Tests
28.09.2017, 09:20 Uhr
Test: iPhone 8 (Plus)
Viel zu gut, um als iPhone 7s durchzugehen.
Bei den Namen wäre eigentlich das iPhone 7s am dransten, doch das würde dem neusten Apple-Spross nicht gerecht werden. Zwar steckt die Elektronik in einem drei Jahre alten Design – doch was sich darin verbirgt, hat sich gewaschen.
Gegenüber dem iPhone 7 Plus ist das iPhone 8 Plus in jeder Dimension genau 0,2 Millimeter gewachsen; damit kann wohl jedes Zubehörteil des Vorgängers übernommen werden. Die Antennenstreifen sind verschwunden, denn es gibt keine Verwendung mehr für sie: Da die Rückseite nicht länger aus Aluminium besteht, haben die Funkmodule freie Bahn.
Geladen und entsichert
Der wichtigste Grund für den Wechsel zu einer Glasrückseite ist jedoch nicht beim Design zu suchen; vielmehr macht das Glas den Weg frei für ein kabelloses Aufladen. Insgesamt gibt es drei alternative Wege, um einem iPhone 8 zu neuer Stärke zu verhelfen.
Qi. Sprich: «Tschi». Dieser Standard ist zwar wohlbekannt, aber der grosse Durchbruch steht ihm noch bevor. Das könnte sich mit dem iPhone 8 (Plus) ändern. Das Gerät wird einfach auf eine Qi-kompatible Ladefläche gelegt und los geht’s. Der Stromspender kann eine Qi-fähige IKEA-Funzel sein, ein Android-Ladegerät oder was auch immer.
Die Wireless Ladestation von mophie erzeugt einen Ladestrom, der einem 7,5-Watt-Netzteil entspricht. Das ist nicht schnell, aber an den Komfort gewöhnt man sich gerne, meistens nach der ersten Verwendung. Später soll die Leistung der mophie-Basis durch ein Firmware-Update deutlich erhöht werden.
AirPower Basis. Anfang 2018 wird Apple die AirPower Basis auf den Markt bringen. Sie kann bis zu drei Geräte gleichzeitig aufladen. Neben den neuen iPhones sind zurzeit die Apple Watch der Series 3 und die AirPods kompatibel. Letztere benötigen allerdings eine neue Ladeschale, die dem Vernehmen nach 69 US-Dollar kosten wird. Diese Anschaffung bedingt also einen entsprechenden Leidensdruck. Andere Qi-fähige Geräte sind nicht mit der AirPower Basis kompatibel.
Fast Charging. Das iPhone 8 unterstützt als erstes iPhone überhaupt «Fast Charging» – also das schnelle Laden. Um ein komplett entladenes iPhone 8 auf 50 Prozent zu bringen, verging in unserem Test eine knappe halbe Stunde. Allerdings ist das mitgelieferte Netzteil nicht dafür ausgelegt. Stattdessen benötigen Sie Apples USB-Netzteil mit 29 Watt (59 Franken) sowie das passende USB-C auf Lightning Kabel, das es ab 29 Franken gibt. Beide sind zwar für das MacBook Pro gemacht, doch sie harmonieren mit den neuen iPhones prächtig.
Lightning. Und natürlich kann das iPhone 8 wie bis anhin mit dem mitgelieferten Netzteil und dem Lightning-Kabel aufgeladen werden.
Verbesserungen im Detail
Lautsprecher. Die Stereolautsprecher sind gemäss Apple um 25 Prozent lauter und liefern mehr Bass. Wir legen uns auf die Aussage fest, dass sie deutlich besser klingen – und ein wenig lauter.
Wasserdicht. Genau wie der Vorgänger ist das iPhone 8 gemäss der Norm IP67 gegen Wasser geschützt. «IP» steht für «International Protection». Die «6» bedeutet «staubdicht». Die «7» wiederum steht für «Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen». Oder anders formuliert: Mit dem iPhone 7 in den Pool zu fallen oder es im Bier zu versenken, geht in Ordnung.
