Tests 25.06.2012, 07:54 Uhr

Test: MacBook Pro 15 Zoll mit Retina-Display

Das neue Flaggschiff von Apple bietet die höchste Bildschirmauflösung aller Notebooks. Doch die Raffinesse findet sich in den Details.
Beim jüngsten Notebook-Spross der Kalifornier steht das Retina-Display mit seiner extremen Auflösung im Mittelpunkt. Wir werden es später ausführlich würdigen. Doch zuerst werfen wir einen Blick auf die Besonderheiten, die das Herz jedes Technikfans höher schlagen lassen.
Der erste Eindruck
Das MacBook Pro ist deutlich flacher als sein Vorgänger, was durch den Verzicht auf das optische Laufwerk möglich wurde. Mit einer Höhe von gerade einmal 1,8 cm ist das MacBook Pro gleich hoch wie das MacBook Air an seiner dicksten Stelle, allerdings fehlt ihm die Keilform. Mit einem Gewicht von ziemlich genau 2 kg ist es ausserdem spürbare 700 g schwerer als sein leichtfüssiges Schwesterchen.
Die Höhe ist dieselbe wie beim MacBook Air (Bild: Apple)
Genau wie die anderen PowerBook-Modelle ist auch der neuste Wurf mit einer FaceTime-Kamera für Videochats ausgestattet, die jetzt in der HD-Auflösung von 720p aufzeichnet. Gleich daneben befindet sich der Sensor für das Umgebungslicht, mit dessen Hilfe die Bildschirmhelligkeit automatisch angepasst wird.
Mehr fürs Ohr
Auch in der Sound-Abteilung hat sich einiges getan. Die Stereolautsprecher wurden deutlich verbessert. Unter dem linken Lautsprecher befindet sich ein neu entwickeltes Paar Mikrofone, die Umgebungsgeräusche besser dämpfen und damit eine bessere Sprachqualität bei Videochats bieten sollen. Allerdings dürfte unter OS X 10.8 «Mountain Lion» vor allem die neue Diktierfunktion profitieren.
Die beiden Mikrofone lauschen bei Videochats und Diktaten (Bild: Apple)
Die 3,5-mm-Klinkenbuchse auf der linken Seite gibt den Ton analog und in Stereo aus. Wird jedoch ein optisches Kabel angeschlossen, erfolgt die Ausgabe digital und – falls vorhanden – mit 5.1-Raumklang. Über ein iPhone-Headset kann die iTunes-Wiedergabe ausserdem über die Tasten an der Mikrofonkapsel gesteuert werden.
Die Anschlüsse
Apple bleibt sich treu und bestückt auch das MacBook Pro nur mit jenen Anschlüssen, die vom Unternehmen als relevant gewürdigt werden; alle anderen Verbindungen kommen über Adapter zustande, die an einen der beiden Thunderbolt-Buchsen angeschlossen werden. Diese Adapter kosten je 29 Franken und verbinden das MacBook Pro mit Gigabit-Ethernet-, FireWire-, VGA- und DVI-Steckern. Die Thunderbolt-Buchsen sind ausserdem DisplayPort-kompatibel, sodass sich jeder geeignete Monitor anschliessen lässt. Den Abschluss machen die erstmals verbauten HDMI- und USB-3.0-Anschlüsse sowie der unverzichtbare SD-Kartenleser.
Zwei Thunderbolt-Anschlüsse lassen sich mit allen möglichen Adaptern bestücken
Eine weitere Änderung betrifft den MagSave-Anschluss, der mit den Netzteilen der Vorgänger nicht mehr kompatibel ist. Allerdings bietet Apple für 11 Franken einen passenden Adapter an (Link), der vor allem die Besitzer eines Thunderbolt-Displays mit seiner integrierten Stromversorgung interessieren dürfte.
Der alte MagSave-Anschluss (links) und sein inkompatibler Nachfolger
Kein nachträgliches Aufrüsten
Die schlanke Bauweise lässt sich nur mit einer extrem verdichteten Anordnung der Komponenten erreichen, und das fordert seinen Tribut: Das MacBook Pro lässt sich nachträglich nicht mehr aufrüsten. Eingriffe durch den Benutzer oder durch eine Werkstatt ausserhalb von Apple sind ausgeschlossen. Es zahlt sich also aus, wenn man beim Kauf die wachsenden Bedürfnisse der nächsten Jahre in die Entscheidungsfindung einbezieht, denn spätere Updates sind nicht möglich. Auch die Batterie ist fest verbaut, kann aber bei Voranmeldung in einem Apple Store innerhalb eines Tages getauscht werden. Die Kosten für den Wechsel belaufen sich pauschal auf 219 Franken.
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das Retina-Display

