Test: iPhone 8 (Plus)

Die Kamera(s

Die Kameras

Jedes High-end-Smartphone definiert sich zuerst einmal über die Kamera – und das iPhone 8 bildet da keine Ausnahme. Das iPhone 8 ist mit einem einzelnen Weitwinkel-Objektiv ausgestattet, das iPhone 8 Plus mit der bekannten Dual-Kamera. Die folgenden Eigenschaften teilen sich beide iPhones uneingeschränkt. Auf die erweiterten Möglichkeiten des iPhone 8 Plus kommen wir anschliessend zu sprechen.
Die Dual-Kamera des iPhone 8
Quelle: Apple, Inc.
Kameramodul. Die Auflösung verharrt bei moderaten 12 Mpx. Das Seitenverhältnis ist natürlich Geschmacksache; trotzdem wirken 4:3 ein wenig altmodisch. Es wäre schön, wenn Apple möglichst bald zum schlankeren 3:2-Sensor wechseln würde.
Objektiv. Auf Kleinbild umgerechnet bietet das Weitwinkel eine Brennweite von 29 Millimeter und eine maximale Blendenöffnung von ƒ/1.8. Das Weitwinkel-Objektiv des iPhone 8 und des iPhone 8 Plus ist optisch stabilisiert, während die Videos zusätzlich durch eine digitale Stabilisierung beruhigt werden. Der optische Bildstabilisator ist ausserdem der wichtigste Verbündete gegen verwackelte Bilder im Dämmerlicht.
Frontkamera. Die Frontkamera löst mit 7 Mpx auf und filmt in Full HD (1080p).

Technische Feinheiten

Signalverarbeitung. Sie ist und bleibt bei Apple eine der grossen Stärken. Unter der Signalverarbeitung werden alle Rechenaufgaben verstanden, die unmittelbar vor und während der Aufnahme anfallen – und diese Aufgaben bewältigt auch das iPhone 8 meisterhaft.
Bildanalyse. Davon zeugt zum Beispiel die Bildanalyse vor der Aufnahme. Das iPhone zerlegt die Szene in bis zu 2 Millionen Segmente und prüft die Aufnahmebedingungen. Dazu gehört natürlich die Belichtung und der Kontrastumfang, aber auch die Vorhersage der Bewegung des Motivs, damit der Autofokus entsprechend reagieren kann.
Panorama. Immer wieder erstaunlich: Die Kamera wird über eine Szene geführt, damit daraus ohne die geringste Wartezeit ein Panorama mit 63 Mpx generiert wird. Auch hier sorgt die Zerlegung des Bildes in einzelne Segmente dafür, dass die Szene, die Lichter und Schatten gleichmässig belichtet werden. Allerdings sollte ausgerechnet bei kontrastreichen Panos die HDR-Funktion in den Einstellungen abgeschaltet werden, weil die Bilder teilweise ein wenig «speckig» wirken.
Panoramen mit 63 Mpx dauern nur einen Wimpernschlag
Quelle: ze / PCtipp
Burst-Mode. Wie sein Vorgänger nimmt das iPhone im Burst-Modus 10 Bilder pro Sekunde auf – jedes davon in derselben Qualität wie ein Einzelbild. Gleichzeitig analysiert das iPhone 8 die Szene und wählt die besten Aufnahmen aus. Unscharfe Bilder oder blinzelnde Personen werden automatisch in die zweite Reihe gestellt – und zwar in Echtzeit. Dabei spielt die Menge der Fotos keine Rolle. Wenn Sie mit dem Finger am Auslöser einschlafen, wird zwar irgendwann der Speicher voll sein – doch die Aufnahmerate wurde bis zum letzten Schuss beibehalten.
Live Photos. Die Live Photos sind nicht neu, wurden aber deutlich aufgewertet. Dabei handelt es sich um ein einzelnes Foto, das von einem drei Sekunden langen Video ummantelt ist. Ein Druck auf das Display lässt das Bild zum Leben erwachen. So weit, so bekannt.
Neu sind die Effekte, die jederzeit auf ein Live Photo angewendet werden können. Die Endlosschleife spielt das Video immer wieder ab. Der Abpraller wiederholt das Video vorwärts und rückwärts. Besonders interessant ist die Langzeitbelichtung: Sie produziert ein statisches Foto, bei dem die bewegten Teile verschwimmen – eben genau so, wie es bei einer «grossen» Kamera auf einem Stativ und mit einer langen Verschlusszeit aussehen würde.
Die Livephotos werden um animierte Effekte erweitert
Quelle: ze / Screenshot
Neue Filter. Die Filter sind alle ausgetauscht worden und wirken nun deutlich subtiler, was die Farbgebung anbelangt.

