Test: Sony Alpha A6000
Bedienung und Ergonomie
Die ganz persönliche Kamera
Dass die α6000 fast perfekt in der Hand liegt und mit einer sehr angenehmen Haptik punktet, hatten wir schon. «Ergonomie» definiert sich aber vor allem in der Bedienung. Dieser Aspekt wird für die Hersteller immer mehr zu einer Herausforderung, weil schier endlos viele Funktionen und technische Spielereien in den Kameras verbaut werden.
Um es vorwegzunehmen: Sony hat hier ganze Arbeit geliefert.
Die mechanischen Tasten
Das beginnt mit der Belegung der mechanischen Tasten auf der Rückseite, die sich an die Vorlieben des Fotografen anpassen lassen. Nicht weniger als 43 Funktionen können auf die folgenden 7 Tasten gelegt werden: AEL, die Taste in der Mitte des Wählrads, die umliegenden vier Steuertasten und natürlich die Funktionstasten C1 und C2. Zu den belegbaren Funktionen gehören unter anderem die Gesichtserkennung, HDR, der Bildstabilisator und viele andere Funktionen, die man normalerweise tief aus den Menüs hervorkramen muss.
Kurz, man fühlt sich wie an einem reichhaltigen Buffet und kann sich fast nicht entscheiden, welche Leckereien man sich auf den Teller legt. Allerdings haben diese Anpassungen eventuell zur Folge, dass die Tasten auf der Rückseite falsch beschriftet sind. Doch wie bereits erwähnt: Am besten lernt man, diese übermässig vielen Symbole einfach zu ignorieren.
Menüs total
Selbst wenn die Funktionen über das Display aufgerufen werden, findet jeder Topf seinen Deckel. Das konventionelle Menü strotzt nur so vor Einstellungen. Dank seinem straff gegliederten Aufbau bleibt es trotzdem durchschaubar. Die unzähligen Funktionen und Einstellungen werden ausserdem erklärt, wenn man über einer Funktion die C2-Taste drückt. Schade nur, dass der verfügbare Platz überhaupt nicht ausgenutzt wurde, sodass in wenigen Fällen auch Fragen offen bleiben.
Die 12 wichtigsten Funktionen lassen sich ausserdem aufrufen, indem die Fn-Taste auf der Rückseite gedrückt wird. Welche das sind, entscheidet auch hier der Fotograf. Werden alle Slots der oberen Reihe als «Nicht festgelegt» deklariert, verschwindet diese Reihe ganz, damit mehr vom Bild zu sehen ist.
Das flächendeckende Schnell-Menü wird über die DISP-Taste eingeblendet und zeigt alle Einstellungen auf einen Blick, inklusive Histogramm. An diesen Werten kann man sich sowohl orientieren, als auch die Einstellungen mit einem Druck auf die Fn-Taste ändern.
Kurz, die neuen Menüs sind eine wahre Wohltat im Vergleich zur missglückten Bedienung der alten NEX-Reihe.
Kleine Schwächen
Trotzdem gibt es auch kleine Schwächen, die eine Erwähnung verdienen. So fehlt bei der α6000 zum Beispiel ein künstlicher Horizont, was nicht nur den Landschaftsfotografen sauer aufstossen dürfte. Und wer sich oft am Histogramm orientiert, muss feststellen, dass dieses ausgerechnet dann ausgeblendet wird, wenn man an der Belichtung schraubt. Diese unerfreuliche Unterbrechung dauert jeweils etwa drei Sekunden, die sich anfühlen wie eine halbe Minute.
Autofokus
Sony wird nicht müde, in der Werbung den Autofokus der α6000 ins Rampenlicht zu stellen. Dieser arbeitet mit einer Mischung aus Kontrast- und Phasenerkennung. Mehr noch: Ganze 179 Messpunkte der Phasenerkennung sollen laut Sony 92% der Sensorfläche bedecken, was dazu führt, dass die α6000 den schnellsten Autofokus der Welt bietet. Allerdings wird diese selbstverliehene Auszeichnung regelmässig auch von anderen Kameraherstellern beansprucht, indem einfach die Messmethode und die Aufnahmesituation «optimiert» werden.
Zugegeben, der Autofokus ist schnell. Sogar wenn die Kamera bis zu elf Bilder pro Sekunde in sich hineinhämmert und der Fokus kontinuierlich nachbessert, gelingen meistens scharfe Bilder. (Königsdisziplin: Personen, die mit strammem Schritt direkt auf die Kamera zulaufen.) Allerdings ist es nicht so, dass sich die Besitzer einer α6000 genüsslich zurücklehnen und das Thema ad acta legen könnten. Nach wie vor verschätzt sich der Autofokus in kniffligen Situationen, oder wenn sich ein nahegelegenes Motiv schnell bewegt.
Im Dämmerlicht mischt sich die α6000 dann unter die Herde der anderen Kameras, die Unterstützung beim Scharfstellen benötigen. Das ziemlich aggressive Hilfslicht wird unverzichtbar und das Tempo sinkt. Die Trefferquote in solchen Situationen ist akzeptabel, aber gegenüber anderen modernen Kameras nicht überragend viel besser.
Manueller Fokus
Auch für die manuelle Fokussierung hält die α6000 Hilfen bereit. Auf Wunsch wird die angepeilte Stelle automatisch vergrössert. Das Fokus-Peaking färbt die Kanten des scharfen Bereichs wahlweise Gelb, Rot oder Weiss. Eigenschaften also, die man heute bei den meisten besseren Systemkameras findet.
Nächste Seite: Objektiv und Bildqualität
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.