Das Retina-Display
Das Retina-Display bietet mit seiner Auflösung von 2880 x 1080 Pixeln viermal so viele Informationen wie sein Vorgänger. Wer es zum ersten Mal sieht, ist hin und weg – volksnah ausgedrückt. Dieser erste Begeisterungsschub hat jedoch weniger mit der Auflösung, sondern mit der Darstellungsqualität im Allgemeinen zu tun.
Star der Show: das Retina-Display (Bild: Apple)
Feinste Farbabstufungen, ein sattes Schwarz und hohe Kontraste lassen Fotos besser aussehen als die Wirklichkeit. In unserem direkten Vergleich mit einem MacBook Pro (17 Zoll) und einem MacBook Air wirkten die Konkurrenten wie knallbunte T-Shirts nach einem Kochwaschgang: blutleer und kraftlos. Das Retina-Display spiegelt deutlich weniger als seine Mitstreiter, mit einem Betrachtungswinkel von 178 Grad präsentiert es sich immer von seiner schönsten Seite, egal, aus welcher Position es betrachtet wird.
Die Auflösung
Die hohe Auflösung von über 5 Megapixeln kommt an anderer Stelle zum Tragen, vor allem bei mittleren und kleinen Schriftgrössen. Wenn ein Text zu klein ist, geht man einfach näher an das Display heran und sieht ihn anschliessend gestochen scharf. Dieses Vorgehen hat sich bei bedrucktem Papier seit Jahrhunderten bewährt und findet hier seine Fortsetzung.
Bis heute steckten die Käufer eines Notebooks in einem Dilemma: Entweder man entschied sich für eine hohe Bildschirmauflösung und lief damit Gefahr, dass die Bedienelemente kaum mehr zu erkennen waren. Oder man wählte eine geringere Auflösung und musste dabei Abstriche bei der Darstellungsqualität in Kauf nehmen. Dieser Kompromiss bleibt einem bei MacBook Pro erspart.
Zuerst fällt auf, dass die Beschriftungen und die Menüleiste deutlich grösser sind als beim MacBook Air; das ist Balsam für alle, die nicht (mehr) mit Adleraugen gesegnet sind. Ab Werk bietet das Gerät eine Ergonomie, die für die meisten Anwender vermutlich genau richtig ist. Doch die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und so lässt sich die Darstellung in den Systemeinstellungen ändern:
Jeder findet seine optimale Darstellungsgrösse
Insgesamt stehen fünf verschiedene Abbildungsvarianten zur Auswahl, die sich sowohl auf die Darstellung der Texte als auch der Bedienelemente auswirken. Bisher wurde bei einem Notebook einfach die Auflösung reduziert, was zu einem unansehnlichen Pixelmatsch führte. Das MacBook Pro behält jedoch die Auflösung bei und vergrössert die Darstellung der Texte und Bedienelemente, die weiterhin gestochen scharf bleiben. Dabei bleibt die Ansicht harmonisch und lässt sich nicht einmal ansatzweise mit der Skalierung der Fensterbalken unter Windows vergleichen.
Die tiefste «Auflösung» bietet genau die selbe hervorragende Darstellung, nur grösser
Fotos und Videos
Die hohe Auflösung macht sich vor allem bei der Foto- und Videoverarbeitung bemerkbar. Fotografen profitieren von der 1:1-Darstellung, bei der ein Pixel des Bildes einem Pixel auf dem Monitor entspricht. Durch die hohe Auflösung wird der sichtbare Bildausschnitt logischerweise deutlich vergrössert. Die kleinen Vorschaubilder werden gestochen scharf angezeigt und lassen auch Details erkennen, die normalerweise erst in der Vergrösserung auffallen. So lässt sich nach einem Shooting die Spreu viel schneller vom Weizen trennen.
Die folgende Abbildung zeigt die Pixeldichte der Vorschau auf einem regulären Display (links) und auf dem Retina-Display des MacBook Pro:
Der Informationsgehalt auf dem Retina-Display (rechts) ist definitiv grösser
Bei der Videoverarbeitung zeigt das Retina-Display auch bei Full-HD-Streifen sämtliche Bildinformationen; will heissen, dass ein Film mit 1080p ohne Interpolation im Vorschaufenster angezeigt wird, während für die restlichen Bedienelemente immer noch volle 3 Millionen Pixel zur Verfügung stehen – und damit deutlich mehr, als die meisten Monitore im Ganzen zu bieten haben.
Wer profitiert am meisten?
Texte und Vektorgrafiken werden automatisch in der besten Auflösung dargestellt, ohne dass der Software-Hersteller etwas ändern müsste. Die Bedienelemente in den Programmen werden jedoch meistens in Form von Bitmap-Grafiken gespeichert und müssen deshalb an die höhere Auflösung angepasst werden. Apple selbst hat seine wichtigsten Produkte unterdessen auf Vordermann gebracht: Mail, iCal, das Adressbuch, Safari, iTunes, iPhoto, iMovie, Aperture und Final Cut Pro erstrahlen bereits in neuem Glanz.
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Tempo und Speicher