Allerdings hat bereits das iPhone 7 in zahlreichen Tests gezeigt, dass Apple in dieser Hinsicht gerne tiefstapelt und die Geräte sehr viel mehr aushalten. Trotzdem: Wasserschäden sind von Garantieleistungen ausgenommen.
Das Display
Beim Display herrscht wie immer eitel Sonnenschein, denn neben der Kamera geniesst es bei den Apple-Ingenieuren die grösste Aufmerksamkeit.
3D-Touch. Natürlich ist die 3D-Touch-Fähigkeit erhalten geblieben, denn sie wird unterdessen von jeder sorgfältig programmierten App unterstützt, solange die Verwendung sinnvoll ist.
True Tone. Ganz klar mein Favorit. Ich habe diese Eigenschaft auf dem iPhone 7 schmerzlich vermisst, seit True Tone mit dem iPad Pro 9.7 Zoll eingeführt wurde. Dabei messen Sensoren die Farbtemperatur des Umgebungslichts und passen die Farbgebung auf dem Display an. Daraus resultiert eine sehr viel angenehmere Darstellung, ganz besonders am Abend bei gedämpftem Licht. True Tone lässt sich in den Einstellungen ausschalten – aber wer um Himmels Willen sollte so etwas tun?
Kein 120-Hz-Display. Trotzdem haben die neuen iPad-Pro-Modelle dem iPhone 8 (Plus) etwas voraus: Auf die 120-Hz-Wiederholrate, die auf den aktuellen iPad-Pro-Modellen (Test) für butterweiche Animationen sorgt, müssen wir beim iPhone zurzeit noch verzichten.
P3-Farbraum. Neben diesen technischen Finessen könnte der allgemeine Eindruck nicht besser sein. Wie bei jeder neuen iPhone-Generation wurde auch beim iPhone 8 (Plus) das Display deutlich verbessert. Im direkten Vergleich zum iPhone 7 (Plus) wirken die Farben noch einmal kräftiger, das Schwarz noch schwärzer. Der erweiterte P3-Farbraum wird komplett abgedeckt. Kurz, wir könnten zufriedener nicht sein.
Soviel zu den offensichtlichen Neuerungen. Kommen wir nun zum Objekt der Begierde.
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Die Kamera(s
Die Kameras
Jedes High-end-Smartphone definiert sich zuerst einmal über die Kamera – und das iPhone 8 bildet da keine Ausnahme. Das iPhone 8 ist mit einem einzelnen Weitwinkel-Objektiv ausgestattet, das iPhone 8 Plus mit der bekannten Dual-Kamera. Die folgenden Eigenschaften teilen sich beide iPhones uneingeschränkt. Auf die erweiterten Möglichkeiten des iPhone 8 Plus kommen wir anschliessend zu sprechen.
Kameramodul. Die Auflösung verharrt bei moderaten 12 Mpx. Das Seitenverhältnis ist natürlich Geschmacksache; trotzdem wirken 4:3 ein wenig altmodisch. Es wäre schön, wenn Apple möglichst bald zum schlankeren 3:2-Sensor wechseln würde.
Objektiv. Auf Kleinbild umgerechnet bietet das Weitwinkel eine Brennweite von 29 Millimeter und eine maximale Blendenöffnung von ƒ/1.8. Das Weitwinkel-Objektiv des iPhone 8 und des iPhone 8 Plus ist optisch stabilisiert, während die Videos zusätzlich durch eine digitale Stabilisierung beruhigt werden. Der optische Bildstabilisator ist ausserdem der wichtigste Verbündete gegen verwackelte Bilder im Dämmerlicht.
Frontkamera. Die Frontkamera löst mit 7 Mpx auf und filmt in Full HD (1080p).
Technische Feinheiten
Signalverarbeitung. Sie ist und bleibt bei Apple eine der grossen Stärken. Unter der Signalverarbeitung werden alle Rechenaufgaben verstanden, die unmittelbar vor und während der Aufnahme anfallen – und diese Aufgaben bewältigt auch das iPhone 8 meisterhaft.
Bildanalyse. Davon zeugt zum Beispiel die Bildanalyse vor der Aufnahme. Das iPhone zerlegt die Szene in bis zu 2 Millionen Segmente und prüft die Aufnahmebedingungen. Dazu gehört natürlich die Belichtung und der Kontrastumfang, aber auch die Vorhersage der Bewegung des Motivs, damit der Autofokus entsprechend reagieren kann.