Fotoqualität

Farben. Die Qualität der Bilder hat sich sichtbar verbessert. Die Farben sind kräftiger geworden. Damit wird der Apples Ruf, besonders neutrale Farben zu produzieren, ein wenig aufgeweicht. Gleichzeitig huldigen diese Änderungen aber auch dem Publikumsgeschmack, der bunte Bilder will – ganz besonders im asiatischen Raum.
Blitz. Im Dämmerlicht hilft der neue langsame Synchronblitz: Dabei wird die Belichtungszeit ein wenig angehoben, sodass mehr vom Hintergrund zu erkennen ist. (Das «langsam» bezieht sich auf die Belichtungszeit.) Der neue LED-Blitz trägt seinen Teil dazu, dass das Motiv im Vordergrund um bis zu 40 Prozent gleichmässiger beleuchtet wird. Hier der direkte Vergleich zwischen iPhone 7 Plus (oben) und iPhone 8 Plus:
Der neue Blitz sorgt für eine gleichmässigere Ausleuchtung
Quelle: ze / PCtipp
Die Lichtstimmung wirkt deutlicher weniger «blitzig» und harmoniert mit der Umgebung.
Artefakte. Keinen nennenswerten Unterschied konnten wir bei der Bildqualität bei schwachem Licht ausmachen. Die Details schmieren unverändert zu; doch diese Grenzen sind den winzigen Sensoren geschuldet, wie sie heute in allen Smartphones verbaut sind.
HDR und Kontraste. Erstaunlich ist hingegen, mit welchen Kontrasten das iPhone 8 zurechtkommt. Hier ein Beispiel mit der tiefstehenden Sonne im Rücken: Sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten ist noch deutlich Zeichnung vorhanden. Dieses Foto kommt übrigens direkt aus der mitgelieferten Kamera-App und wurde nicht weiterbearbeitet.
Auch extreme Kontraste werden gemeistert
Quelle: ze / PCtipp

Videos

4K mit 60 fps. Das bedeutet bei den Smartphones den aktuellen Weltrekord: Das iPhone 8 filmt in 4K mit bis zu 60 fps (Bilder pro Sekunde)! Bei anderen Smartphones liegt die maximale Bildrate bei 4K und 30 fps oder Full HD und 60 fps – zurzeit bietet nur das iPhone 8 beide Eigenschaften. Allerdings fallen bei der Aufnahme ganze 400 MB Daten pro Minute an, obwohl der neue Code HEVC (h.265) zum Einsatz kommt. Wenn diese Videos Ihr Ding sind, sollten Sie also unbedingt zu einem iPhone-8-Modell mit 256 GB Speicher greifen.
Zeitlupen in Full HD. Auch die Potenz der Zeitlupe wurde verdoppelt: Sie liegt bei maximal 240 fps in Full HD. Die Bildqualität entspricht dabei jener, die auch bei einem regulären Full-HD-Streifen zustande kommt. Wie stark die Zeitlupe in der Wiedergabe wirkt, hängt davon ab, ob der Rest des Films mit 30 fps (8× Zeitlupe) oder 60 fps (4× Zeitlupe) gedreht wurde.

Neue Dateiformate

Viele Eigenschaften des iPhone 8 sind nur möglich, weil neue Bild- und Filmformate zum Einsatz kommen.
HEIF. Bei Fotos wird auf Wunsch statt JPEG das neue HEIF verwendet (für «High Efficiency Image File Format»). Dabei handelt es sich um einen offiziellen Standard der «Moving Picture Experts Group» (MPEG). HEIF soll langfristig JPEG verdrängen.
Zu den wichtigsten Vorzügen gehören eine bessere Bildqualität bei deutlich reduziertem Datenverbrauch. JPEG-Artefakte sind Geschichte. Ausserdem lassen sich mehrere Fotos in eine Datei verpacken. Dazu gehören Originale und modifizierte Kopien oder Bildserien, die mit dem Burst-Mode des iPhone 8 geschossen wurden.
Auf dem Mac oder PC versteht sich (noch) kaum ein Programm mit HEIF. Abhilfe schafft der kostenlose iMazing HEIC Converter für Mac und PC. Besten Dank!
HEVC steht für High Efficiency Video Codec. Dabei handelt es sich um Videos, die nach dem H.265-Standard codiert wurden, der den alten H.264-Standard in Rente schicken soll. H.265 bietet etwa dieselbe Qualität wie H.264, doch die Datenmenge wird auf die Hälfte eingedampft. Die Verwendung von HEVC ist zwingend, wenn Videos in 4K/60fps aufgezeichnet werden sollen.
Das grösste Problem von H.265 ist die enorme Rechenleistung, die für die Codierung während der Aufnahme benötigt wird. Deshalb ist der Codec nur auf dem iPhone 8 oder neuer verfügbar.
Kompatibilität. HEIF und HEVC sind von einer grossflächigen Verbreitung noch weit entfernt. Werden ein Video oder ein Foto zum Beispiel auf Instagram gepostet, wird das Material automatisch in JPEG oder H.264 umgewandelt. Hingegen lässt sich zum Beispiel ein Video in H.265 auch in iMovie auf dem iPad Pro oder einem Mac schneiden. In den Einstellungen des iPhones wird definiert, wie das Video weitergereicht wird.

