Tests
15.05.2017, 08:10 Uhr
Test: Panasonic Lumix GH5
Die Grenze zwischen Foto und Video verschwindet immer mehr. Bestes Beispiel dafür ist die Panasonic Lumix GH5.
Noch vor wenigen Jahren waren Foto und Video strikt getrennt. Für Fotos gab es Spiegelreflexkameras (DSLRs) und Kompaktkameras, für Video entweder Camcorder oder teures Studiomaterial. Dank technologischer Fortschritte verschwimmen die Kategorien jedoch zusehends. Der Camcorder wurde längst durch das Smartphone ersetzt und Profi-DSLRs kommen bereits gefährlich nahe an Studiokameras heran.
Etwas schwieriger wird es für den ambitionierten Amateur. In den Preisklassen zwischen 1000 und 2500 Franken ist das Angebot an guten, flexiblen Kameras etwas magerer als im Einsteigersegment und im Profibereich. Die traditionellen DSLR-Hersteller Canon und Nikon bieten ihre besten Videofunktionen nur für die Profikameras an. Fujifilm konzentriert sich stark auf Fotografie und lässt Video stellenweise komplett aussen vor.
Panasonic hat sich mit seiner GH-Serie bereits in diesem Marktsegment platziert und legt mit der GH5 ein ordentliches Pro-Argument nach. Eine spiegellose Systemkamera (DSLM) im ergonomischen DSLR-Format mit Fokus auf Video, ohne dabei die Fotografie allzu stark zu vernachlässigen.
Bauform & Bedienung
Auf den ersten Blick könnte man die Panasonic Lumix GH5 für eine DSLR halten. Der Körper ist kaum kleiner als derjenige einer Spiegelreflexkamera in der Preisklasse und auch beim Gewicht steht die GH5 den DSLR-Kollegen in nichts nach. Das hat natürlich auch Vorteile: Durch den grösseren Körper und Griff liegt die Kamera exzellent in den Händen und bietet Platz für diverse Bedienelemente. Gerade bei einer Kamera, die viele Bereiche gleichzeitig abdecken möchte, ist das ein wichtiger Faktor.
Generell hat Panasonic beim Tastenlayout der GH5 vieles richtig gemacht. Die Kamera lässt sich praktisch komplett einhändig bedienen. Die linke Hand braucht man eigentlich nur für das Objektiv und die beiden Tasten: die Bildergalerie und den Umschaltknopf zwischen Sucher und Display. Beides Funktionen, die man nicht braucht, wenn die Kamera am Auge ist. So kann sich die linke Hand konsequent auf das Objektiv konzentrieren, während die rechte Hand sämtliche Einstellungen managt. Ein Grossteil der Knöpfe kann zudem frei nach Gusto belegt werden.
Kritikpunkte gibt es eigentlich nur zwei: Beim Einstellen von ISO, White-Balance und Co. ist der Schwerpunkt der Kamera nicht ideal, weshalb man die Kamera dennoch mit beiden Händen halten muss. Zudem ist der Display-Knopf (ändert, was auf dem Display angezeigt wird) etwas unglücklich im Griff platziert. Das führt dazu, dass der Knopf leicht unabsichtlich gedrückt wird. Keine Probleme, die im Normalfall kaufentscheidend sind.
Das Menü der GH5 fällt nicht besonders auf. Es ist weder besonders übersichtlich noch ein Problem. Bei der Funktionsfülle der GH5 ist das wahrscheinlich das Beste, was man erwarten konnte. Ab einer gewissen Anzahl an Funktionen wird es fast unmöglich, ein übersichtliches Menü zu gestalten.
Die Touch-Bedienung und ein praktisches Q-Menü erleichtern die Navigation zu den wichtigsten Funktionen enorm. Besonders das Q-Menü ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr stark und bietet zusammen mit den physischen Tasten Zugriff auf so ziemlich alles, was man möglicherweise unterwegs mal brauchen könnte. Praktisch ist auch der Joystick, mit dem der Fokusbereich verschoben wird. Für Nutzer, die mit dem linken Auge durch den Sucher sehen, wird der Platz nur mit grosser Nase knapp, da der Sucher leicht nach hinten versetzt ist.
Zu guter Letzt ist die GH5 wetterdicht und funktioniert in Temperaturen bis minus 10 Grad Celsius. Wetterdicht bedeutet, dass die GH5 im Regen oder Staub überlebt, aber nicht, dass man damit tauchen gehen kann. Sandstürme sollte man ebenfalls meiden.