Panorama. Immer wieder erstaunlich: Die Kamera wird über eine Szene geführt, damit daraus ohne die geringste Wartezeit ein Panorama mit 63 Mpx generiert wird. Auch hier sorgt die Zerlegung des Bildes in einzelne Segmente dafür, dass die Szene, die Lichter und Schatten gleichmässig belichtet werden. Allerdings sollte ausgerechnet bei kontrastreichen Panos die HDR-Funktion in den Einstellungen abgeschaltet werden, weil die Bilder teilweise ein wenig «speckig» wirken.
Burst-Mode. Wie sein Vorgänger nimmt das iPhone im Burst-Modus 10 Bilder pro Sekunde auf – jedes davon in derselben Qualität wie ein Einzelbild. Gleichzeitig analysiert das iPhone 8 die Szene und wählt die besten Aufnahmen aus. Unscharfe Bilder oder blinzelnde Personen werden automatisch in die zweite Reihe gestellt – und zwar in Echtzeit. Dabei spielt die Menge der Fotos keine Rolle. Wenn Sie mit dem Finger am Auslöser einschlafen, wird zwar irgendwann der Speicher voll sein – doch die Aufnahmerate wurde bis zum letzten Schuss beibehalten.
Live Photos. Die Live Photos sind nicht neu, wurden aber deutlich aufgewertet. Dabei handelt es sich um ein einzelnes Foto, das von einem drei Sekunden langen Video ummantelt ist. Ein Druck auf das Display lässt das Bild zum Leben erwachen. So weit, so bekannt.
Neu sind die Effekte, die jederzeit auf ein Live Photo angewendet werden können. Die Endlosschleife spielt das Video immer wieder ab. Der Abpraller wiederholt das Video vorwärts und rückwärts. Besonders interessant ist die Langzeitbelichtung: Sie produziert ein statisches Foto, bei dem die bewegten Teile verschwimmen – eben genau so, wie es bei einer «grossen» Kamera auf einem Stativ und mit einer langen Verschlusszeit aussehen würde.
Neue Filter. Die Filter sind alle ausgetauscht worden und wirken nun deutlich subtiler, was die Farbgebung anbelangt.
Fotoqualität
Farben. Die Qualität der Bilder hat sich sichtbar verbessert. Die Farben sind kräftiger geworden. Damit wird der Apples Ruf, besonders neutrale Farben zu produzieren, ein wenig aufgeweicht. Gleichzeitig huldigen diese Änderungen aber auch dem Publikumsgeschmack, der bunte Bilder will – ganz besonders im asiatischen Raum.
Blitz. Im Dämmerlicht hilft der neue langsame Synchronblitz: Dabei wird die Belichtungszeit ein wenig angehoben, sodass mehr vom Hintergrund zu erkennen ist. (Das «langsam» bezieht sich auf die Belichtungszeit.) Der neue LED-Blitz trägt seinen Teil dazu, dass das Motiv im Vordergrund um bis zu 40 Prozent gleichmässiger beleuchtet wird. Hier der direkte Vergleich zwischen iPhone 7 Plus (oben) und iPhone 8 Plus:
Die Lichtstimmung wirkt deutlicher weniger «blitzig» und harmoniert mit der Umgebung.
Artefakte. Keinen nennenswerten Unterschied konnten wir bei der Bildqualität bei schwachem Licht ausmachen. Die Details schmieren unverändert zu; doch diese Grenzen sind den winzigen Sensoren geschuldet, wie sie heute in allen Smartphones verbaut sind.
HDR und Kontraste. Erstaunlich ist hingegen, mit welchen Kontrasten das iPhone 8 zurechtkommt. Hier ein Beispiel mit der tiefstehenden Sonne im Rücken: Sowohl in den Lichtern als auch in den Schatten ist noch deutlich Zeichnung vorhanden. Dieses Foto kommt übrigens direkt aus der mitgelieferten Kamera-App und wurde nicht weiterbearbeitet.