Die Kamera im iPhone 8 Plus

Alle bis jetzt beschriebenen Eigenschaften treffen gleichermassen auf das iPhone 8 und das iPhone 8 Plus zu. Das grosse Modell bietet jedoch Dank seiner Doppelkamera einige Eigenschaften, die es für engagierte Hobbyfotografen unwiderstehlich machen.
Neben dem 29-Millimeter-Weitwinkel (Kleinbild) bietet das Plus-Modell ein moderates Tele mit 63 Millimeter, das vor allem bei Portoräts für schmeichelhafte Proportionen sorgt. Neu ist auch das Tele optisch stabilisiert.
Gezoomt wird, indem die «2×»-Taste auf dem Display angetippt wird. Für stufenlose Zooms wird die Taste gedrückt gehalten. Das digitale Zoom reicht bis zur 10-fachen Vergrösserung, aber das ist Nonsens. Besser ist die Selbstbeschränkung auf eine zweifache Vergrösserung mit anschliessender Korrektur des Ausschnitts.
Das Zoom arbeitet optisch und digital
Quelle: ze / PCtipp

Porträt-Modus

Der Porträt-Modus war das Highlight des iPhone 7 Plus. Aufgenommen wird mit dem Tele. Gleichzeitig wird jedoch zusammen mit dem Weitwinkel eine 3D-Tiefenkarte der Person erstellt. Diese wiederum wird verwendet, um das Modell zu isolieren, während der Hintergrund in einer dezenten Unschärfe verschwindet – ganz so, wie es mit einer grossen Kamera und einem Tele bei Offenblende der Fall ist. Der Porträt-Modus funktioniert zwar nicht in allen Fällen, doch wenn er es tut, ist der Wow-Effekt garantiert.
Der Porträt-Modus hat nichts von seinem Reiz verloren
Quelle: ze / PCtipp
Mit iOS 11 wurde der Porträt-Modus aus der Betaphase entlassen. Neu ist hingegen das mindestens genauso beeindruckende Porträtlicht. Er bleibt dem iPhone 8 Plus vorbehalten, das iPhone 7 Plus muss sich auch unter iOS 11 mit dem Porträt-Modus zufriedengeben.

Porträtlicht

Auch das Porträtlicht macht sich die Tiefenkarte zunutze, um den Hintergrund zu isolieren. Gleichzeitig werden die Gesichtszüge analysiert. Die Resultate werden verwendet, um die Beleuchtungen zu ändern. Natürliches Licht oder Konturenlicht verändern das Bild auf eine subtile Weise, indem zum Beispiel die Gesichtskonturen herausgearbeitet werden.
Fast schon spektakulär ist hingegen der Effekt Bühnenbeleuchtung, bei der die Gesichtszüge herausgearbeitet werden, während der Hintergrund im tiefen Schwarz versinkt. Diesen Effekt gibt es wahlweise in Farbe oder Schwarzweiss.
Das neue Porträt-Licht wird für viele neue Profilbilder sorgen
Quelle: ze / PCtipp
Alle Effekte funktionieren nur, wenn der Porträt-Modus aktiv ist. Anschliessend wird über einen virtuellen Drehregler der gewünschte Effekt angewählt. Dieser kann später jederzeit zurückgenommen oder ausgetauscht werden, HEIF sei Dank.
4K-Video mit 60 fps, H.265, das Porträt-Licht und andere Neuheiten verlangen nach roher Rechenleistung. Und das bringt uns zum nächsten Thema.
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