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Funktionalität und Video
Funktionalität
Wie bereits erwähnt, mangelt es der Lumix GH5 nicht gerade an Funktionalität. Eigentlich kann die Kamera so ziemlich alles, was eine DSLM 2017 so draufhaben kann. Es gibt die üblichen PSAM-Modi, dazu drei personalisierbare Modi, eine «intelligente» Vollautomatik, 22 Filtermodi und einen dedizierten Videomodus. Bei den Auslösemethoden gibt es von Panasonic etwas Spezielles: die 6K-Photo-Funktion. Damit können Sie eine Szene in 6K-Auflösung und 30 FPS aufnehmen und daraus Fotos extrahieren. Für 4K-Bilder funktioniert das sogar mit 60 FPS.
Der Pop-up-Blitz des Vorgängermodells ist verschwunden, da die Funktion bei einer Kamera mit dieser Zielgruppe schlicht nicht besonders gefragt war. Dafür gibt es eine In-Body-Bildstabilisierung. Diese, kombiniert mit einer stabilisierten Panasonic-Linse, macht den Blitz sowieso deutlich weniger interessant. Natürlich kann ein externer Blitz nach wie vor per Hotshoe oder Kabel angeschlossen werden.
Auch bei den Anschlüssen ist alles Wichtige vorhanden. Mikrofon-Input, Kopfhörer-Output, HDMI-Out und ein USB-C-Anschluss für die Datenübertragung. Im Lieferumfang enthalten ist ein Kabelmanager, der an die Kamera angeschraubt werden kann. Dazu gibt es einen Anschluss für eine Fernbedienung, zwei SD-Kartenslots und die üblichen Verdächtigen: Hotshoe und Stativschraube. Für Kabelophobe gibt es auch noch Wi-Fi und Bluetooth, zumindest, um das USB-Kabel zu ersetzen.
Ein Knackpunkt für viele DSLMs ist der Sucher. Dieser ist bei der Lumix GH5 meistens kein Problem. Bei regulären Lichtverhältnissen funktioniert der digitale Sucher problemlos und ruckelfrei. Funktionen wie Zebra und Focus-Peaking sind natürlich vorhanden. Erst bei sehr schlechtem Licht machen sich die Schwächen der digitalen Sucher bemerkbar. Allerdings stösst dann auch das menschliche Auge, und somit der optische Sucher, an gewisse Grenzen. Etwas merkwürdig ist die Gestaltung der Belichtungsanzeige. Diese wird nur als Balken angezeigt, sofern das Bild nicht korrekt belichtet ist. Ist man sich andere Kameras gewohnt, verwirrt das zu Beginn ordentlich.
Als Videokamera ist das Display der GH5 ebenfalls wichtig. Das 3-Zoll-Display lässt sich drehen, ausklappen sowie wenden und deckt somit so ziemlich alle relevanten Winkel ab. Die Aufhängung wirkt bei einigen Bewegungen etwas wacklig, wirklich schlimm ist das aber nicht. Was genau auf dem Display angezeigt wird, lässt sich per Disp.-Taste regeln. Unter anderem ist ein sehr nützlicher digitaler Horizont eine Option. Besonders praktisch am Display ist die Touch-Funktionalität. Diese macht sich besonders beim Navigieren durch Menüs positiv bemerkbar.
Video
Nun zum Herzstück der GH5. Das, was die Kamera von der Konkurrenz abhebt: Video. Hier bietet die Lumix GH5 deutlich mehr als jede andere Kamera in dieser Preisklasse. Das beginnt bei 4K-Video im Kinoformat (4096 x 2160) bei 60p. Reicht auch FHD, geht das sogar rauf bis 180p, woraus sich ausgezeichnete Zeitlupenaufnahmen basteln lassen. Bis auf 4K/60 wird in allen Videomodi mit 10-Bit-Farben aufgezeichnet.
Neben den ausgezeichneten internen Video-Optionen bietet die GH5 auch diverse Möglichkeiten, das System mit externen Mitteln zu erweitern. Per HDMI kann die Kamera mit externen Recordern verbunden werden und per XLR-Adapter können externe Audio-Interfaces problemlos verknüpft werden.
Per Firmware-Update will Panasonic sogar noch mehr Funktionen nachliefern. 10-Bit-Farben für 4K/60, 400-Mbit/s-Aufnahmen in 4K/30 und 4K-HDR sowie USB-Tethering sollen 2017 noch nachgeliefert werden.