Videos
4K mit 60 fps. Das bedeutet bei den Smartphones den aktuellen Weltrekord: Das iPhone 8 filmt in 4K mit bis zu 60 fps (Bilder pro Sekunde)! Bei anderen Smartphones liegt die maximale Bildrate bei 4K und 30 fps oder Full HD und 60 fps – zurzeit bietet nur das iPhone 8 beide Eigenschaften. Allerdings fallen bei der Aufnahme ganze 400 MB Daten pro Minute an, obwohl der neue Code HEVC (h.265) zum Einsatz kommt. Wenn diese Videos Ihr Ding sind, sollten Sie also unbedingt zu einem iPhone-8-Modell mit 256 GB Speicher greifen.
Zeitlupen in Full HD. Auch die Potenz der Zeitlupe wurde verdoppelt: Sie liegt bei maximal 240 fps in Full HD. Die Bildqualität entspricht dabei jener, die auch bei einem regulären Full-HD-Streifen zustande kommt. Wie stark die Zeitlupe in der Wiedergabe wirkt, hängt davon ab, ob der Rest des Films mit 30 fps (8× Zeitlupe) oder 60 fps (4× Zeitlupe) gedreht wurde.
Neue Dateiformate
Viele Eigenschaften des iPhone 8 sind nur möglich, weil neue Bild- und Filmformate zum Einsatz kommen.
HEIF. Bei Fotos wird auf Wunsch statt JPEG das neue HEIF verwendet (für «High Efficiency Image File Format»). Dabei handelt es sich um einen offiziellen Standard der «Moving Picture Experts Group» (MPEG). HEIF soll langfristig JPEG verdrängen.
Zu den wichtigsten Vorzügen gehören eine bessere Bildqualität bei deutlich reduziertem Datenverbrauch. JPEG-Artefakte sind Geschichte. Ausserdem lassen sich mehrere Fotos in eine Datei verpacken. Dazu gehören Originale und modifizierte Kopien oder Bildserien, die mit dem Burst-Mode des iPhone 8 geschossen wurden.
Auf dem Mac oder PC versteht sich (noch) kaum ein Programm mit HEIF. Abhilfe schafft der kostenlose iMazing HEIC Converter für Mac und PC. Besten Dank!
HEVC steht für High Efficiency Video Codec. Dabei handelt es sich um Videos, die nach dem H.265-Standard codiert wurden, der den alten H.264-Standard in Rente schicken soll. H.265 bietet etwa dieselbe Qualität wie H.264, doch die Datenmenge wird auf die Hälfte eingedampft. Die Verwendung von HEVC ist zwingend, wenn Videos in 4K/60fps aufgezeichnet werden sollen.
Das grösste Problem von H.265 ist die enorme Rechenleistung, die für die Codierung während der Aufnahme benötigt wird. Deshalb ist der Codec nur auf dem iPhone 8 oder neuer verfügbar.
Kompatibilität. HEIF und HEVC sind von einer grossflächigen Verbreitung noch weit entfernt. Werden ein Video oder ein Foto zum Beispiel auf Instagram gepostet, wird das Material automatisch in JPEG oder H.264 umgewandelt. Hingegen lässt sich zum Beispiel ein Video in H.265 auch in iMovie auf dem iPad Pro oder einem Mac schneiden. In den Einstellungen des iPhones wird definiert, wie das Video weitergereicht wird.
Die Kamera im iPhone 8 Plus
Alle bis jetzt beschriebenen Eigenschaften treffen gleichermassen auf das iPhone 8 und das iPhone 8 Plus zu. Das grosse Modell bietet jedoch Dank seiner Doppelkamera einige Eigenschaften, die es für engagierte Hobbyfotografen unwiderstehlich machen.
Neben dem 29-Millimeter-Weitwinkel (Kleinbild) bietet das Plus-Modell ein moderates Tele mit 63 Millimeter, das vor allem bei Portoräts für schmeichelhafte Proportionen sorgt. Neu ist auch das Tele optisch stabilisiert.
Gezoomt wird, indem die «2×»-Taste auf dem Display angetippt wird. Für stufenlose Zooms wird die Taste gedrückt gehalten. Das digitale Zoom reicht bis zur 10-fachen Vergrösserung, aber das ist Nonsens. Besser ist die Selbstbeschränkung auf eine zweifache Vergrösserung mit anschliessender Korrektur des Ausschnitts.
