Für Texte ohne Format
14.02.2022, 01:16 Uhr
Mac-Tipp: CopyLess 2
CopyLess 2 sieht sich als Manager für die Zwischenablage. Aber es tilgt auch ein uraltes Übel.
CopyLess 2 hilft, die Textschnipsel in allen Lebenslagen unter Kontrolle zu halten
(Quelle: PCtipp.ch)
Die Zwischenablage: Seit der Apple Lisa ist sie ein fester Bestandteil jedes Apple-Rechners. Üblicherweise speichert sie immer nur ein Objekt und schickt es ins Nirwana, sobald etwas Neues kopiert wird. Zahlreiche Programme möchten das ändern: Das leicht überfrachtete Paste, die brillante Universalwaffe Alfred, der unverzichtbare Keyboard Maestro und viele andere Hilfsprogramme versprechen, dieser altgedienten Einrichtung ein paar neue Tricks beizubringen. Dass sie dabei gegen ein Muskelgedächtnis antreten, das sich über die Jahrzehnte gebildet hat, macht die Sache allerdings nicht einfacher.
Erlösung von einem uralten Übel
Doch kommen wir gleich zum Punkt, warum sich CopyLess 2 schnurstracks in meine wohlgepflegte Werkzeugkiste geschossen hat: die Möglichkeit, Texte automatisch von ihren Formatierungen zu befreien, bevor sie eingesetzt werden. Ich habe nie begriffen, warum die Zwischenablage auch Auszeichnungen wie «fett» oder Farben oder Einzüge speichern muss, denn das macht die Sache in fast 100 Prozent aller Fälle unnötig kompliziert.
CopyLess macht mit diesem Ärgernis Schluss. Egal, wie ein Text vorher aussah: Vor dem Einsetzen wird er von Ballaststoffen befreit und somit an die Formatierung des bestehenden Textes angepasst. Dazu muss lediglich ein Schalter in den Einstellungen von CopyLess umgelegt werden:
Ausserdem lässt sich hier ein Kürzel festlegen, um diese Filterung temporär zu deaktivieren. Aber warum sollte man?
Stapelbare Zwischenablage
Ohne weitere Einstellungen verhält sich die Zwischenablage wie gewohnt, indem mit Command-V der letzte Inhalt eingesetzt wird. Allerdings werden bis zu 200 Objekte automatisch im Hintergrund aufbewahrt und auf Abruf bereitgestellt:
Interessant wird es, wenn die Funktion Mehrfaches Kopieren/Einfügen mit einem Kurzbefehl aktiviert wird. Jetzt werden die Zwischenablagen gesammelt und andernorts mit einem Kurzbefehl der Reihe nach eingesetzt.
Oder zumindest besagt das die Theorie. Ich habe es auf Biegen und Brechen nicht geschafft, die gespeicherten Zwischenablagen der Reihe nach einzusetzen. Ob hier der Fehler bei CopyLess liegt oder die Funktion mit einem anderen Hilfsprogramm kollidierte, ist schwer zu sagen. Doch wenn Sie nach dieser Funktion gesucht haben, sollten Sie sie zuerst testen – andernfalls ist der Rest vergebliche Liebesmüh. So bleibt nur die Hoffnung, dass es sich um einen Bug handelt, der zeitnah behoben wird.
Noch mehr Helfer
CopyLess kann zwar unsichtbar im Hintergrund agieren, aber es bietet auch ein Fenster mit den vergangenen Zwischenablagen, das sich optisch erst noch an den persönlichen Geschmack anpassen lässt.
Einträge werden in dieser Liste mit der Maus sortiert oder als Favoriten markiert. Mit der Funktion Direkt einsetzen wird ein Eintrag an die zuletzt aktive Anwendung weitergereicht, auch wenn sich diese nicht im Vordergrund befindet. Auf der Website wird diese Funktion damit beworben, dass sich mit geringem Aufwand längere Standard-Texte zusammenklicken lassen. Doch dafür eignet sich eine spezialisierte Software zur Textersetzung wie aText wohl sehr viel besser.
Gut, aber nicht fertig
CopyLess 2 gefällt auch deshalb, weil es sich trotz der vielen Funktionen zurückhält und nur sichtbar wird, wenn es gebraucht wird. Ein negativer Punkt ist die kaum existente Hilfestellung. Die Software kommt zwar in einer fast fehlerfreien deutschen Lokalisierung. Doch weder in der Anwendung noch auf der zugehörigen Website sind Hilfstexte verfügbar, die so manche Frage aus dem Weg räumen könnten. Die einzige Ausnahme sind die Hilfstexte zur stapelbaren Zwischenablage, die nicht funktioniert. Dumm gelaufen.
Über einen In-App-Kauf lässt sich CopyLess zur Pro-Version aufrüsten. Dann lassen sich statt «nur» 200 Einträge bis zu 1000 Zwischenablagen sichern. Ausserdem werden die Favoriten auf Wunsch über iCloud synchronisiert. Das sind allerdings so spezielle Eigenschaften, dass zu befürchten ist, dass diese feine Software nicht allzu oft mit klingender Münze belohnt wird.
Fazit
Eine bessere Hilfestellung tut Not und die stapelbare Zwischenablage funktioniert zurzeit nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf CopyLess 2 unbedingt – und wenn es nur darum geht, Texte ohne Formatierungen einzusetzen. Ausserdem bietet es unter den vielen Clipboard-Managern, die ich bis heute ausprobiert habe, die beste Mischung zwischen Funktionalität und Zugänglichkeit.
CopyLess 2 lässt sich kostenlos im Mac App Store laden. Der Aufstieg zur Pro-Version kostet als In-App-Kauf einmalig 7 Franken.
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