Test: Sony RX100 VII
Videos und Ergonomie
Videos
Die Videos hinterlassen eher gemischte Gefühle, denn der Druck der besten Smartphones ist überdeutlich zu spüren.
Mikrofon-Eingang. Nach Jahren des Wartens sind die fast schon flehenden Bitten der Videoblogger und Videoenthusiasten endlich erhört worden: Die Mark 7 kommt mit einem Anschluss für ein externes Mikrofon, das eine wesentlich bessere Tonqualität ermöglicht. Da sich das Display ausserdem um 180 Grad nach hinten schwenken lässt, behält der vloggende Akteur die Kontrolle über sein Spiegelbild.
Video-Eigenheiten. Dazu gesellen sich gehobene Videofunktionen, für die man sich ebenfalls bei den grösseren Geschwistern bedient hat – etwa das unverzichtbare Zebra-Muster oder die Möglichkeit, für das spätere Color-Grading in HLG oder S-Log aufzuzeichnen.
Auflösung und Dauer. In der besten Qualität zeichnet die Mark 7 in 4K mit 30 fps auf. Die Aufnahmezeit beträgt ab Werk maximal 5 Minuten. Diese Grenze lässt sich zwar in den Einstellungen abschalten, aber dann wird die Kamera heiss – und zwar deutlich heisser, als es ein gutes Gewissen und die Sorge zum Gerät zulassen. Die hohe Temperatur wird unweigerlich zu einem Problem für Videoblogger, die einen längeren Beitrag am Stück aufzeichnen möchten, um ihn später zuzuschneiden.
Böses iPhone! Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, wie stark die klassischen Kameras auch bei der Videofunktion durch die Smartphones unter Druck geraten. Das aktuelle iPhone 11 Pro filmt nicht nur in 4K bei 60 fps, sondern zeichnet dabei gleichzeitig in HDR-Qualität auf. Eine Zeitbeschränkung gibt es nicht und die Temperatur ist kein Thema.
Diese Limitierungen sollten Sie sich als Videoenthusiast vor Augen halten. Wie es der Zufall so will, ist die Mark 7 ist bei mir gerade in der engeren Auswahl für eine neue Reisekamera. Sicher ist jetzt schon, dass ich nur mit dem iPhone filmen werde, weil es abgesehen vom Zoombereich in jeder Hinsicht überlegen ist. Wenn Sie ähnliche Pläne vorhaben, sollten Sie diese Videoeinschränkungen nicht zu stark gewichten.
Ergonomie (irgendwie)
Bei der Ergonomie muss zwischen der Hardware und der Menüführung unterschieden werden. Dass ein so extrem kompaktes Gehäuse nicht so griffig sein kann wie ein SLR liegt auf der Hand. Ein kleiner Wulst vorne hätte jedoch bestimmt nicht geschadet. Die winzige Daumenablage haben wir schon erwähnt. So oder so: Die Handschlaufe ist Pflicht, wenn Schlimmeres verhindert werden soll. Immer.
Was diese feine Kamera hingegen fast schon ruiniert, ist das unsägliche altbackene Menü, das leider allen Sony-Kameras zu eigen ist. Seitenlange Einstellungen, die ohne Not bis zur Verstümmelung abgekürzt sind, ersticken jeden Anflug von Neugierde oder Vorfreude im Keim. Dieses Menü kommt direkt aus der Hölle und wird Ihnen in der ersten Zeit genüsslich an den Nerven zupfen – gerade so stark, dass Sie die Kamera nicht aus dem (geschlossenen) Fenster werfen.
Dagegen hilft nur, dass Sie das Handbuch durchackern und die Einstellungen so vornehmen, wie Sie es in Zukunft gerne hätten. Anschliessend legen Sie alle relevanten Befehle im frei gestaltbaren Anwendermenü ab und passen das Schnellmenü so an, dass die für Sie relevanten Funktionen darin enthalten sind.
So getan, werden Sie schwören, dass Sie sich nie wieder mit diesem ergonomischen Totalschaden beschäftigen werden, wenn es nicht zwingend notwendig ist. Mehr noch: Es sind Bedienkonzepte wie dieses, welche die Leute veranlassen, den klassischen Kameras den Rücken zu kehren und stattdessen das Leben ganz unbeschwert mit dem Smartphone zu dokumentieren.
Wenn Sie die Menüs und Tasten endlich an Ihre Bedürfnisse angepasst haben, lässt sich mit der Mark 7 allerdings ganz passabel fotografieren.
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