Porträt-Modus
Der Porträt-Modus war das Highlight des iPhone 7 Plus. Aufgenommen wird mit dem Tele. Gleichzeitig wird jedoch zusammen mit dem Weitwinkel eine 3D-Tiefenkarte der Person erstellt. Diese wiederum wird verwendet, um das Modell zu isolieren, während der Hintergrund in einer dezenten Unschärfe verschwindet – ganz so, wie es mit einer grossen Kamera und einem Tele bei Offenblende der Fall ist. Der Porträt-Modus funktioniert zwar nicht in allen Fällen, doch wenn er es tut, ist der Wow-Effekt garantiert.
Mit iOS 11 wurde der Porträt-Modus aus der Betaphase entlassen. Neu ist hingegen das mindestens genauso beeindruckende Porträtlicht. Er bleibt dem iPhone 8 Plus vorbehalten, das iPhone 7 Plus muss sich auch unter iOS 11 mit dem Porträt-Modus zufriedengeben.
Porträtlicht
Auch das Porträtlicht macht sich die Tiefenkarte zunutze, um den Hintergrund zu isolieren. Gleichzeitig werden die Gesichtszüge analysiert. Die Resultate werden verwendet, um die Beleuchtungen zu ändern. Natürliches Licht oder Konturenlicht verändern das Bild auf eine subtile Weise, indem zum Beispiel die Gesichtskonturen herausgearbeitet werden.
Fast schon spektakulär ist hingegen der Effekt Bühnenbeleuchtung, bei der die Gesichtszüge herausgearbeitet werden, während der Hintergrund im tiefen Schwarz versinkt. Diesen Effekt gibt es wahlweise in Farbe oder Schwarzweiss.
Alle Effekte funktionieren nur, wenn der Porträt-Modus aktiv ist. Anschliessend wird über einen virtuellen Drehregler der gewünschte Effekt angewählt. Dieser kann später jederzeit zurückgenommen oder ausgetauscht werden, HEIF sei Dank.
4K-Video mit 60 fps, H.265, das Porträt-Licht und andere Neuheiten verlangen nach roher Rechenleistung. Und das bringt uns zum nächsten Thema.
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A11 Bionic – sie haben ein Monster geschaffen!
A11 Bionic – das Rechenmonster
Mit dem iPhone 7 (Plus) kam der Apple A10 Fusion: ein Muskelprotz von einer CPU, die selbst ein Jahr nach der Einführung fast alles in die Schranken verwies, was die Mitbewerber in den Ring stellten.
Der neue A11 Bionic macht das iPhone 8 (Plus) erneut zum schnellsten Smartphone auf dem Markt. Im Single-Core-Vergleich wurde die Leistung zum Vorgänger um etwa 25 Prozent gesteigert, im Multi-Core-Vergleich sogar um etwa 80 Prozent. Es ist fast unglaublich, mit welchen Leistungssprüngen sich Apple von der Konkurrenz absetzt – Generation um Generation.
AnTuTu. Unter AnTuTu erreichte das Apple-Gerät im Mittel etwa 210’000 Punkte. Wenn Sie mit Ihrem Smartphone vergleichen möchten, laden Sie AnTuTu kostenlos für iOS oder Android.
Geekbench 4. Die Resultate von Geekbench 4 sind noch eindrücklicher, weil die Software explizit dafür ausgelegt ist, um verschiedene Prozessor-Architekturen zu vergleichen. Im Test erreichte das iPhone 8 Plus fast schon unglaubliche 4267 Punkte (Singlecore) respektive 10331 Punkte (Multicore). Im Vergleich: Das MacBook Pro 2016 (Test) mit Intel Core i5 und 2,9 GHz bringt es auf 3922 Punkte (Single Core) respektive 7538 Punkte (Multicore).
Wer braucht so viel Leistung?
Das wirft die Frage auf, wer einen solchen Muskelprotz von einem Smartphone überhaupt braucht. Im WhatsApp-Muster gedacht: niemand. Doch da ist noch mehr.
