Tests
08.01.2020, 08:51 Uhr
Test: MacBook Pro 16 Zoll
Darin steckt viel mehr «Pro», als man einem Notebook bis anhin zutrauen konnte.
Das Attribut «Pro»: Spätestens seit dem iPhone 11 Pro und den AirPods Pro könnte man Apple unterstellen, es ein wenig leichtfertig zu verteilen. Verdienterweise werden aber auch die grösseren MacBooks so geadelt – und sie verdienen es: Mit schnellen SSDs und noch schnelleren Anschlüssen, die eine Erweiterung in alle Richtungen erlauben. (Einen Vergleich der verschiedenen Modelle finden Sie hier.)
Doch diese gestandenen MacBook-Pro-Modelle werden vom neusten 16-Zoll-Modell deklassiert. Dabei ist dieses Modell nicht nur für leistungshungrige Anwendungen gemacht, sondern führt auch Office-Anwender in Versuchung; es kommt nur darauf an, wie es konfiguriert wird. Dazu später mehr.
Ein erstes «Uff!» für Grösse und Gewicht
Erinnert sich noch jemand an den Begriff «Netbooks»? Er stand vor Jahren für Mobilrechner, die besonders klein, leicht und ausserdem schwachbrüstig waren. Doch die Zeiten, in denen kleine Notebooks automatisch aus dem letzten Loch pfeifen, sind schon lange vorbei. Mehr noch: Stattdessen hat sich die kompakte 13-Zoll-Klasse zum Standard gemausert, weil man sich an deren Grösse und Gewicht gerne gewöhnt.
Deshalb wirkt das 16 Zoll grosse MacBook Pro auf den ersten Blick erschlagend. Mit einem Gewicht von exakt zwei Kilogramm wiegt es ausserdem ganze 630 Gramm mehr als sein kleines 13-Zoll-Brüderlein. Das entspricht fast eineinhalb kleinen Flaschen Mineralwasser, die Sie ab sofort zusätzlich mit sich herumschleppen.
Das Gewicht kann man dem MacBook Pro natürlich nicht ankreiden, denn Grösse ohne Masse gibt es nicht. Aber als Bürolist müssen Sie diese 16 Zoll wirklich, wirklich wollen – oder Sie werden es bereuen: 16 Zoll sind vor allem dann eine gute Wahl, wenn kein externer Monitor angeschlossen wird, weil man dauernd auf Achse ist, aber das Gerät den maximalen Arbeitskomfort bieten soll.
Die Äusserlichkeiten
Display. Beginnen wir beim Display, dem die Grösse schliesslich geschuldet ist. Es bietet eine Auflösung von 3072 × 1920 Pixeln bei einer Dichte von 226 ppi. Wie wir es auch von den kleineren Modellen her kennen, deckt das Display den kompletten P3-Farbraum ab und bietet jene hervorragende Darstellung, die wir bei jedem MacBook-Pro-Test der letzten Jahre über den Klee gelobt haben.
Neu ist hingegen die Möglichkeit, in den Systemeinstellungen die Wiederholrate manuell festzulegen, damit jegliche Medien bereits auf dem MacBook Pro so butterzart wiedergegeben werden, wie es sich der Profi vorstellt.
Thunderbolt 3. Apples Allzweckwaffe für jede Form der Peripherie. Auf jeder Seite warten zwei dieser Anschlüsse, um externe Displays, RAIDs und Zubehör jeder Art anzuschliessen. Werden Daten übertragen, geschieht das mit 40 Gbit pro Sekunde. Alle Anschlüsse sind natürlich USB-C-kompatibel und unterstützen mit dieser Verbindung bis zu 10 Gbit pro Sekunde. Thunderbolt 3 ist ausserdem DisplayPort-kompatibel.
Und natürlich kann jeder der vier Anschlüsse dazu verwendet werden, das MacBook Pro zu laden: Kein Vergleich zu Windows-Notebooks, die entweder nur über einen bestimmten Port geladen werden können oder – noch schlimmer – mit einer separaten, hässlichen Buchse für den Strom kommen.
Trackpad. Das hervorragende Trackpad eines MacBook Pro zu loben, hiesse Eulen nach Athen zu tragen. Nur so viel: Bei diesem Modell ist es riesig, denn es misst 16 × 10 Zentimeter! Das Gefühl, das bei der Bedienung entsteht, bleibt ungebrochen angenehm und unterscheidet sich nicht von den anderen MacBooks.
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Kommando zurück: die neue alte Tastatur
Kommando zurück: die neue alte Tastatur
Zu den besten Neuerungen des MacBook Pro gehört die Tastatur. Ironischerweise liegt das daran, dass Apple einen Schritt zurück gemacht und sich vom problematischen Butterfly-Mechanismus abgewendet hat, um zu alten Tugenden zurückzufinden.
