Test: Retina iPad Mini

A7 CPU: mehr Tempo, mehr Grafik

A7 CPU: mehr Tempo, mehr Grafik

Das iPad Mini verwendet nicht wie erwartet die letztjährige Generation (A6), sondern den brandneuen Apple A7 – seines Zeichens der einzige Mobilprozessor mit 64-Bit-Architektur. Damit befindet sich das das kleine Gerät auf Augenhöhe mit dem iPad Air und dem iPhone 5s. Von einem «Low-Cost-Modell» kann also keine Rede mehr sein.
Die Unterschiede zum Vorgänger fallen entsprechend aus: Die Rechenleistung wurde um den Faktor 4 gesteigert, die Grafikleistung um Faktor 8. Nun sind auch auf dem kleinen Tablet aufwendige grafische Spiele in hoher Auflösung möglich.
Zu den Vorzeige-Modellen gehören Games wie Call of Duty: Strike Team, die Grafikanwendung Sketchbook Mobile und natürlich der Spielehit Infinity Blade 3, der bereits zum dritten Mal als Referenz-App zeigen muss, wie ein Spiel auf einem Tablet auszusehen hat.
Letzteres überzeugt nicht nur durch eine gestochen scharfe, aufwendige Grafik, sondern auch durch optische Effekte wie Blendenflecken und andere Lichtspiele, die dem Prozessor so einiges abverlangen. Auch wenn das Spiel selbst nicht jedermanns Sache ist, so lohnt sich der Kauf schon deshalb, weil man mit der Grafik so toll angeben kann.
Infinity Blade III nutzt die Leistung unter anderem für Lichteffekte

M7 Coprozessor, der genügsame Helfer

Der neue, sparsame M7-Coprozessor dient einzig dazu, die Bewegungen des iPads zu interpretieren, indem er den Kompass, den Gyrosensor und den Beschleunigungssensor beobachtet – und damit den weniger sparsamen A7 entlastet. Der Chip erkennt am Bewegungsprofil, ob der Besitzer ruht, spaziert oder mit dem Auto fährt. Das schreit förmlich nach einer neuen Generation von Sport-Apps, kann aber auch zu sehr pragmatischen Anwendungen führen. Zwei Beispiele:
Energie sparen. Wenn sich ein WLAN-taugliches Gerät nicht mit Netz verbinden kann, erhöht es die Signalstärke, um vielleicht doch noch fündig zu werden – und verbraucht dabei eine Menge Energie. Das war bis anhin auch bei den iOS-Geräten der Fall. Dank dem M7-Coprozessor erkennt das iPad jedoch, dass es nicht bewegt wird und dass solche Bemühungen deshalb zwecklos sind. Also stellt es die Suche nach wenigen Minuten ein und spart damit Energie. Erst wenn es wieder bewegt wird, geht die Suche nach einem WLAN von vorne los.
Navigation. Noch ein Beispiel: Sie suchen in der Stadt eine Adresse und lassen sich im Auto durch die Strassen navigieren, wobei die App «Karten» zum Einsatz kommt. Schliesslich finden Sie 300 Meter vom Ziel entfernt einen Parkplatz und setzen den Weg zu Fuss fort. Das Gerät erkennt die neue Fortbewegungsmethode und schaltet die Karten-App automatisch auf die Fussgänger-Navigation um. Zugegeben, diese Situation erlebt man wohl eher mit einem iPhone, aber das Beispiel zeigt, wohin die Reise führt.

Doppelt so schnelles WLAN

Das iPad Mini unterstützt die WLAN-Standards 802.11a, b, g und n – aber nicht 802.11ac. Mit seinen zwei Antennen und MIMO (Multiple-Input Multiple-Output) soll die Leistung laut Apple fast verdoppelt worden sein. Theoretisch liegen bis zu 300 Mbit drin, also 37.5 MB pro Sekunde.
In unserem Test sorgten wir für ideale Bedingungen, indem wir das iPad Mini etwa zwei Meter von einer Apple Time Capsule entfernt aufstellten – mit freier Sicht, versteht sich. Anschliessend wurde von einem Rechner am Ethernet eine Filmdatei auf das iPad Mini übertragen. Im Mittel wurden dabei etwa 8.9 MB pro Sekunde erreicht, also knapp ein Viertel der theoretisch maximalen Leistung. In der Praxis dürften die meisten Anwender allerdings bestens bedient sein, denn dieser Wert reicht locker, um YouTube-Videos ohne Verzögerung in Full-HD zu betrachten.

Mobilfunk und LTE

Das iPad Mini wird in zwei Ausführungen angeboten: «Wifi» und «Wifi+Cellular». Die zweite Ausführung kann mit einer Nano-Sim-Karte gefüttert werden und sich unterwegs ins Internet einwählen. Dabei werden alle gängigen Mobilfunk-Standards bis hin zu LTE (4G) unterstützt.
Ausserdem kann das iPad Mini unterwegs zum Hotspot werden, mit dem sich andere Geräte über Bluetooth, WLAN oder USB verbinden. Hingegen ist es nicht möglich, mit dem iPad Mini eine reguläre SMS zu verschicken oder zu telefonieren – stattdessen muss auf Internet-Anwendungen wie Skype, WhatsApp oder natürlich auf Apples eigene Videochat-Software FaceTime zurückgegriffen werden.

GPS oder nicht?

Die beiden Modelle unterscheiden sich jedoch in einem weiteren Punkt, der für viele Anwender eine Rolle spielen dürfte: Nur das Cellular-Modell ist mit einem GPS-Empfänger ausgestattet, da ein einzelner Chip beide Aufgaben wahrnimmt. Das Wifi-Modell muss sich hingegen an den WLAN-Netzen in der Umgebung orientieren und ist entsprechend ungenau.
Eine exakte Lokalisierung übe GPS bietet nur das Cellular-Modell
In der Praxis bedeutet das unter anderem: keine Fussgänger-Navigation, keine präzisen Karten und keine genauen Geotags bei Fotos. Deshalb kann es durchaus sinnvoll sein, zum Cellular-Modell zu greifen, selbst wenn die mobile Internet-Verbindung gar nicht benötigt wird.
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