Videoverarbeitung. H.265, 4K mit 60 fps und der anschliessende Schnitt der Filme: All das verschlingt Unmengen an Rechenkapazität – und der A11 Bionic liefert sie.
Updates. Apple versorgt seine iOS-Geräte über fünf Generationen hinweg mit Updates. Im Falle des iPhone 8 (Plus) bedeutet das, dass Sie sich auch noch auf iOS 15 freuen können.
Machine Learning. Ein Riesenthema bei Apple. Durch Machine Learning trifft das iPhone bessere Entscheidungen. Dazu gehört die Gesichtserkennung in Fotos, die Analyse der Szene vor der Aufnahme und dergleichen mehr.
Augmented Reality. Zu Deutsch etwa «erweiterte Realität». Computer-generierte Grafiken werden auf dem Display mit dem echten Leben vermischt. Das verlangt nach Leistung satt. Und damit sind wir beim letzten grossen Thema angekommen.
Augmented Reality
Mit der Vorstellung von iOS 11 gelang Apple ein Coup, der für jeden anderen Hersteller mit AR-Ambitionen einem herzhaften Schlag in die Magengrube gleichkam: Apple betritt mit iOS 11 die AR-Bühne. Was gezeigt wurde, liess die Kinnladen herunterklappen: Objekte werden praktisch nahtlos in die Umgebung eingefügt, beleuchtet, werfen Schatten und lassen sich von allen Seiten betrachten.
Platzieren Sie einen Saurier im Wohnzimmer; verlassen Sie mit dem iPhone den Raum; kehren Sie eine Minute später zurück: Der Saurier steht immer noch da und wartet auf sein Herrchen. Platzieren Sie IKEA-Möbel punktgenau im Wohnzimmer und experimentieren Sie mit den Farben. Kämpfen Sie auf dem Esstisch mit Freunden in einer epischen Schlacht, ohne dass einer ein Auge verliert. Und so weiter. Dabei werden die Objekte nicht einfach «irgendwie im Raum positioniert»; stattdessen können Sie sich entfernen, um die Objekte herumbewegen oder näher herangehen.
Für eine Überraschung sorgt jedoch nicht nur die Qualität der Darbietungen – sondern auch, dass die Technologie fast unmittelbar nach der Vorstellung mit iOS 11 eingeführt wurde. Google, Microsoft, Samsung … sie alle arbeiten offiziell an AR-Produkten. Doch hier kommt seit Jahren nichts Greifbares, das reif für die Masse wäre – und so wurden diese Firmen mit der schnellen Verfügbarkeit von Apples ARKit eiskalt erwischt.
Kann es für die Konkurrenz noch schlimmer kommen? Es kann. Augmented Reality wurde nicht als Highlight eines brandneuen Produktes angepriesen, im Gegenteil: Allein bei den iPhones werden das iPhone 6s, iPhone SE und das iPhone 7 (Plus) unterstützt. Sie zusammen stehen für ein paar Hundert Millionen verkaufter Geräte. Apple ist über Nacht (und aus dem scheinbaren Nichts heraus) mit einem gewaltigen Vorsprung zur grössten AR-Plattform der Welt geworden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Dank dem A11 Bionic wird das iPhone 8 (Plus) nicht nur die beste AR-Qualität bieten, sondern ist vermutlich auch in der Zukunft für die eine oder andere Überraschung gut.
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Kaufberatung, iPhone X und Fazit
iPhone 8 gegen iPhone X
Dieser Konflikt ist ungewöhnlich: Hier wartet das iPhone 8, gefüllt mit neuen Möglichkeiten. Die Welt könnte in bester Ordnung sein, doch das iPhone X (sprich: zehn) befindet sich bereits in Lauerstellung. Mit seinem Gesichtsscanner, dem schmalen Formfaktor und dem grösseren OLED-Display vereinnahmt es die ganze Aufmerksamkeit. Es ist schliesslich das Neue, das uns lockt. Doch lohnt es sich zu warten? Und warum gibt es überhaupt zwei Modelle?