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Sensor, Foto und Fazit
Sensor und Foto
Ein Grund, warum die Lumix GH5 in Sachen Video so stark vorlegen kann, ist der Sensor. Das kleinere Micro-4/3-Format macht die Verarbeitung der Daten ein wenig leichter. In Sachen Details kann Micro-4/3 nicht mit den ganz Grossen mithalten. Im Videobereich fällt das nicht besonders auf, da Panasonic hier mit ausgezeichneter Verarbeitung ordentlich Gegensteuer geben kann. Für Fotos ist der Abstand jedoch etwas grösser.
Micro-4/3 liegt grössentechnisch zwischen 1 Zoll und APS-C. Genau genommen ist der Sensor genau halb so gross wie das Kleinbildformat von 35 mm. Sämtliche Brennweiten werden also mal zwei gerechnet. Im Vergleich zu grösseren Sensoren gehen der GH5 ein wenig an Details verloren, zudem tun sich kleinere Sensoren bei höheren ISO-Werten schwerer, da sie anfälliger für Bildrauschen sind. Hier schlägt sich die GH5 jedoch ganz ordentlich und überzeugt auch bei 3200 ISO noch mit brauchbaren Bildern. Leider endet die ISO-Reichweite bei 12'800. Da hätte durchaus noch ein wenig mehr gehen dürfen.
Ein weiterer Nachteil des kleineren Sensors ist die niedrigere Tiefenunschärfe. Mit einem entsprechenden Objektiv schafft die GH5 durchaus ein ansprechendes Bokeh (verschwommener Hintergrund), aber nicht auf dem Niveau wie eine Kamera mit grösserem Sensor. Bedenkt man, dass es im APS-C-Bereich durchaus günstige Kameras gibt, ist das natürlich schade. Auch für den Videobereich, wo Tiefenunschärfe ein beliebtes Stilmittel ist.
Generell ist die GH5 in Sachen Bildqualität etwas unspektakulär. Klar: Fotoqualität ist nicht der Hauptfokus der GH5, aber für eine 2000-Franken-Kamera sind die Bilder etwas gar fad. Es fehlt das gewisse Etwas, wie die unvergleichlichen Farben von Fujifilm sowie die Klarheit von Nikon- und Canon-DSLRs. Zusammen mit dem Micro-4/3-Sensor bleibt die GH5 für Fotografen eher nicht die erste Wahl. Als Nebenprodukt für Videografen sind die Bilder jedoch wunderbar.
Kit-Objektiv Lumix G-Vario 12–60 mm f/3.5-5.6
Zum Schluss noch ein Wort zum Kit-Objektiv: Kaufen Sie die Kamera ohne. Für einen 2000-Franken-Kamerabody ist das 12–60-mm-Objektiv, das in den meisten Kits mitgeliefert wird, nicht würdig. Für eine günstigere Kamera, beispielsweise eine Einsteiger-DSLR, wäre das Objektiv durchaus passend. Auf einer GH5 ist es jedoch ein wenig, als würde man sich einen Ferrari kaufen und dann Holzräder montieren und durch die 30er-Zone holpern. Panasonic hat ein breites Angebot an ausgezeichneten Objektiven für die verschiedensten Anwendungen. Natürlich kosten diese ein wenig mehr als das Kit-Modell, allerdings lohnt sich das Upgrade in jedem Fall. Wenn das Budget knapp wird, sparen Sie besser bei der Kamera und holen sich eine günstigere Kamera mit einem hochwertigen Objektiv.
Tipp: Falls Ihnen das 12–60-mm-Objektiv grundsätzlich gefällt, gibt es mit dem Leica DC-Vario 12–60 mm f/2.8-4 eine deutlich bessere Version des Kit-Objektivs. Preislich liegt die Leica-Version sogar noch im Rahmen.
Fazit
Die Panasonic Lumix GH5 ist die beste Videokamera, die es derzeit für unter 3000 Franken gibt. Als Fotokamera kann die GH5 ihren Preis nicht wirklich rechtfertigen, aber für Videografen mit bürgerlichem Budget bietet die Kamera alles, was man sich dafür wünschen kann. Tun Sie sich einfach einen Gefallen und kaufen Sie den Body mit einem guten Objektiv, nicht das 12–60-mm-Kit.
Testergebnis
Video, Bedienung, Ergonomie
Belichtungsanzeige, Kit-Objektiv
Details: 20,3 Mpx, Micro-4/3, 200-12'800 ISO, 4K/60p, FHD/180p, 6K-Fotomodus, digitaler Sucher, HDMI, Mic-In, Kopfhörer-Out, USB-C, 2 x SD, dreh- und wendbares Touch-Display
Preis: Fr. 1975.–
Infos:panasonic.com
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