Gefühl. Ich hatte mit der allseits geprügelten Butterfly-Tastatur keine so grossen Probleme wie andere Anwender – aber es lässt sich nicht leugnen: Sie stinkt im Vergleich zum aktuellen Magic Keyboard deutlich ab. Die neue Klaviatur fühlt sich hingegen fast genauso an, wie die sehr gelungenen «Magic Keyboards», die Apple für die Desktop-Rechner anbietet. Der Tastenhub von einem Millimeter ist genau richtig, die Geräuschkulisse beim Tippen deutlich gedämpft.
Pfeiltasten. Die Pfeiltasten sind endlich wieder in Form eines umgekehrten «T» angeordnet. Damit lassen sie sich problemlos blind ertasten.
Escape-Taste. Die physische Escape-Taste ist zurück! Ihr Fehlen hat viele Anwender in eine Krise gestürzt – und das nicht ganz zu Unrecht.
Kurz, es ist eine Freude, auf dieser Tastatur zu tippen. Dafür verdient Apple jedoch kein Lob; man hätte einfach das Bewährte beibehalten sollen.
Touch Bar und Sicherheit
Funktionstasten. Die Escape-Taste hat es zurückgeschafft, die Funktionstasten nicht. Sie bleiben durch die Touch Bar ersetzt, die je nach Anwendung und Kontext andere Befehle zeigt – oder sogar eine Voransicht des Bildschirms. Was Sie mit der Touch Bar alles anstellen können, erfahren Sie in diesem Mac-Tipp.
Touch ID. Ein MacBook Pro ist fast immer ein essenzielles Arbeitsgerät. Sein Verlust durch Diebstahl ist eine Sache – die nagenden Zweifel über kompromittierte Daten eine andere. Die Touch ID ist derselbe Fingerscanner, der bis und mit dem iPhone 8 zum Einsatz kam und den Zugriff sicher regelt.
T2-Chip. Fast noch wichtiger als die komfortable Touch ID ist Apples eigener T2-Chip. Er sorgt dafür, dass der Startvorgang lückenlos durch Zertifikate und kryptografische Schlüssel abgesichert wird. Es ist also nicht möglich, dass sich eine Spionage- oder Schadsoftware in den Startvorgang einklinkt und das System unterwandert. Auch der Inhalt des Startlaufwerks bleibt bis zum letzten Bit verschlüsselt, ohne dass es bei der Leistung zu Einbussen kommt – was ebenfalls dem T2 zu verdanken ist.
Und noch eins obendrauf: Seit macOS 10.15 «Catalina» wird die vom iPhone bekannte Aktivierungssperre auch bei den MacBooks eingesetzt: Ohne das Kennwort für die Apple ID bleiben nicht nur die Daten weggesperrt, sondern das Gerät ist für den Dieb auch völlig nutzlos, weil es sich nicht zurücksetzen oder reaktivieren lässt.
Kurz, der T2 macht aus dem MacBook Pro eine wasserdichte Arbeitsumgebung, die für Dritte uneinsehbar ist.
HEVC-Konvertierung. Der T2 bringt noch weitere positive Eigenschaften mit. So verbessert er zum Beispiel die Signalverarbeitung bei Videos. Das führt bei FaceTime-Chats zu gefälligen Farben, einer besseren Belichtung und einem optimierten Tone Mapping. Den grössten Leistungssprung dürften jedoch die Videografen spüren, wenn fertige Videos ins HEVC-Format (H.265) konvertiert werden.
Dieser rechenintensive Vorgang wird durch den T2 massiv beschleunigt: Die benötigte Zeit schrumpft im besten Fall auf einen Zehntel der Zeit, die ein Rechner ohne diesen Chip benötigt.
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Das macht den Profi zum Profi
Aber jetzt: Futter für die Profis
Das 16 Zoll grosse MacBook Pro ist mit Abstand das «profigste» MacBook Pro in Apples Portfolio – und das ist nicht allein dem grossen Display zu verdanken. Stattdessen ist das Gerät auf eine faszinierend-kompromisslose Weise auf die mobilen Bedürfnisse jener Anwender ausgerichtet, die ihrem Rechner wirklich einiges abverlangen.
Riesiges SSD. Zu dieser Kompromisslosigkeit gehört die Möglichkeit, das Gerät mit einem 8 TB grossen SSD bestücken zu lassen. Was immer an Clips, Sound-Samples, laufenden Projekten, Archivdateien und Arbeitsmuster mit auf Reisen muss: Mit dieser Kapazität dürfte es schwierig werden, an die Grenzen zu stossen.
Bis 64 GB RAM. 64 GB RAM klingen nach absurd viel. Bereits mit 32 GB wissen die meisten Anwender unter macOS nicht, wohin damit. Etwas anders sieht das zum Beispiel bei Profi-Musikern aus, die unzählige Samples auf Hunderten von Tonspuren unterbringen: Diese Daten werden komplett im Arbeitsspeicher gehalten.