Wenigstens auf die zweite Frage gibt es eine klare Antwort: Lieferschwierigkeiten. Nur das OLED-Display von Samsung erfüllt zurzeit die hohen Anforderungen von Apple. Der zweite Knackpunkt ist die fast schon absurde Menge an Komponenten, die benötigt wird. 2017 verkaufte Apple in jedem Quartal zwischen 41 Millionen und 78 Millionen iPhones. 78 Millionen brandneue Gesichtsscanner? 78 Millionen OLED-Displays von einem einzigen Hersteller? Das ist in der aktuellen Situation nicht zu machen.
Es ist deshalb absehbar, dass die Lieferfristen für das iPhone X vom Fleck weg in den Himmel schiessen werden. Im Internet wird zurzeit eine Produktionsmenge von gerade einmal 10’000 iPhone X pro Tag kolportiert, was nach Apples Massstäben dem sprichwörtlichen Tropfen auf dem heissen Stein gleichkommt.
Persönliche Einschätzung
Doch kann das 8 Plus überhaupt gegen die Verheissungen des iPhone X bestehen? Ich muss zugegeben: Ich mag das iPhone 8 Plus – sehr sogar und deutlich mehr, als es die Technik-Affinität vermuten liesse. Das bestens bekannte Design erinnert auf eine angenehme Weise an einen liebgewordenen Gegenstand: an das alte, aber sehr bequeme Sofa oder an das zuverlässige Velo, das einfach nicht kaputtgehen will, um Platz für ein neues zu schaffen.
Dabei ist das Gehäuse nur Tarnung. Im Innern pumpt die mit Abstand schnellste Smartphone-CPU auf dem Markt. Die Kamera bietet nicht nur eine hervorragende Bildqualität bei Schnappschüssen, sondern eröffnet durch das Porträtlicht ganz neue Möglichkeiten. 4K-Video mit 60 fps und H.265-Codierung? Das finden Sie zurzeit bei keinem anderen Smartphone. Der Fingerscanner arbeitet so schnell und zuverlässig wie immer. Und zu guter Letzt ist die Rechenleistung des A11 Bionic der Garant, dass bei den Augmented-Reality-Anwendungen gerade einmal an der Oberfläche gekratzt wurde.
Kurz, das iPhone 8 mag aussehen wie das iPhone 6, doch im Inneren arbeitet die schnellste Hardware. Stellen Sie sich einfach Usain Bolt im Flanell-Pyjama vor; das kommt der Sache ziemlich nahe.
iPhone 8 gegen iPhone 8 Plus
Immer mehr Menschen in meinem Umfeld griffen in der letzten Zeit eher skeptisch zu den Plus-Modellen, nur um kurz darauf einzustimmen: Wer sich einmal an das Plus-Modell gewöhnt hat, kann nicht mehr zurück. Ausserdem bietet das iPhone 8 Plus bei der Kamera handfeste Vorteile, die das Herz jedes Fotografen höherschlagen lassen. Die restlichen technischen Eigenschaften sind bei beiden Modellen die gleichen.
Anders gesagt: Wenn Sie zum kleineren iPhone 8 greifen, sollten Sie das mit einer inbrünstigen Überzeugung tun – oder Sie werden es später bereuen.
64 GB oder 256 GB?
Die Zeiten der 16-GB-iPhones sind längst vorbei. Mit 64 GB kommt man heute sehr weit – erst recht, wenn für Musik und Fotos auf Cloud-Dienst zurückgegriffen wird. Wenn Sie sich jedoch auf 4K-Videos mit 60 fps freuen, sollten Sie zum 256-GB-Modell greifen. Das wappnet Sie nicht für die Zukunft, sondern erhöht auch den Wert beim Wiederverkauf.
Fazit
Das iPhone 8 (Plus) zeigt keine Schwächen – wenn Sie sich mit dem bekannten Gehäuse abfinden können. Vom Display über den Fingerscanner und die Dual-Kamera bis hin zum rasend-schnellen A11 Bionic bietet dieses Gerät alles, was man sich von einem modernen Smartphone nur wünschen kann. Wenn Sie dem Drang nach dem neuen iPhone X widerstehen können, verdient das iPhone 8 (Plus) eine unbedingte Kaufempfehlung.
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