Funktion wird leider immer wertvoller: Hängen Sie einige Lampen an den Switch, damit diese automatisch ein- und ausgeschaltet werden, während Sie abwesend sind. Das Zeitfenster kann vorgegeben werden; ein Zufallselement sorgt dafür, dass die Lichter nicht immer zur selben Minute eingeschaltet werden.
Apple Watch. Über die Apple Watch lassen sich alle Switches ein- und ausschalten. Praktisch!
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Probleme, Einsatzgebiete & Fazit
Mangelnde Reife
Der Switch von myStrom bietet vielfältige Möglichkeiten, eine aufgeräumte App und erlaubt eine wirkungsvolle Kostenkontrolle. Das kann jedoch nicht über die kleinen Ärgernisse hinwegtäuschen. So verläuft die Einrichtung eher holperig. Die App wirkt tadellos, krankt aber zum Teil an kleinen Fehlern. Die versteckte Taste hatten wir schon. Oft werden Einstellungen jedoch ignoriert, weil vergessen wird, das kleine Häkchen in der oberen Ecke anzutippen; normal wäre eine automatische Speicherung der Einstellungen.
In unserem Test verweigerte die iOS-App plötzlich jede Zusammenarbeit, die sich nicht einmal durch einen Neustart reaktivieren liess. Sogar die Neuinstallation der App brachte nichts. Später löste sich das temporäre Problem automatisch, weil es sich scheinbar um einen «Verbindungsfehler» handelte – zu wem, bleibt unklar. Zu den Servern? Zu beiden Switches? Wir werden es nie erfahren; aber am WLAN lag es ganz bestimmt nicht. Wenn man jedoch grosszügig über diese kleinen Ungereimtheiten hinwegsieht, macht die Benutzung so viel Spass, wie man mit einer simplen Steckdose nur haben kann.
Einsatzgebiete
Bevor Sie alle Steckdosen mit myStrom-Switches ausrüsten, sollten die Einsatzgebiete und der ökonomische Nutzen abgeklärt werden. Moderne Geräte werden zwar immer leistungsfähiger, aber auch immer genügsamer. Bei unserem Test wurde der gesamte TV-Aufbau über den myStrom-Switch gesteuert: ein Fernseher, vier Spielkonsolen, ein Apple TV sowie ein ausgewachsener Receiver – und alle werden bei Nichtgebrauch im Standby-Modus belassen. Die Messung durch myStrom ergab einen Standby-Verbrauch von gerade einmal 8,9 Watt, wobei der Switch selbst ebenfalls 1,4 Watt konsumiert. Hier gibt es also nichts zu holen, was einen Einsatz rechtfertigen würde.
Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Geräte nicht einfach abgeschaltet werden dürfen. Desktop-PCs, Spielkonsolen oder Router mit eingebauter Festplatte: Bei allen droht Datenverlust oder sogar ein Hardware-Schaden, wenn plötzlich der Strom weg ist. Wenn Sie einem NAS jeden Abend den elektrischen Teppich unter den Füssen wegziehen, dann wird das nicht lange gutgehen. Versprochen.
Und so empfiehlt sich myStrom in erster Linie für gezielte Schaltungen und echte Stromfresser. Dazu gehört die Anwesenheitssimulation durch Lampen oder die Steuerung leistungshungriger Geräte wie Heizradiatoren, mobile Klimaanlagen und dergleichen mehr.
Leider fehlt eine Unterstützung des populären Internetdiensts IFTTT. Szenarien wie «Wenn die Temperatur unter 7 Grad fällt, aktiviere im Bastelkeller den Heizlüfter» sind also (noch) nicht möglich. Diese Funktion wird hoffentlich nachgereicht, denn sie wäre eine wichtige und sinnvolle Ergänzung des Leistungsumfangs.
Fazit: Der Switch von myStrom überzeugt durch seine vielfältigen Möglichkeiten, die schlanke App und den attraktiven Preis. Die Vorzüge überwiegen die kleinen Unstimmigkeiten bei Weitem. Allerdings will das Einsatzgebiet gut überlegt sein. Am besten bestellen Sie am Anfang nur ein Stück, um erste Erfahrungen zu sammeln.
Testergebnis
Funktionsvielfalt, Design, übersichtliche App, Preis
Hakelige Installation, Zwangsregistrierung, kleine Unstimmigkeiten in der Bedienung, keine IFTTT-Unterstützung
Details: Schaltleistung bis 2300 Watt (10 Ampere), WLAN (802.11n, nur 2,4 GHz), App für iOS und Android)
Preis: 39 Franken
Infos:www.mystrom.ch
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03.02.2016