Tempo und Speicher
Das neue MacBook Pro wird in zwei Ausführungen angeboten. Beide arbeiten mit einem Quad-Core-Intel-Core-i7-Prozessor. Das kleine Modell ist mit Strom sparenden 2,3 GHz getaktet, doch bei einem plötzlichen Anstieg der Rechenlast (etwa bei der Bild- oder Videoverarbeitung) wird der Takt automatisch auf 3,3 GHz hochgefahren. Der Flash-Massenspeicher fasst 256 Gigabytes.
Das grosse Modell ist baugleich, jedoch mit 2,6/3,6 GHz getaktet und mit 512 GB Flash-Speicher bestückt. Es lässt sich im Apple Store auf 2,7/3,7 GHz aufrüsten und auf Wunsch mit 768 GB Flash-Speicher ausrüsten.
Anwendungen wie Aperture profitieren von der Auflösung am meisten
Doch im wirklichen Leben bedeuten diese Werte nichts anderes, als dass das neue MacBook Pro ein Rechenknecht erster Klasse ist. Apple verspricht in Final Cut Pro vier gleichzeitige Videostreams in Full HD, die ruckelfrei abgespielt werden können.
Interessanter ist jedoch, dass wir in unserem Test Full-HD-Filme mit 60 fps ruckelfrei abspielen konnten, obwohl der Flash-Speicher durch FileVault verschlüsselt war. Wenn ein solches Gerät mit auf Reisen darf, ist diese Verschlüsselung fast schon Pflicht; die Wiedergabe solcher Filme zeigt jedoch, dass bei den Zugriffszeiten keine fühlbaren Kompromisse eingegangen werden müssen.
Ruhe!
Ganz besonders gefällt die nicht vorhandene Geräuschkulisse. Selbst bei Totenstille arbeitet das MacBook Pro unhörbar leise. Es brauchte eine Stapelverarbeitung von 350 Fotos, damit sich der Lüfter nach drei Minuten Volllast bemerkbar machte – allerdings so leise, dass er bei normalem Bürobetrieb nicht zu hören gewesen wäre.
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Fazit und Kauftipps

Fazit und Kauftipps
Das MacBook Pro 15 Zoll mit Retina-Display ist im Augenblick das Einzige seiner Art und zeigt, wie die nächste Zukunft der Notebooks aussieht. Seine Leistung reicht, um selbst rechenintensive Aufgaben problemlos zu bewältigen. Vor allem aber lockt ein Display, das heute ohne Konkurrenz dasteht und das man schon deshalb besitzen möchte, weil darauf alles so verdammt gut aussieht.
Durch die hohe Rechenleistung und die DisplayPort-Anschlüsse eignet sich das MacBook Pro auch für Arbeitsplätze, die bis anhin auf einen leistungsstarken Desktop-Rechner angewiesen waren. Im einfachsten Fall wird am MacBook Pro ein externer Monitor in der gewünschten Grösse angeschlossen. Mehr Luxus bietet das 27 Zoll grosse Thunderbolt-Display von Apple (Link). Es bringt die Kabel für das Bild, den Strom und die Datenübertragung gleich selbst mit und verfügt an seiner Rückseite über zusätzliche USB-, Ethernet, FireWire- und Thunderbolt-Anschlüsse.
Das Thunderbolt-Display sorgt auch für die Stomversorgung und den Datenaustausch
Welche Ausführung?
In Anbetracht dessen, dass sich das MacBook Pro nachträglich nicht aufrüsten lässt, sollte unbedingt die üppigere RAM-Variante mit 16 GB gewählt werden. Die Prozessorgeschwindigkeit dürfte hingegen kaum ins Gewicht fallen. Ob eine SSD mit 256 GB ausreicht, hängt von den individuellen Bedürfnissen ab. Wahrscheinlich helfen Ihnen aber diese Überlegungen (Link) bei der Entscheidungsfindung.
Fazit: Das MacBook Pro mit Retina-Display stellt so ziemlich alles in den Schatten, was der Markt für Notebooks zurzeit hergibt. Wer nach satter Leistung, hervorragender Verarbeitung und einem einmaligen Display sucht, findet hier alles in einem Paket.

Testergebnis

Display, Tempo, geräuschlos, kompakte Bauweise
Keine Upgrades möglich

Details:  Core i7 2,3 GHz (3,3 GHz Turbo-Boost), 16 GB RAM, 256 GB Flash-Speicher

Preis:  Fr. 2669.-

Infos: 
http://www.apple.com/chde

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Kommentare
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Gaby Salvisberg
28.06.2012
Hallo Polii Und worin bestehen - Deiner Meinung nach - die Fehler? Herzliche Grüsse Gaby

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Polii
28.06.2012
Auflösung falsch angegeben: 2880x1800 und nicht 1080. MagSave statt MagSafe und der Satz: Genau wie die anderen PowerBook-Modelle ist auch der neuste Wurf mit Sollte wohl MacBook Pro sein. Weiter hab ich nicht gelesen ;)