Lautsprecher. Im MacBook Pro ist ein System aus sechs Lautsprechern verbaut – und sie klingen für ein Notebook hervorragend! Der Sound kommt klar rüber, nichts überschlägt sich bei hoher Lautstärke. Wenn Sie Ihrem Kunden vor dem MacBook Pro die neusten Werke zeigen und keine externen Lautsprecher verfügbar sind, retten jene im MacBook Pro die Show.
Tipp: Die Lautsprecher klingen sehr neutral, je nach Situation sogar zu neutral. Auch die Bässe sind manchmal nicht ganz so ausgeprägt, wie Sie es sich vielleicht wünschen. Das liegt weniger an der Hardware, sondern an den Einstellungen. Um diese zurechtzubiegen, sollten Sie einen Blick auf Boom 3D werfen, das den eingebauten Lautsprechern ganz neue Seiten abgewinnt. Eine Demoversion finden Sie auf der Website des Herstellers.
CPU. Im einfachsten Fall pumpt im MacBook Pro ein Intel Core i7 der 9. Generation mit sechs Kernen; er ist mit 2,6 GHz getaktet und wird im Bedarfsfall auf bis zu 4,5 GHz beschleunigt. Am oberen Ende steht der Intel Core i9 mit acht Kernen und 2,4 GHz, die wieder auf bis 5 GHz hochgetrieben werden.
GPU. Bei der GPU müssen zwei Aspekte beachtet werden. Intern ist im besten Fall eine AMD Radeon Pro 5500M mit 8 GB GDDR6-Grafikspeicher verbaut. Hier kommt jedoch die Möglichkeit hinzu, die Grafikleistung massiv in die Höhe zu treiben, indem über Thunderbolt 3 eine oder mehrere eGPUs angeschlossen werden, etwa die von Blackmagic – und dann werden die Grenzen für die meisten Anwender aufgehoben.
Externe Displays. In diesem Zusammenhang muss auch auf die Möglichkeit eingegangen werden, externe Displays anzuhängen. Neben dem internen Display lassen sich am MacBook Pro über Thunderbolt zwei (!) 6K-Displays bis zu einer Auflösung von 6016 × 3384 Pixel betreiben – und dabei denkt Apple natürlich an das eigene, brandneue Pro Display XDR, das in der Branche jede Menge Staub aufgewirbelt hat.
Die beiden externen Displays arbeiten in der vollen Auflösung und mit 60 Hz – zusätzlich zum eingebauten Display des MacBook Pro.
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Zielgruppen, Kaufberatung und Fazit
Zielgruppen
Im Luxussegment gehören die digitalen Nomaden mit Ansprüchen zur Zielgruppe. Diese zwei Kilo wollen zwar ertragen und getragen werden, aber als vollwertiger Bürorechner macht das MacBook Pro eine sehr gute Figur. Eine Konfiguration mit dem kleinsten Intel-Core-i7-Prozessor, 16 GB RAM und 512 GB SSD kostet 2699 Franken – und liegt damit absolut innerhalb der Schmerztoleranz eines gestandenen Mac-Anwenders. Dabei gilt zu beachten, dass auch das SSD, die Anschlüsse und natürlich das Display exakt dieselben sind wie bei den anderen Konfigurationen.
So richtig aufblühen kann das MacBook Pro jedoch als mobiles Hochleistungs- und Zeigegerät. Es arbeitet mit seinem Fotografen in der Wildnis, am Filmset, im Tonstudio und zeigt sich bei Kunden von seiner besten Seite, wenn rechenintensives Material abgespult wird.
Am stationären Arbeitsplatz lässt es sich hingegen über Thunderbolt 3 mit 6K-Displays, RAIDs und eGPUs verbinden, sodass kaum ein Wunsch unerfüllt bleibt. Dank des riesigen SSDs laufen Sie auch nicht Gefahr, dass die wichtigsten Daten im entscheidenden Moment nicht dabei sind, weil sie auf irgendeinem NAS im Atelier herumlungern.
Diese Leistung hat ihren Preis: Für 6819 Franken bekommen Sie den schnellsten Prozessor, die beste Grafik, 64 GB RAM und ein 8-TB-SSD. Das klingt für Nicht-Profis nach einer Menge Geld – doch wer diese Leistungsmerkmale wirklich braucht und verwerten kann, wird für diesen Betrag nur ein Schulterzucken übrighaben.
Fazit
Das MacBook Pro ist als Paket wohl das beste Notebook, das sich zurzeit für Geld kaufen lässt. Es wurde in jeder Hinsicht dramatisch verbessert – auch wenn das manchmal heisst, dass sich Apple auf alte Tugenden besinnen musste, wie die Tastatur zeigt. Wenn Sie also die maximale Leistung mit einer enormen Flexibilität suchen, dann erfüllt dieses Notebook alle Ihre Wünsche.
Testergebnis
Tempo, Ausbau, Anschlüsse, Lautsprecher, SSD, Software, Vollverschlüsselung
Kein Wi-Fi 6
Leserwertung
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